Wander Bertoni Bewegung III Entwurf 1953 Bronze poliert, Guss posthum Höhe 30 cm Auflage 7 x 2 AP Wander Bertoni Bewegung III Entwurf 1953 Bronze poliert, Guss posthum Höhe 30 cm Auflage 7 x 2 AP - Mit freundlicher Genehmigung von: artziwna.com

Was: Presse

Wann: 14.04.2025

Zwei große Namen der österreichischen Nachkriegskunst im künstlerischen Dialog: Wander Bertoni und Hans Staudacher

Zwei herausragende Persönlichkeiten der österreichischen Kunstgeschichte begegnen sich in einer besonderen Ausstellung, die dem 100. Geburtstag von Wander Bertoni gewidmet ist. In einer Kooperation der galerie artziwna und der Galerie bei der Albertina –…

Zwei große Namen der österreichischen Nachkriegskunst im künstlerischen Dialog: Wander Bertoni und Hans Staudacher

Zwei herausragende Persönlichkeiten der österreichischen Kunstgeschichte begegnen sich in einer besonderen Ausstellung, die dem 100. Geburtstag von Wander Bertoni gewidmet ist. In einer Kooperation der galerie artziwna und der Galerie bei der Albertina – Zetter wird eine außergewöhnliche Verkaufsausstellung realisiert, die parallel in beiden Galerien in der Wiener Innenstadt stattfindet. Präsentiert werden die Skulpturen von Wander Bertoni im spannungsvollen Zusammenspiel mit der expressiven, abstrakten Malerei von Hans Staudacher. Beide Künstler wurden mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet – eine Würdigung, die ihren Stellenwert in der österreichischen Kunstlandschaft unterstreicht.

Die Ausstellung bringt zwei gegensätzliche, aber harmonisch aufeinander abgestimmte Ausdrucksformen in den Dialog. Bewegung, Emotion und freie Gestik verbinden sich zu einem eindrucksvollen, raumgreifenden Erlebnis. Die poetische Plastizität von Bertonis Skulpturen trifft auf die impulsive, lyrisch-abstrakte Malerei Staudachers – ein Wechselspiel, das den Besucher in den Bann zieht.

Wander Bertoni – vom Figürlichen zur symbolischen Abstraktion

„Wander Bertoni ist einer der großen österreichischen Bildhauer, der schon in den frühen 1950er-Jahren den Schritt vom Figürlichen zur Abstraktion und später zum Symbolischen schaffte.“

Der gebürtige Italiener kam als 18-jähriger Zwangsarbeiter nach Wien. Nach dem Krieg ermöglichte ihm Herbert Boeckl das Studium an der Akademie der bildenden Künste. Dort wurde Bertoni der erste ausländische Schüler von Fritz Wotruba – eine prägende künstlerische Erfahrung.

Sein Schaffen beginnt in den Jahren um 1945 mit Werken wie der „Kämmenden“, der „Sitzenden Figur“ oder der „Liegenden“. Hier zeigt sich bereits sein Gespür für den Dialog zwischen Körper und Raum, für fließende Linien und harmonische Bewegungen. Eine zentrale Werkgruppe bilden plastische Bildnisse von Köpfen, die sowohl für öffentliche Aufträge als auch aus persönlichem Interesse entstanden.

Musik hatte für Bertoni einen hohen Stellenwert: „Wie er selbst einmal meinte, war ihm die Musik so wichtig wie seine eigene künstlerische Arbeit.“ Dieses Verhältnis wird in einer Serie figürlicher Plastiken spürbar, die eine beinahe sakrale Aura ausstrahlen.

Im weiteren Verlauf seiner Entwicklung setzte er sich mit dem Kubismus auseinander, was in gegenstandslosen Arbeiten wie der Skulptur „Bewegung“ gipfelte. Trotz Abstraktion bleibt seine Kunst stets inhaltlich aufgeladen. Das „Imaginäre Alphabet“ markiert eine Phase, die auch international Beachtung fand.

In den 1970er-Jahren griff er in der Werkgruppe „Das Auge“ das Spiel mit Farben wieder auf. Später entstanden Werkgruppen wie „Ecclesia“, der „Sonnenanbeter“ sowie die „Pomona“-Paraphrasen. Struktur, Glätte und Verdichtung prägen hier die künstlerische Sprache.

Auch Bertonis Reisen – etwa nach Griechenland, Nepal, Sri Lanka, Bali oder besonders Südindien – hinterließen deutliche Spuren in seinem Werk. Mit dem „Indischen Tagebuch“ (1975–1981), bestehend aus rund 70 Einzelwerken, wandte er sich dem Kreatürlichen zu und verarbeitete spirituelle und religiöse Themen.

Kristian Sotriffer brachte Bertonis Philosophie auf den Punkt: „Er meint, dass es für Bertoni keinen wesensmäßigen Unterschied zwischen figurativer und abstrakter Kunst gab, weil für ihn Kunst Ausdruck und Offenbarung jenes Unsichtbaren war, das unter der Oberfläche der dinglichen Welt liegt – das Leben in seiner Fülle.“

Ab seinem 40. Lebensjahr leitete Bertoni die Meisterklasse für Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst Wien. 1965 kaufte er die „Gritsch-Mühle“ in Winden am See, die er zu einem Freilichtmuseum und Ort der Kunst umgestaltete. Seine Werke finden sich heute in zahlreichen Museen und öffentlichen Räumen im In- und Ausland.

Hans Staudacher – lyrische Abstraktion und emotionale Expressivität

Hans Staudacher wurde am 14. Januar 1923 in St. Urban am Ossiacher See geboren. Trotz bescheidener Herkunft und ohne formale künstlerische Ausbildung entwickelte er als Autodidakt ein tiefes Gespür für Porträt- und Landschaftsmalerei. Ab 1948 nahm er aktiv an Ausstellungen teil und orientierte sich zunächst an Künstlern des Nötscher Kreises, darunter Arnold Clementschitsch.

1950 verließ er Kärnten und zog nach Wien, wo er sich den Secessionisten anschloss. Prägend waren mehrere Aufenthalte in Paris und die Bekanntschaft mit George Mathieu, dem führenden Vertreter des Informel. Von da an entwickelte Staudacher seine charakteristische Ausdrucksform: spontane, abstrakte Farbgebilde kombiniert mit Schriftzeichen, die als Botschaften oder persönliche Notizen auf dem Bildgrund erscheinen.

Diese Verbindung aus Farbe, Geste und Text wurde sein Markenzeichen. 1956 nahm er an der Biennale in Venedig teil, 1965 gewann er den Hauptpreis auf der Biennale in Tokio.

Sein Atelier in der Heller-Fabrik im 10. Wiener Gemeindebezirk war über Jahrzehnte Zentrum seines Schaffens. Die großzügigen Räume ermöglichten ihm großformatige Bildzyklen, in denen er autobiografische Themen malerisch verarbeitete. Emotionale Spontanität war ihm ein zentrales Anliegen – die sogenannten „nu“-Bilder entstanden oft in einem einzigen Zug.

Seine Werke tragen Titel wie „In der Davidgasse gemalt“ oder „Malen in Liberté“, die seinen Freiheitsdrang künstlerisch widerspiegeln. 1997 wurde ihm zu seinem 75. Geburtstag eine große Ausstellung im Palais Harrach gewidmet. 2004 erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.

Hans Staudacher gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Informel in Österreich. Seine skripturale Malerei, sein Bezug zum Lettrismus und sein gestischer Tachismus machen ihn zu einer einzigartigen Figur in der europäischen Kunstgeschichte. Seine Werke sind heute unter anderem in der Albertina, im Belvedere, im mumok und im Museum of Art in Cincinnati vertreten.

Er verstarb kurz nach seinem 97. Geburtstag im Jänner 2021. Seine Haltung zur Kunst bleibt unvergessen:

„Kunst ist nicht Geschäft, sondern Freiheit der Seele, Freiheit des Raumes, Freiheit des Geistes – und es ist sehr wichtig, dass wir uns das erhalten.“

Tags: Hans Staudacher, Malerei, Skulpturen, Wander Bertoni

ÖFFNUNGSZEITENMo-Fr | 10-18 Uhr
Sa | 11-14 Uhr

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