„Ein Ort der Begegnung mit der Welt“ – so beschreibt sich das Museum Fünf Kontinente selbst. Das älteste ethnologische Museum Deutschlands wurde 1862 unter dem Namen Königlich Ethnographische Sammlung gegründet. König Maximilian II. von Bayern legte damit den Grundstein für eine Institution, die das Wissen über außereuropäische Kulturen fördern und einem breiten Publikum zugänglich machen sollte.
Ab 1874 war das Museum im Gebäude der Bayerischen Nationalversammlung untergebracht und zog 1926 in das heutige klassizistische Palais an der Maximilianstraße ein. 1935 erhielt es den Namen Staatliches Museum für Völkerkunde, unter dem es viele Jahrzehnte firmierte. Erst im Jahr 2014 wurde es offiziell in Museum Fünf Kontinente umbenannt – ein Name, der den weltweiten Anspruch der Sammlung reflektiert.
Die Geschichte des Hauses ist eng mit dem Kolonialismus, der Missionierung und dem Forschungsdrang des 19. Jahrhunderts verbunden. Viele der Sammlungsstücke stammen aus dieser Zeit, in der europäische Wissenschaftler, Missionare und Reisende Kunst- und Alltagsobjekte aus Afrika, Asien, Ozeanien, Nord- und Südamerika nach München brachten. Die heutige Museumsarbeit reflektiert diese Herkunft kritisch und versucht, die Objekte im Dialog mit den Herkunftsgesellschaften neu zu kontextualisieren.
Künstlerisch und stilistisch lässt sich das Museum keiner bestimmten Epoche zuordnen, da es Werke und Alltagsobjekte aus allen fünf Kontinenten und unterschiedlichsten Zeiträumen präsentiert. Vom präkolumbianischen Goldschmuck über Masken aus Papua-Neuguinea bis hin zu buddhistischen Skulpturen aus dem Himalaya – das Museum bietet eine beeindruckende Bandbreite an ästhetischen und kulturellen Ausdrucksformen. Dabei steht weniger ein westlich geprägter Kunstbegriff im Vordergrund als vielmehr die kulturelle Bedeutung und Kontextualisierung der ausgestellten Objekte.
Zu den berühmtesten Künstlern oder Kunsthandwerkern des Museums zählen meist anonyme Meister, deren Werke in ihrer Herkunftskultur hoch geschätzt wurden, jedoch keine namentliche Erwähnung fanden. Das Museum hebt dabei die kulturelle Identität und spirituelle Tiefe vieler Objekte hervor, etwa bei den geschnitzten Ahnenfiguren aus Ozeanien oder den rituellen Textilien aus Indonesien.
Heute wird das Museum Fünf Kontinente von Dr. Inka Reiter geleitet, die seit 2023 die Direktion innehat. Sie folgt auf Dr. Christine Kron, die das Museum in eine neue Ära der transparenten Provenienzforschung und partizipativen Ausstellungsarbeit geführt hatte. Unter der neuen Leitung soll dieser Weg konsequent fortgesetzt und um digitale und globale Kooperationen erweitert werden.
„Wir wollen nicht über, sondern mit den Kulturen sprechen“, betont die Museumsleitung. Das Museum Fünf Kontinente ist heute ein offener Ort für Begegnung, Bildung und Dialog – mitten im Herzen Münchens und doch verbunden mit der ganzen Welt.