Das Wiener Künstlerhaus wurde im Jahr 1861 gegründet und zählt zu den traditionsreichsten Künstlervereinigungen in Österreich. Die Gründung erfolgte unter dem offiziellen Namen „Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens“, mit dem Ziel, ein unabhängiges Forum für Kunstschaffende zu schaffen – frei von staatlicher Einflussnahme. Bereits 1868 wurde das historische Gebäude am Karlsplatz eröffnet, das fortan als Zentrum für Ausstellungen, künstlerischen Austausch und kulturelle Veranstaltungen diente.

Die Geschichte des Künstlerhauses ist eng mit der Entwicklung der österreichischen Kunst im 19. und 20. Jahrhundert verknüpft. Von Anfang an war es ein Ort der Auseinandersetzung zwischen traditionellen und modernen Ausdrucksformen. Im Gegensatz zur konservativen Akademie stand das Künstlerhaus für die Freiheit künstlerischer Ideen. Es spielte auch eine bedeutende Rolle im Spannungsfeld zwischen Konservatismus und Avantgarde – nicht zuletzt, als sich im Jahr 1897 die später weltberühmte Secession vom Künstlerhaus abspaltete.

Stilistisch war das Künstlerhaus ursprünglich vom Historismus geprägt. Später öffnete es sich zahlreichen Strömungen der Moderne, darunter Impressionismus, Symbolismus, Expressionismus und schließlich zeitgenössischen Tendenzen bis hin zur Medienkunst. Die Vielfalt an künstlerischen Positionen ist bis heute ein zentrales Merkmal der Institution.

In seiner Epochenüberspannung umfasst das Künstlerhaus Werke und Ausstellungen von der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst. Es wurde regelmäßig Schauplatz wichtiger kunsthistorischer Entwicklungen in Österreich und versteht sich als lebendige Plattform für aktuelle Diskurse.

Bedeutende Künstlerinnen und Künstler, die im Laufe der Zeit mit dem Wiener Künstlerhaus verbunden waren, sind unter anderem Hans Makart, Ferdinand Georg Waldmüller, Rudolf von Alt, aber auch Friedensreich Hundertwasser und Valie Export. Heute präsentiert das Künstlerhaus ein breites Spektrum an zeitgenössischen Positionen aus den Bereichen Bildende Kunst, Film, Medienkunst, Architektur und Design.

Seit der Generalsanierung, die 2020 abgeschlossen wurde, befindet sich das Künstlerhaus in einer neuen Phase. Es ist heute die Heimat der Albertina modern, einer Dependance der renommierten Albertina Wien. Die Leitung des Hauses liegt in den Händen der Albertina-Direktion, aktuell unter Klaus Albrecht Schröder. Gleichzeitig bleibt die Genossenschaft Künstlerhaus weiterhin als eigenständiger Verein aktiv und organisiert regelmäßig eigene Ausstellungen im Haus.

Das Wiener Künstlerhaus ist somit ein lebendiger Ort der Kunstgeschichte und Gegenwart, ein Spiegel der kulturellen Vielfalt Österreichs und ein Magnet für Kunstinteressierte aus aller Welt.