„Ernst war ein Vollblutgalerist, aber auch der wunderbarste Ehemann und Freund“, wird sie zitiert. Noch kurz vor seinem Tod war Hilger auf einer Kunstmesse sowie in einem Künstleratelier aktiv – sein Tod kam offenbar überraschend. Zu seinem 75. Geburtstag sagte er rückblickend: „Ich habe 50 ganz sensationelle Jahre gehabt. Ich war 30 Jahre lang der Platzhirsch. Aber ich habe keine Lust mehr herumzurasen.“
Diese Worte klingen heute wie ein letztes Resümee eines Lebens, das sich ganz der Kunst verschrieben hatte. In mehr als fünf Jahrzehnten war Ernst Hilger nicht nur ein unermüdlicher Förderer zeitgenössischer Kunst, sondern auch ein kultureller Visionär, dessen Einfluss weit über Wien hinausreichte. Seine Leidenschaft für Künstlerinnen und Künstler, seine Neugier und sein unternehmerischer Mut machten ihn zu einem Leuchtturm der europäischen Kunstszene.
Neben seiner intensiven Galeriearbeit baute Hilger eine bemerkenswerte Sammlung zeitgenössischer Kunst auf. Zwischen 400 und 500 Werke schenkte er dem Wien Museum musa – ein Akt der Großzügigkeit, der seine tiefe Verbundenheit mit der Stadt und ihrer Öffentlichkeit unterstreicht. Diese Schenkung war keine Geste des Rückzugs, sondern eine bewusste Entscheidung, Kunst zu teilen und zugänglich zu machen.
Bereits 2018 zeigte das Museum Angerlehner eine kuratierte Auswahl aus der Hilger Collection. Sie offenbarte nicht nur die Breite und Qualität der Sammlung, sondern auch Hilgers internationale Perspektive: zeitgenössische iranische und indonesische Malerei, kongolesische Fotografie und südafrikanische Skulptur demonstrieren seinen weiten Blick auf die globale Kunstwelt.
Doch Hilger wirkte nicht nur im Ausstellungsraum. Sein Engagement war auch institutionell bedeutend: Er war lange Zeit Präsident der Vereinigung der österreichischen Galerien, Mitglied im Beirat der Art Basel und von 2002 bis 2007 Präsident des europäischen Galeristenverbandes. Diese Ämter nutzte er, um strukturelle Verbesserungen für Galerien und Künstler auf europäischer Ebene voranzutreiben.
Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Ehrungen, darunter den Professorentitel im Jahr 2000 und das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien 2008. Doch die größte Auszeichnung war vielleicht der Respekt, den ihm Künstlerinnen, Kollegen und Kulturinstitutionen entgegenbrachten – für seine Integrität, seine Leidenschaft und seine Weitsicht.
Ernst Hilger bleibt als Galerist, Sammler, Kulturmanager und Impulsgeber unvergessen. Mit seiner Vision und seinem unermüdlichen Einsatz hat er nicht nur Kunstgeschichte geschrieben, sondern auch Generationen von Kunstschaffenden den Weg geebnet und hinterlässt am Kunstmarkt eine Lücke, die uns immer an ihn erinnert.
In einer Zeit, in der der Kunstmarkt sich ständig wandelt, bleibt sein Lebenswerk ein Fixstern. Ernst Hilger war mehr als ein Galerist – er war ein kulturelles Gewissen, ein Ermöglicher, ein Freund der Kunst. Seine Stimme wird fehlen, aber sein Echo bleibt.
Tags: Grafik, Kunst, Malerei, Skulpturen, Zeitgenössische Kunst.
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