München, September 2014. »Myanmar. Von Pagoden, Longyis und Nat-Geistern« lautet der Titel der am 19. September 2014 beginnenden großen Sonderausstellung im Museum Fünf Kontinente. Ab 9. September ist dies der neue Name des Münchner Völkerkundemuseums. Die Ausstellung läutet eine neue Ära in der Geschichte des Hauses ein. »Die Umbenennung ist das Ergebnis einer intensiven Phase der Reflexion und Neuorientierung«, sagt Direktorin Christine Kron. »Innerhalb der vielfältigen Münchner Museumslandschaft stehen wir für einen einzigartigen Zugang zum kulturellen Reichtum der Menschheit. Unser Museum ist ein Ort des kulturellen Dialogs zwischen Menschen aller Kontinente: Hier können sie innehalten, neue Sichtweisen ausprobieren und andere Lebensweisen entdecken. Ein wunderbarer Einstieg dazu ist unsere Myanmar-Ausstellung.«Im Jahr 1911 reiste Lucian Scherman, Direktor des Münchner Völkerkundemuseums (jetzt Museum Fünf Kontinente), zusammen mit seiner Frau Christine nach Burma, dem heutigen Myanmar. Die beiden legten eine weltweit einzigartige ethnographische Sammlung an, zu der mehr als 2300 Objekte, 1200 Fotografien, ausführliche Reisetagebücher und Tonaufnahmen zählen. Die schönsten und kostbarsten Stücke der Sammlung sind nun erstmals in einer herausragenden Präsentation zu sehen. Die Besucher können auf den Spuren des Forscherpaares eines der faszinierendsten Länder Asiens erkunden. Sie begegnen den verschiedensten Volksgruppen und deren Lebensweise, gewinnen Einblicke in den myanmarischen Alltag, tauchen ein in religiöse Feste und staunen über einmalige Kunstwerke. Die Reise führt durch vielfältige Landschaften und eröffnet den Zugang zu weitgehend Unbekanntem: Ob am lnle-See, Chindwin-Fluss oder in den weiten Bergregionen im Westen und Osten Myanmars – nur wenige Schritte entführen in andere Welten.
Ausgangspunkt der »Reise« ist ein Marktplatz, wie überall in der Welt auch in Myanmar Treffpunkt für Menschen aus nah und fern, Umschlagplatz für Handelswaren aller Art und Nachrichtenbörse zugleich. Bewegten sich Schermans seinerzeit noch »auf staubigen Straßen zu goldenen Pagoden«, so gelangen die Ausstellungsbesucher sauberen Fußes zu handverlesenen Höhepunkten. Dazu zählt ein Marionettentheater, dessen Figuren nach hundert Jahren zu neuem Leben erweckt wurden.
Auch die neuesten Veränderungen des »Goldenen Landes« werden aufgezeigt und man kann Zeuge der rasanten Entwicklungen Myanmars in den letzten Jahren werden. Wie verträgt sich eine schnellere, von wirtschaftlichen Zielsetzungen geprägte Lebensart mit der Spiritualität des Buddhismus in seiner speziell myanmarischen Ausformung? Wie lebendig ist der Glaube an die uralten Nat-Geister im neuen »Tigerstaat am Ayeyawaddy«? Sind die Naga immer noch ein »von Natur kampflustiges Volk«, wie es Christine und Lucian Scherman in ihrem Reisebericht in der Sprache ihrer Zeit ausdrückten?
Inspirierende Entdeckungen erwarten die Besucher im Ausstellungsbereich, der der zeitgenössischen Kunstszene Myanmars gewidmet ist. Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Nann Nann, Khin Zaw Latt, Zaw Win Pe oder Htein Lin belegen eindrucksvoll, wie fruchtbar der Boden des alten Burma, aber auch die politische Vergangenheit und Gegenwart des Landes für die Kunst des neuen Myanmar sind. Ein spannendes Begleitprogramm rundet die Präsentation der Sammlung Scherman ab und bringt Myanmar auf einzigartige Weise nahe.