Hassfurther begann seine Laufbahn im Buch- und Autographenhandel, ehe er von 1964 bis 1966 im traditionsreichen Kunstverlag Wolfrum in Wien tätig war. Dort verfeinerte er seinen Blick für Qualität, Echtheit und Bedeutung. Weitere prägende Jahre verbrachte er im Musikantiquariat Schneider, wo sich seine Affinität zur Musikgeschichte vertiefte. Doch seine eigentliche Bühne fand er ab 1976 mit der Eröffnung seiner eigenen Galerie in Wien. Diese entwickelte sich rasch zu einer festen Größe für Sammler, Wissenschaftler und Kunstliebhaber, besonders durch sorgfältig kuratierte Auktionen mit Fokus auf klassische Moderne und Alte Meister.
Persönlich war Wolfdietrich Hassfurther ein Mann mit Ecken und Kanten – und gerade das machte ihn unverwechselbar. In der oft glatten Welt des Kunstmarkts bewahrte er sich einen kritischen, mitunter unkonventionellen Geist. Seine Urteile waren fundiert, seine Leidenschaft spürbar, seine Überzeugungen nicht verhandelbar. Seine Kunden schätzten an ihm nicht nur sein profundes Fachwissen, sondern auch seine Klarheit im Urteil und seine menschliche Wärme im Gespräch. In einem Interview mit dem Kunstmagazin Altwien & Avantgarde (Nr. 8, 2015) sagte er: „Ich habe nie gesammelt, um zu besitzen, sondern um zu verstehen. Ein Objekt erzählt dir nur dann etwas, wenn du ihm zuhörst.“
International baute Hassfurther seine Reputation sukzessive aus, mit wachsender Resonanz insbesondere in Indien und China, wo sich neue Sammlerschichten für seine akribisch ausgewählten Stücke begeisterten. Die von ihm betreuten Auktionen galten als verlässlich, tief recherchiert und von hohem Anspruch. Er hinterließ damit nicht nur eine Sammlung, sondern auch eine Haltung – zur Kunst, zur Geschichte, zur Verantwortung des Händlers als Vermittler.
Die Auswahl der Stücke am 21. Mai 2025 zeugt von jener intellektuellen Tiefe und thematischen Vielfalt, die Hassfurthers Arbeit stets ausgezeichnet hat.
1047 – Karl Kraus: Bücher und Hefte von und über Karl Kraus (Konvolut 54 Stück)Ein bibliophiler Kosmos rund um den Sprachrebellen, Satiriker und Herausgeber der „Fackel“. Die 54 Bände umfassen Originalausgaben, Sekundärliteratur und seltene Drucke – ein Konvolut, das nicht nur Sammlerherzen höherschlagen lässt, sondern auch Germanisten und Literaturhistoriker anspricht.Rufpreis: € 500
1025 – Richard Wagner, Felix Mendelssohn Bartholdy u.a.: Bücher (Konvolut 18 Stück)Ein Querschnitt durch die musikalische Gelehrsamkeit des 19. Jahrhunderts. Dieses Paket vereint Biografien, musikwissenschaftliche Studien und seltene musikhistorische Drucke – ein reizvoller Fundus für Musikliebhaber und Wissenschaftler gleichermaßen.Rufpreis: € 500
1001 – (Friedrich Gottlieb Pinther): Flora universalis, Dresden, 1805Eine botanische Rarität von musealem Rang. Die naturgetreuen Abbildungen in Pinthers Werk dokumentieren den Wissensstand und den ästhetischen Anspruch der frühen botanischen Forschung. Ein Band, der wissenschaftliche Akribie und künstlerische Raffinesse vereint.Rufpreis: € 1.200
1008 – Adolf Bernhard Meyer: Unser Auer-, Rackel- und Birkwild und seine Abarten (Bild-Atlas), Wien, 1887Ein ornithologisches Standardwerk mit eindrucksvollen Illustrationen heimischer Wildvögel. Der Bild-Atlas besticht durch Detailtreue und seine Seltenheit auf dem Antiquariatsmarkt.Rufpreis: € 800
1017 – Sigmund Freud: Sammelband, Leipzig und Wien, 1905/06/07/09Originaldrucke aus den ersten Jahrzehnten der Psychoanalyse, vereint in einem historischen Band. Enthalten sind frühe Ausgaben von Freuds zentralen Werken, darunter die Traumdeutung und Texte zur Hysterie – ein Meilenstein für jede Freud-Sammlung.Rufpreis: € 500
Diese Auktion ist kein bloßer Katalogdurchlauf, sondern ein intellektueller Spaziergang durch das Lebenswerk eines leidenschaftlichen Kenners. Die Bandbreite reicht von Literatur über Musik und Botanik bis hin zur Tiefenpsychologie – ein Spiegel jener geistigen Neugier, die Hassfurther so einzigartig machte.
Die Geschäftsauflösung von Wolfdietrich Hassfurther ist mehr als das Ende einer Galerie – sie ist das letzte Kapitel einer sammlerischen Biografie, die selbst schon Teil der Kulturgeschichte geworden ist. In den Räumen von Im Kinsky wird nicht nur versteigert, sondern gewürdigt, weitergegeben, neu entdeckt. Die Handschrift Hassfurthers bleibt dabei lesbar – in jedem Stück, das nun einen neuen Besitzer findet.
„Das Schönste an der Kunst ist nicht ihr Besitz, sondern das Gespräch, das sie auslöst.“ Dieses ungeschriebene Motto begleitete Hassfurther über Jahrzehnte. Möge auch diese Auktion Gespräch, Erkenntnis und Begeisterung stiften – im Sinne eines Mannes, der Kunst nie als Ware, sondern als Dialog verstand.
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Tags: Adolf Bernhard Meyer, Antiquarische Bücher, Botanik, Bücher, Grafik, Karl Kraus, Literatur, Musik, Psychologie, Richard Wagner, Sigmund Freud, Wolfdietrich HassfurtherMontag bis Donnerstag 10-18 UhrFreitag 10-15 Uhr
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