Die Rolle der Fotografie wird in der ersten großen Ausstellung des Jahres bei der Betrachtung des „Lebens am Land“ deutlich. Beim Versuch, gängige Klischees des Landlebens – von der angeblichen Idylle im Grünen bis zur vermeintlichen Tristesse strukturschwacher Regionen – zu illustrieren, schärft eine Auswahl künstlerischer Arbeiten den Blick des Betrachters für feine „Zwischentöne“: Im Blick auf die Realität jener Menschen, die in Österreich, in Europa oder in den USA weit weg von Metropolen leben, geht es zentral um die Gerechtigkeitsfrage – wer hat wo Zugang zu welchen Ressourcen und findet auch dort Anbindung an die globalisierte Welt.Über Leben am Land (23.03. – 25.08.2019) ist eine Zusammenstellung internationaler fotografischer Positionen, die einlädt, über reale Lebenssituationen in der Provinz nachzudenken. Denn Menschen in ländlichen Gebieten leiden vermehrt unter ökonomischen und ökologischen Fehlentwicklungen unserer Zeit. Die Ausstellung ist von 23.03. bis 25.08. zu sehen und bildet einen Programmschwerpunkt des neuen vom KUNST HAUS WIEN ausgerichteten Fotofestivals.
Als thematischer Gegenpol zu Fotografien über das Landleben ist die zweite große Fotografie- Ausstellung des Jahres der Street Photography gewidmet, einem der schillerndsten und spannendsten Genres der Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Street.Life.Photography. (11.09.2019-16.02.2020) betitelte Themenschau umfasst 52 Positionen mit über 320 Werken, darunter Klassiker der Street Photography wie Diane Arbus, Robert Frank, Lee Friedlander, William Klein oder Martin Parr. Ihre Arbeiten dokumentieren die unmittelbar erfahrbare Lebenswelt des „urban space“ und haben damit Fotografiegeschichte geschrieben. Sie treten mit Aufnahmen junger internationaler und österreichischer KünstlerInnen wie Mohamed Bourouissa, Harri Pälviranta, Alex Dietrich und Lies Maculan in einen direkten Dialog. Der Vergleich der unterschiedlichen Inszenierungsmöglichkeiten des urbanen Raums früher und heute lässt nicht nur die Veränderung des städtischen Umfelds, der Mode, der Lifestyles usw. in Erscheinung treten, sondern veranschaulicht auch die Weiterentwicklung des Mediums selbst.