Frühling in Wien-Döbling: Gartenlandschaft mit blühenden Bäumen, grüner Wiese, geschwungenem Weg und Villa im Hintergrund, von Carl Moll, ca. 1908, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, Schätzwert € 100.000 – 180.000, Ergebnis: 536.750 Euro; Fotocredit DOROTHEUM Frühling in Wien-Döbling: Gartenlandschaft mit blühenden Bäumen, grüner Wiese, geschwungenem Weg und Villa im Hintergrund, von Carl Moll, ca. 1908, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, Schätzwert € 100.000 – 180.000, Ergebnis: 536.750 Euro; Fotocredit DOROTHEUM - Mit freundlicher Genehmigung von: dorotheumAT

Was: Presse

Wann: 20.05.2025

Auktionsrekord für Carl Moll: „Garten in Döbling“ erzielt 380.000 Euro im Dorotheum

Am Abend des 20. Mai 2025 geschieht in Wien etwas Außergewöhnliches: Im ehrwürdigen Dorotheum, wo seit Jahrhunderten Kunstgeschichte geschrieben wird, wird ein Werk des großen Carl Moll versteigert – „Garten in Döbling“. Der Hammer fällt bei 380.000 Euro, der Gesamtpreis inklusive Aufgeld beträgt 536.750 Euro. Ein Moment der Stille. Ein neuer Auktionsrekord – nicht nur für Moll in Europa, sondern auch für das Haus selbst.

Das Gemälde, ein 100 × 100 cm großes Ölgemälde aus dem Jahr 1908, wurde ursprünglich mit einem Ausrufpreis von 80.000 Euro aufgerufen. Der Schätzpreis lag zwischen 100.000 und 180.000 Euro – doch das Bietgefecht entwickelte eine eigene Dynamik, eine Leidenschaft, die die Grenzen der Einschätzungen sprengte.

„Garten in Döbling“ ist mehr als ein Bild – es ist eine Hommage an eine Stadtlandschaft, an einen Ort, an ein Gefühl. Döbling, der 19. Wiener Gemeindebezirk, damals wie heute ein Refugium der Künste. Hier lebte Carl Moll mit seiner Familie, in einem von Josef Hoffmann entworfenen Haus – einem architektonischen Manifest der Wiener Moderne.

Die Provenienz dieses Werks ist ein Kapitel für sich: Ferdinand Bloch-Bauer, weltbekannt durch Klimts Porträt seiner Frau Adele, erwarb das Gemälde direkt nach der Ausstellung auf der Kunstschau Wien 1908. Es wanderte weiter zu Professor Julius Tandler, dann nach New York, wo es 58 Jahre in kalifornischem Privatbesitz verblieb. Eine Geschichte wie ein Roman, dokumentiert in den maßgeblichen Werkverzeichnissen von Cornelia Cabuk und Monika Fritz.

Das Bild selbst ist ein Fest für die Sinne. Weiße Blütenbäume, Narzissen, Gänseblümchen – eingefangen mit Moll’scher Präzision und jener kontemplativen Ruhe, die ihn zum Meister der Struktur macht.

„Kunst ist das Resultat innerer Notwendigkeit“, sagte Moll – und in diesem Werk offenbart sich diese Notwendigkeit in jeder Linie, jeder Fläche, jedem Lichtreflex.

Carl Moll, geboren 1861 in Wien, war nicht nur Gründungsmitglied der Wiener Secession, sondern auch einer ihrer geistigen Architekten. Seine Werke sind heute in den großen Häusern Europas zu Hause: im Leopold Museum, in der Österreichischen Galerie Belvedere, im Museum Niederösterreich.

Schon 2007 erzielte sein Werk „Blick auf Nussdorf“ im Dorotheum 278.630 Euro – ein stolzer Preis, aber der heutige Zuschlag hebt alles auf ein neues Niveau.

Der internationale Rekord liegt bei 4,75 Millionen US-Dollar für „Weißes Interieur“ (1905), versteigert bei Freeman’s in Philadelphia.

Doch Wien, die Stadt seiner Herkunft, hat nun mit „Garten in Döbling“ einen eigenen Meilenstein gesetzt. Eine Bestätigung dafür, dass die Werke von Carl Moll nicht nur Kunst, sondern auch Geschichte atmen – und dass ihre Strahlkraft weit über die Grenzen Österreichs hinaus reicht.

Tags: Carl Moll, Gemälde, Kunst, Malerei, Moderne Kunst

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