L'Orfèvrerie, die Kunst der Gold- und Silberschmiede, war zeitlebens die Leidenschaft von Bernard De Leye – ein Gebiet, auf dem er weltweit als führender Kenner, Sammler und Kunsthändler gilt. In einer von einem aufwendigen und umfangeichen Katalog begleiteten Sonderauktion hat Lempertz am 15. Juli in Köln diese exzellente, mit großer Hingabe und Kennerschaft zusammengetragene Sammlung versteigert und mit 5,3 Mio. Euro ein sehr ansehnliches Ergebnis erzielt. Antiquitäten in dieser überragenden Fülle, Qualität und Bedeutung sind seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem deutschen Markt offeriert worden.Die Auktion umfasste 266 Kunstwerke: Vertu-Objekte, Silberarbeiten, Gemälde und Skulpturen, darunter Stücke von höchster musealer und historischer Qualität und überwältigender Schönheit – Objekte, die von Königen, dem russischen Zarenhof und hochrangigem Adel in Auftrag gegeben, von den vielseitigsten Künstlern geschaffen wurden. Die elegante französische Kultur des 18. Jahrhunderts war sicherlich das Thema von De Leyes Leidenschaft. Daneben aber bestand die Sammlung auch aus außergewöhnlichen Stücken der gotischen und barocken Skulptur aus Italien und Flandern sowie auch aus Kunstwerken der Antike, des Symbolismus und Jugendstils. Dominant allerdings waren hochbedeutende Silberobjekte des 17. – 19. Jahrhunderts.
1,1 Mio. Euro investierte ein belgischer Sammler in das Spitzenobjekt der Auktion: Eine 1770 im Auftrag von Louis XV in Paris von Jean-Baptiste-François Chéret gearbeitete, sehr fein ziselierte, vergoldete Silberkanne mit dem dazugehörenden Bassin. Das Set war ein Geschenk des französischen Königs an seine ehemalige Mätresse Marguerite Catherine Hainault und ihren späteren Ehemann Marquis de Montmelas. Zusätzlich wurden auch die vier dazugehören- den Entwurfszeichnungen des Silberschmieds angeboten (Lot 181, € 1,0 Mio.).
Ein weiterer Höhepunkt wurde mit € 325.000 ein sehr fein gearbeiteter Bernsteinaltar, der sich ehemals im Kloster Einsiedeln in Danzig befunden hat. Der um 1690 in hellem, dunklem und transluzidem Bernstein sowie Elfenbein geschaffene und Christoph Maucher zugeschrie- bene Altar wandert nun in eine belgische Sammlung (Lot 51, € 280.000). Mit € 262.000 wurde ein in Stuttgart um 1680 gefertigtes silbernes Trinkgefäß in Form eines Hirschen von Johann Jakob Wagner über der Taxe von einer belgischen Sammlung übernommen (Lot 92; € 200.000).
Ein François van Bossuit (1635–1692) zugeschriebenes kleines Elfenbeinrelief mit der Häutung des Marsyas wurde von einem Sammler von € 160.000 bis auf 212.000 gehoben (Lot 74). Aus den zahlreichen Skulpturen und Kleinplastiken ragte insbesondere ein großer, dem Meister Mattheus van Beveren (1630–1690) zugeschriebener 75 cm großer Corpus Christi aus Elfenbein heraus. Ein belgischer Sammler war mit dem Einsatz von € 206.000 erfolgreich (Lot 87, € 180.000).
Ein kleines in Österreich Mitte des 17. Jahrhunderts gearbeitetes Altarkreuz in Silber und Bergkris-tall wurde mit € 137.000 von einem Schweizer Sammler deutlich über die Taxe von € 80.000 gehoben (Lot 59). Eine äußerst qualitätvolle, Mitte des 13. Jh. in Limoges gearbeitete Schale mit königlich-französischem Wappen aus vergoldeter Bronze und Email spielte € 125.000 ein (Lot 5, € 100.000).
€ 119.000 lautete das Ergebnis für ein Rarissimum: Eine wohl in Nürnberg im letzten Viertel des 16. Jh. entstandene tragbare Kleinorgel, ein sogenanntes "Bibelregal", aus dem Kloster Berlaymont in Brüssel zog mehrere Bieter an, die um das außergewöhnliche Objekt kämpften (Lot 34, € 60.000). Enorme Steigerungen erlebten auch weitere ungewöhnliche Kunstwerke: So war etwa ein in Hirschhorn und vergoldeter Bronze gearbeitetes süddeutsches Pulverhorn mit Darstellung der Lucretia aus der Zeit um 1600 heftig umkämpft. Erst mit der Bewilligung von € 37.500 konnte eine norwegische Sammlung die Konkurrenz überwinden (Lot 28, € 2.000). Auch eine um 1600–1610 wohl in den nördlichen Niederlanden und Arent van Bolten zugeschriebene silberne Versuchung Christi in Form eines hochovalen Reliefs stieg mit € 42.000 weit über seine Taxe von € 10.000 (Lot 42).
Pariser Handel bewilligte € 150.000 für den 1893 in Paris von Jules-Paul Brateau geschaf- fenen und mit superben Emaillierungen von Paul Grandhomme versehenen einzigartigen Jugendstil-Goldbecher "Les Vendanges" (Lot 245, € 120.000).