Die Freunde der Staatsgalerie Stuttgart starteten dank der Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und mit Unterstützung der Staatsgalerie Stuttgart ein Projekt zur Provenienzforschung.Der Verein der Freunde der Staatsgalerie Stuttgart ist eine der ersten privat getragenen Institutionen Deutschlands, die sich der moralisch-ethischen Verpflichtung stellt und seine Sammlung systematisch und proaktiv auf NS-Raubgut hin untersucht. Der Vereinsvorsitzende Markus Benz: „Als erster Förderverein in Deutschland, der sich dieser Aufgabe annimmt, freuen wir uns sehr, dass uns das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und die Staatsgalerie dabei unterstützen.“
Seit nunmehr zehn Jahren wird an der Staatsgalerie Stuttgart die Herkunft der Sammlung systematisch erforscht. Dabei werden die Provenienzen aller Kunstwerke überprüft, die vor 1945 entstanden sind und nach 1933 von der Staatsgalerie erworben wurden.
Mit dem Gemälde »Stillleben mit Gitarre« von Alexander Kanoldt, das 1935 vom damaligen Stuttgarter Galerieverein (heute: Freunde der Staatsgalerie Stuttgart e. V.) erworben worden war und 2008 an die Erben des Breslauer Sammlers Ismar Littmann restituiert wurde, kam auch der Bestand des Vereins der Freunde in den Fokus der Provenienzforschung. 2013 konnte der Verein das Gemälde wieder für die Staatsgalerie zurückkaufen.
Die Freunde der Staatsgalerie fördern seit ihrer Gründung 1906 die Kunstvermittlung, finanzieren Ausstellungen und bereichern vor allem durch gezielte Ankäufe von Kunstwerken die Sammlung der Staatsgalerie. Diese überlässt der Verein dem Museum als Dauerleihgaben. 2018 stellte der Vorstand, unterstützt durch die Experten der Staatsgalerie, bei der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg einen Antrag auf Förderung der Provenienzforschung, der zum 1. April 2019 für die Dauer von zwei Jahren bewilligt wurde.
Die Kunsthistorikerin Dr. Andrea Richter hat inzwischen damit begonnen, die Sammlung der Freunde der Staatsgalerie zu untersuchen. Von den mehr als 2.000 Kunstwerken, die der Verein im Laufe seiner Geschichte erworben hat, werden 183 Arbeiten genauer betrachtet. Dabei handelt es sich um 33 Gemälde, 147 Zeichnungen, eine Fotografie, ein Skizzenbuch und eine Skulptur. Der größte Teil der zu untersuchenden Kunstwerke sind Zeichnungen von Künstlern des 19. Jahrhunderts wie Carl Gustav Carus oder Joseph Anton Koch. Rund ein Viertel der Werke stammen aus dem 20. Jahrhundert, von Vertretern der Klassischen Moderne wie beispielsweise Egon Schiele oder Julio Gonzalez. Ein weiterer Teil umfasst Gemälde und Zeichnungen von bedeutenden Vertretern der Renaissance wie Hans Holbein d. Ä. oder Albrecht Dürer.
In den zwei Jahren der Förderung wird Andrea Richter die Herkunft der einzelnen Objekte genau recherchieren. Für den Zugang zu den hausinternen Archivunterlagen der Staatsgalerie und zu den Kunstwerken selbst ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Team der Staatsgalerie notwendig. Die Direktorin Prof. Dr. Christiane Lange dazu: „Natürlich ist es uns ein großes Anliegen, die Freunde der Staatsgalerie bei der Provenienzforschung zu unterstützen. Im Austausch mit uns kann auf diese Weise auch die Sammlungsgeschichte unserer beiden Institutionen genauer untersucht werden.“ Die Ergebnisse werden zum gegebenen Zeitpunkt online publiziert.