Man glaubt gar nicht, wie viele bildende Künstler_innen Musik gemacht haben bzw. auch als Musiker_innen aktiv sind. Dabei geht es um viel mehr als nur um die Hinwendung zu einem anderen Medium. Öffentliche Musikauftritte bedeuten, ebenso wie die Produktion von Alben und Videos ganz grundsätzlich andere Arbeitsbedingungen, ein spezielles Umfeld, die Konfrontation mit einem diversen Publikum und nicht zuletzt eine andere Einkommenssituation.Der Kunstkritiker Jörg Heiser spricht in Bezug auf dieses ab den 1960er-Jahren auftretende Phänomen von einem „Kontextwechsel“ zwischen bildender Kunst und Musik. In bewusster Anspielung auf das nicht von allen Künstler_innen immer offengelegte gleichzeitige Agieren in unterschiedlichen Feldern betitelt er sein Buch zu diesem Thema Doppelleben. Tatsächlich kann die Art, wie einzelne Persönlichkeiten die beiden Bereiche in ihrem Leben und ihrer Arbeit auseinanderhalten oder verschränken, sehr unterschiedlich sein.In manchen Fällen ist die Tätigkeit in beiden Feldern bestenfalls Insider_innen bekannt. Andere Künstler_innen wiederum suchen für ihre Musikauftritte sogar ganz bewusst den Rahmen der bildenden Kunst. Es ist ein breites Spektrum mit vielen Zwischentönen.Die Ausstellung im mumok rückt mit dem von Jörg Heiser entlehnten Titel Doppelleben bildende Künstler_innen in den Fokus, die Musik geschrieben und/oder produziert haben, die Musik öffentlich aufgeführt wie auch als Teil von Künstler_innenbands agiert haben oder dies immer noch tun. Dabei stellt die Ausstellung die Frage nach den Unterschieden zwischen „reinen“ Musiker_innen bzw. Künstler_innen und jenen, die in beiden Bereichen tätig sind. Ebenso wird thematisiert, welche Rolle die Musik bildender Künstler_innen innerhalb der Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts spielt.
Musik als KunstwerkIm Rahmen von Doppelleben wird im mumok ausschließlich Musik „ausgestellt“, und zwar in Form von Hörstationen, die, wo immer möglich, mit Bildmaterial – Videos oder Fotografien von Konzert- und Studioauftritten – verbunden sind. Damit wird der großen Bedeutung der von den Künstler_innen jeweils unterschiedlich inszenierten Performancesituationen Rechnung getragen. Informationen zum bildnerischen Schaffen der einzelnen Künstler_innen stehen den Besucher_innen begleitend zur Verfügung.
Kuratiert von Eva Badura-Triska und Edek Bartz.