Die Hauptstadt im Blick der Kunst: Lempertz kündigt Berlin-Auktion mit Werken von Brücke, Menzel, Wolff und Leistikow anWenn Berlin zur Muse wird, dann darf man große Kunst erwarten. Die kommende Auktion bei Lempertz in Berlin lässt keinen Zweifel daran: Diese Stadt spielt die Hauptrolle – in Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Porzellan. Mit Werken, die nicht nur Sammlerherzen höher schlagen lassen, sondern auch kulturhistorische Tiefe besitzen.
Ein zentrales Highlight ist das Gemälde „Unter den Linden“ von Wilhelm Brücke, ein eindrucksvolles Panorama des berühmten Boulevards zwischen Brandenburger Tor und Schloss. Kaum eine Straße spiegelt mehr Berliner Geschichte wider. Auf einen Blick sieht man tief in die Kulturgeschichte Berlins: „Stadtschloss, das Kronprinzenpalais, davor das Palais Prinz Heinrichs, des jüngeren Bruders Friedrichs II., das seit 1809 Hauptsitz der Humboldt Universität ist, gegenüber die Neue Wache.“
Kein Geringerer als Willy Brandt, der ehemalige Regierende Bürgermeister und spätere Bundeskanzler, war einst im Besitz dieses Gemäldes. Der Künstler Wilhelm Brücke, der an der Berliner Kunstakademie sowie in Rom und St. Petersburg studierte, zählt zu den bedeutendsten Architekturmalern des 19. Jahrhunderts. „Unter den Linden“ wird in der Berlin-Auktion mit dem Schätzwert von 50.000 bis 60.000 Euro aufgerufen.
Ein weiteres Kapitel Berliner Kunstgeschichte schlägt Adolf von Menzel auf. Der große Realist des 19. Jahrhunderts ist mit mehreren Zeichnungen vertreten. Angeführt wird die Auswahl von der feinen Ansicht des „Wallpavillon im Zwinger“, geschätzt auf 18.000 bis 22.000 Euro. „Mehrfach hatte der Künstler Dresden besucht und dabei die Architektur der Stadt in Zeichnungen festgehalten, die sich heute in großen Museen weltweit befinden.“ Weitere Arbeiten von Menzel umfassen ein Selbstportrait als Vorstudie zur Lithografie „Der Antiquar“ (10.000 bis 15.000 Euro) sowie ein Studienblatt mit knieenden Figuren (3.000 bis 4.000 Euro).
In der Skulpturensparte brilliert Emil Wolff mit einem Hauptwerk seiner römischen Zeit. Die 105 cm hohe Marmorplastik „Jugendlicher Satyr“ entstand um 1850 in Rom, wo Wolff das Atelier von Rudolf Schadow übernommen hatte. Laut Literatur existieren nur drei Versionen dieser Figur, von denen eine verschollen ist und eine zweite vor einem Jahrzehnt in London versteigert wurde. Nun kommt die dritte Version zur Auktion, mit einem Schätzpreis von 50.000 bis 70.000 Euro.
Auch die feine Porzellankunst Preußens ist reich vertreten. Eine besonders prächtige KPM-Vase mit Berliner Ansichten wurde 1830 im Auftrag von König Friedrich Wilhelm III. für die Gräfin von Reden gefertigt. „Das Museum in Berlin“ und „Die Werdersche Kirche in Berlin“, beides Entwürfe von Schinkel, zieren das Porzellan, das einst zur berühmten Twinight Collection gehörte. Der Schätzpreis liegt bei 40.000 bis 60.000 Euro. Passend dazu wird eine Büste Schinkels nach Christian Friedrich Tieck versteigert – ein Guss aus einer Berliner Gießerei des 19. Jahrhunderts, geschätzt auf 6.000 bis 8.000 Euro (Lot 113).
Ein weiteres bedeutendes Porzellanobjekt ist die KPM-Vase mit „fleurs en terrasse“, um 1795 nach französischem Vorbild gefertigt. Das seltene Stück ist in der Fachliteratur dokumentiert und wird mit 13.000 bis 15.000 Euro bewertet.
Die moderne Malerei ist eindrucksvoll mit drei Werken von Walter Leistikow vertreten. Seine „Strandpromenade von Helgoland“ von 1892 war bereits im Entstehungsjahr ausgestellt und wurde von der Kritik mit Werken Liebermanns verglichen. Zwei weitere Ansichten des Grunewaldsees, die einander ergänzen, jedoch keine Gegenstücke sind, zeigen Leistikows besondere Stärke in der Naturdarstellung. Der Schätzpreis für die Helgoland-Arbeit liegt bei 50.000 bis 60.000 Euro.
Einen besonderen Akzent setzt auch Hans Hubert Dietzsch-Sachsenhausen mit seiner Bronze „Der Sonne entgegen“. Das Werk aus dem Jahr 1919 spiegelt die naturverbundene Freiheitsbewegung jener Zeit und symbolisiert das Lebensgefühl des aufkommenden Naturismus in Berlin. Die lebensgroße Plastik ist auf 30.000 bis 40.000 Euro geschätzt.
Die Vorbesichtigung beginnt am Freitag, dem 13. Juni, um 18 Uhr bei Lempertz in Berlin, Poststraße 22 im Nikolaiviertel. Vom 14. bis 19. Juni kann die Ausstellung täglich von 10 bis 17 Uhr besucht werden – ein Pflichttermin für Sammler, Kunsthistoriker und Liebhaber der Hauptstadt in all ihren künstlerischen Facetten.
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