Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung, Wien
Mariahilfer Straße 1b/Top 1, Wien 1060, at
Email: office@kiesler.org

„Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“ – dieser Leitsatz durchzieht das Werk von Friedrich Kiesler, einem der visionärsten Künstler und Architekten des 20. Jahrhunderts. Die Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung wurde im Jahr 1997 in Wien gegründet. Sie entstand auf Basis eines Schenkungsvertrags zwischen der Republik Österreich und der Stadt Wien mit dem Ziel, das künstlerische Erbe des 1965 in New York verstorbenen Friedrich Kiesler dauerhaft zu bewahren, zu erforschen und öffentlich zugänglich zu machen.

Friedrich Kiesler, geboren 1890 in Czernowitz (damals Österreich-Ungarn, heute Ukraine), war ein interdisziplinärer Pionier der Moderne. Sein Werk überschritt konsequent die Grenzen zwischen Architektur, Kunst, Design und Theater. In den 1920er Jahren war er Teil der Wiener Avantgarde, bevor er in die USA emigrierte, wo er mit führenden Künstlern wie Marcel Duchamp, Piet Mondrian und Peggy Guggenheim kooperierte. Ein zentrales Werk seines Schaffens ist der Endless House, eine utopische Architekturvision, die bis heute als Schlüsselwerk der organischen Architektur gilt.

Lillian Kiesler, seine Ehefrau, war eine engagierte Unterstützerin, Förderin der Kunstszene in New York und nach Friedrichs Tod die entscheidende Kraft bei der Sicherung seines Nachlasses. Sie verfügte testamentarisch die Gründung einer Stiftung, die seinen Nachlass in Wien verwaltet – in der Stadt, mit der Friedrich Kiesler zeitlebens verbunden war.

Die Stiftung verfolgt das Ziel, das interdisziplinäre Denken und Arbeiten Friedrich Kieslers zu fördern. Dazu zählen Ausstellungen, wissenschaftliche Forschung, Publikationen und Kooperationen mit Museen, Universitäten und anderen Kulturinstitutionen weltweit. Die Stiftung bewahrt neben dem Nachlass auch eine umfangreiche Bibliothek, Zeichnungen, Manuskripte und persönliche Dokumente.

Stilistisch lässt sich das Werk Kieslers zwischen Surrealismus, Konstruktivismus und der organischen Moderne verorten, wobei sein Denken stets von einem holistischen Ansatz geprägt war. Er glaubte an das Zusammenspiel aller Künste – ein Ansatz, der heute in vielen zeitgenössischen Diskursen wieder an Bedeutung gewinnt.

Zu den vertretenen Künstlern und Denkerinnen, mit denen sich die Stiftung intensiv auseinandersetzt, gehören neben Kiesler selbst auch Vertreter*innen verwandter Richtungen, wie etwa Frederick Kiesler’s Zeitgenossen Marcel Duchamp, Kurt Schwitters und Theo van Doesburg. Darüber hinaus legt die Stiftung besonderen Wert auf die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler, die im Geiste Kieslers experimentieren und neue Wege gehen.

Heute wird die Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung von Marlies Wirth geleitet, einer renommierten Kuratorin und Designexpertin, die auch am MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien tätig ist. Sie bringt eine starke kuratorische Perspektive und internationale Vernetzung in die Arbeit der Stiftung ein.

Die Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung ist ein lebendiger Ort des Dialogs zwischen Vergangenheit und Zukunft, der das radikale Denken Friedrich Kieslers nicht nur bewahrt, sondern immer wieder neu interpretiert. Ihre Arbeit macht deutlich, wie aktuell und inspirierend sein Werk auch für das 21. Jahrhundert ist.