Das Haus der Kunst in München gehört zu den bedeutendsten Ausstellungsorten für zeitgenössische Kunst in Deutschland und blickt auf eine komplexe und vielschichtige Geschichte zurück.
Gegründet wurde das Haus der Kunst im Jahr 1937. Es war eines der ersten Prestigeprojekte des nationalsozialistischen Regimes unter Adolf Hitler und wurde ursprünglich unter dem Namen "Haus der Deutschen Kunst" eröffnet. Die Intention des NS-Staates war es, eine Bühne für eine als "rein" und "deutsch" definierte Kunst zu schaffen – im Gegensatz zur von den Nationalsozialisten diffamierten "entarteten Kunst".
Der Architekt Paul Ludwig Troost, einer der bevorzugten Baumeister Hitlers, entwarf das Gebäude im neoklassizistischen Stil. Der monumentale Bau aus Muschelkalk verkörpert die Ideologie jener Zeit: Strenge, Symmetrie und Monumentalität. Der Stil lässt sich eindeutig dem monumentalen Neoklassizismus zuordnen, einer Ästhetik, die die nationalsozialistische Ideologie visuell untermauern sollte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand das Gebäude zunächst unter amerikanischer Verwaltung. In der Nachkriegszeit wurde das Haus sukzessive entpolitisiert und erhielt seinen heutigen Namen: Haus der Kunst.
Seit den 1940er- und 1950er-Jahren entwickelte sich das Haus zu einem Zentrum für internationale Gegenwartskunst. Besonders in den letzten Jahrzehnten zeigte das Haus der Kunst wegweisende Ausstellungen zu Künstlern wie Ai Weiwei, El Anatsui, Joan Jonas, Matthew Barney, Georg Baselitz, Andreas Gursky und William Kentridge.
Stilistisch orientiert sich das Programm heute an der internationalen Avantgarde, an konzeptuellen und performativen Ausdrucksformen ebenso wie an politisch motivierten Arbeiten. Dabei versteht sich das Haus der Kunst als Plattform für eine globale Kunstszene mit kritischem Blick auf Gesellschaft, Geschichte und Machtstrukturen.
Die aktuelle Leitung hat seit 2020 Andrea Lissoni inne. Der italienische Kurator und Kunsthistoriker war zuvor unter anderem für die Tate Modern in London tätig. Unter seiner künstlerischen Leitung verfolgt das Haus eine noch stärker transkulturelle Ausrichtung und öffnet sich verstärkt für performative und installative Formate.
Das Haus der Kunst ist heute ein internationaler Knotenpunkt für zeitgenössische Kunst. Es verknüpft seine historische Vergangenheit mit dem Anspruch, aktuelle Diskurse abzubilden, neue künstlerische Positionen zu fördern und gesellschaftlich relevante Themen sichtbar zu machen.
"Das Haus der Kunst ist ein Raum für die Stimmen der Gegenwart, die sich mit Vergangenheit und Zukunft auseinandersetzen", so Lissoni.
Diese einzigartige Institution verkörpert wie kaum eine andere den Wandel von einem ideologisch belasteten Ort zu einem offenen, inklusiven Zentrum für internationale Gegenwartskunst.