Die Innenarchitektur des Beratungszentrums der AK Wien mit ihren massiven, wie schräge Brückenpfeiler zur Decke ragenden Stützen sowie drei Gängen, die tunnelartig zu Besprechungs- zimmern führen, wird von Clemens Fürtler zur Inszenierung eines multimedialen Schaustücks zum Thema »Traffic / Ver- kehr« genützt. Auf einer Bildwand sehen wir uns als Insassen rasender Geisterfahrzeuge, die in letzter Sekunde gerade noch sich selbst ausweichen; neben einer Sitz- und Warte- bank steht ein gläserner Kubus, in dessen Innerem unbefah- rene Straßentrassen von unten nach oben und zurück führen, ohne über irgendeine Auf- oder Abfahrt zu verfügen. Auf großdimensionierten Fototapeten überlagern und türmen sich schemenhaft einmal Gleis- und Bahnkonstruktionen, ein andermal sich in ewigen Loops windende Straßenhochbauten.Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Clemens Fürtler mit dem Thema Verkehr in einer auf Gewinn von Zeit und Geld, auf Mobilität, Individualismus und Konsum ausgerichteten Welt. Reduziert auf die Basiskomponenten Fahrzeug und Straße / Schiene zeigt er das System des permanenten und massenhaf- ten Transports von Waren, Arbeitskräften und Individualreisen- den als funktionsloses, per se logistisches und somit letztlich delirierendes System. Umso phantastischer sind die aus seinen sogenannten »Bildmaschinen« gewonnenen Bildwelten, die er seit dem Jahr 2000 in unterschiedlichen Dimensionen und Kon- struktionsweisen fertigt: kinetische Skulpturen aus Modellbau- elementen, auf deren Straßen und Schienen mit Minikameras bewehrte Fahrzeuge in permanenten Loops rotieren und dabei außer Fotos, Videos, bewegten Licht- und Schattensensationen auch Fotogramme generieren. In den Räumen des Beratungs- zentrums der AK Wien sind zwei dieser »Bildmaschinen« zu sehen. Sie produzieren im Ausstellungskontext zwar keine neuen Bilder, dafür wird der Raum mittels medial unterschied- licher (älterer) Bildmaschinenprodukte selbst in eine Art Bildmaschine verwandelt. Hier sind es die KundInnen des Beratungszentrums, die als VerkehrsteilnehmerInnen gelegent- lich selbst im Stau stehen und nun die Möglichkeit haben, diese Momente des Wartens zu nützen, um über das Gehetztsein in unserer Arbeitswelt zu reflektieren und sich dabei zugleich einem auch durchaus unterhaltsamen Kunstgenuss hinzugeben. LUCAS GEHRMANN