Ein Judenbub aus Ottakring1929 als Erich Brauer geboren, wuchs er im Wiener Vorort Ottakring als Gassenbub mit jüdischen Wurzeln auf. Einen großen Teil seiner Freizeit verbrachte er mit anderen Kindern in den Gassen und Parks des Bezirks. Schon früh wurde Arik Brauer ein guter Beobachter des Alltagslebens. Dies ist anhand seiner Kinderzeichnungen nachzuvollziehen. Personen in seiner Nachbarschaft beflügelten seine Phantasie und einige sind als Figuren in seinen Bildern wiederzufinden.
Neben der Volksschule besucht er auch den jüdischen Religionsunterricht, wo ein Lehrer seine schöne Singstimmte erkannte und ihn zum Vorsingen in den Turnertempel schickte. Der „Anschluss“ 1938 beendet brutal seine sorglose Kindheit. Arik Brauers Vater, ein orthopädischer Schuster, wird im Konzentrationslager in Lettland ermordet. Arik bleibt mit seiner Mutter und seiner Schwester in Wien und arbeitet als Tischlerlehrling für den „Ältestenrat“ der Kultusgemeinde. In einem Schrebergarten versteckt, erlebt er das Ende der Nazi-Diktatur und die Befreiung Wiens durch die sowjetische Armee.
Gemalte GeschichtenNach 1945 studiert Arik Brauer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zu dieser Zeit eroberte die abstrakte Malerei die Kunstwelt. Die entgegengesetzte Richtung etablierte sich im Turmzimmer der Meisterklasse von Albert Paris Gütersloh, die Arik Brauer besuchte.
Medieninformation April 2019Ausgehend vom Surrealismus wurden hier in altmeisterlicher Technik Phantasiegestalten erfunden und gemalte Geschichten erzählt. Trotz der Vorbehalte der Kunstkritik waren die Reaktionen der Bevölkerung positiv. Gemeinsam mit Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden gehörte er der Wiener Schule des Phantastischen Realismus an, deren Feinmalerei bald Erfolge feierte.
Das künstlerische UniversalgenieAls junger Mann entdeckt Arik Brauer Israel und findet dort auch die Liebe seines Lebens, Naomi Dahabani. Die jemenitisch-jüdische Tradition, aus der seine Frau stammt, die sinnlichen Erfahrungen der Natur und die daraus resultierenden farblichen Eindrücke, finden sich unmittelbar in seiner Malerei wieder. Er reist mit dem Fahrrad durch Europa und Afrika, tritt als Tänzer auf und zieht schließlich mit seiner Frau Naomi nach Paris. Die Stadt beschert ihm nicht nur neue Impressionen, sondern auch den künstlerischen Durchbruch. Als etablierter Maler kehrt er mit seiner Familie nach Wien zurück.
Wie seine Bilder sind auch Arik Brauers Gesang und Musik voll von erlebten Geschichten, die ihn geprägt haben. Durch seine im Wiener Dialekt verfassten Lieder wird er zu einem Wegbereiter des Austropop und erklimmt in den 1970er-Jahren die Spitze der Hitparade. Der ungeahnte Erfolg wird ihm jedoch zu viel und er beendet sein musikalisches Schaffen. Das Malen bleibt weiterhin zentrales Element seines Lebens.
„Sie hab ́n a Haus baut“Bis heute überrascht Arik Brauer mit der ungebrochenen Aktualität seiner Forderungen nach einer grünen Stadt. Bereits in den 1970er-Jahren spricht er von grünen Fassaden und tritt für die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs ein. Er beschäftigt sich mit Architektur und realisiert Anfang der 1990er ein Haus nicht für sich selbst, wie etwa bei seinem Haus in Israel, sondern für den sozialen Wohnbau. Die mit Keramikbildern reich geschmückte und plastisch bewegte Straßenfassade des Hauses in der Gumpendorferstraße sticht zwischen den grauen Fassaden heraus. Im Hof befinden sich ein Rodelhügel und ein Biotop. Im Wohnbau selbst lässt er einen Garten mit begrünten Dachgärten und Terrassen in die Vertikale wachsen. Neben den Pflanzen werden auch Tiere Teil des Wohnbaus: es gibt einen Kleintierzoo und Aquarien in der Eingangshalle. Auf kritische Stimmen, dass nur Architekten Architektur schaffen können, kontert Brauer „Jeder Mensch sollte sich mit Architektur beschäftigen. /.../ Wir leben mit Architektur, wir genießen und erleiden Architektur. Also zu sagen, das geht nur die Architekten was an, finde ich unsinnig“.
„Arik Brauer. Alle meine Künste“ ist von 3. April bis 20. Oktober 2019 im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zur Ausstellung, die von Danielle Spera und Daniela Pscheiden kuratiert und von Fuhrer, Wien gestaltet wurde, erscheint ein Katalog zum Preis von 29,95 € im Amalthea Verlag. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.
Weitere Informationen unter www.jmw.at oder unter info@jmw.at.
Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.
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