Roger Ballen, Clown, USA aus der Serie: Civil Rights, 1969 Gelatineentwicklungspapier, 15 x 22 cm © Roger Ballen Roger Ballen, Clown, USA aus der Serie: Civil Rights, 1969 Gelatineentwicklungspapier, 15 x 22 cm © Roger Ballen - Mit freundlicher Genehmigung von: MuenchnerStadtmuseum

Was: Presse

Wann: 21.08.2018

Das Münchner Stadtmuseum erhält eine großzügige Schenkung bedeutender Werke aus der Retrospektive „Roger Ballen Fotografien 1969-2009“, die 2010 von der Sammlung Fotografie realisiert wurde. Am Dienstag, den 21. August 2018 um 11 Uhr wird dem Münchner Stadtmuseum offiziell die Schenkung des in Südafrika lebenden Fotografen Roger Ballen übergeben. Diese besteht aus insgesamt…
Das Münchner Stadtmuseum erhält eine großzügige Schenkung bedeutender Werke aus der Retrospektive „Roger Ballen Fotografien 1969-2009“, die 2010 von der Sammlung Fotografie realisiert wurde. Am Dienstag, den 21. August 2018 um 11 Uhr wird dem Münchner Stadtmuseum offiziell die Schenkung des in Südafrika lebenden Fotografen Roger Ballen übergeben. Diese besteht aus insgesamt 175 Originalfotografien aus sämtlichen Schaffensperioden des Fotografen zwischen 1960 und 2014. Damit erhält die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums den international umfangreichsten Bestand an Arbeiten des Künstlers.

Roger Ballen (geb.1950, New York City) gilt als einer der bekanntesten zeitgenössischen Fotografen. Seine Werke zeugen von seiner Faszination für das Groteske und Abgründige, wobei die Aufnahmen stets auf dem Prinzip des Dokumentarischen basieren. Die in der Retrospektive gezeigten Arbeiten entstammen u.a. den Serien Boyhood, Dorps, Platteland, Shadow Chamber, Outland und Asylum.

Nach dem Tod seiner Mutter brach Ballen 1973 zu einer mehrjährigen Weltreise auf, in deren Verlauf die ersten Fotografien entstanden, die er 1979 in dem Buch „Boyhood“ veröffentlichte. Viele Aufnahmen zeugen von dem Einfluss der street Photograph.

Nach seiner Weltreise entschied sich Roger Ballen für ein Studium an der Colorado School of Mines, um 1981 nach Johannesburg zurückzukehren und dort als Geologe tätig zu werden. Auf seinen Fahrten durch das Land entdeckte er die Dorps, jene dörflichen Gemeinden, in denen bis heute Nachfahren der Buren leben. Die dort entstandenen Fotografien veröffentlichte Roger Ballen 1986 in dem Buch „Dorps. Small towns of South Africa” und in dem 1994 erschienenen Buch „Platteland“. Neben der Architektur porträtierte er auch die Bewohner der Dorps. In der kargen Landschaft des Plattelands (niederländisch: flaches Feld) hatten sich die weißen Tagelöhner, Dienstboten und Händler sowie Feld- und Minenarbeiter niedergelassen. Wie Roger Ballen in seinem Buch berichtet, fristeten die Bewohner des Plattland trotz ihrer Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse der weißen Bevölkerung in Zeiten der Apartheid ein trostloses Dasein, weitestgehend isoliert, fern von Schulbildung, medizinischer Versorgung und sonstigen Segnungen der Zivilisation. Viele waren Analphabeten und hingen in ihrem Aberglauben bizarren religiösen Praktiken wie Satanismus und Hexenkult an.

Roger Ballen hat die Bewohner in ihren klaustrophobisch anmutenden, verwahrlosten Behausungen aufgesucht und mit Mittelformatkamera und Blitzlicht fotografiert. Die bewusste Entscheidung für das quadratische Negativ- und Positivformat hat konzeptuelle Bedeutung, da auf diese Weise eine konzentrierte Ruhe und Statik in das Bild einkehrt.

Die Kamera registriert die seelischen Verstörungen von Menschen, die ungeschützt in die Kamera blicken und kein Bewusstsein für ihre visuelle Präsenz besitzen. Es sind Außenseiter und Ausgegrenzte, in deren Physiognomien sich die Zeichen einer tiefen Entfremdung von der sogenannten Normalität menschlichen Lebens eingeschrieben haben.

In den Fotografien der Serie „Outland“, 2001 als Buch erschienen, werden die Porträtierten zu Akteuren, die absurd anmutende Rollenspiele vollziehen. Requisiten wie Kabel, Rohre und Masken, aber auch Tiere wie Hunde, Katzen und Schweine werden von den Protagonisten gehalten und vorgezeigt.

In der Serie „Shadow Chamber“, 2005 veröffentlicht, erscheint der Mensch oft nur noch ausschnitthaft, während sich vom Künstler gefertigte Zeichnungen und Objekte ihren Platz erobern. Weniger als der äußeren Welt sind die Fotografien dieser Serie der inneren Welt des Künstlers verpflichtet und somit Ausdruck einer Suche nach dem gewöhnlich Verborgenen, dem Unterbewussten, das nicht selten in Gestalt von alptraumhaften Szenarien in Erscheinung tritt. Diese Suche setzt Roger Ballen auch in seinen jüngsten Arbeiten fort: der 2009 veröffentlichten Serie „Boarding House“ und der Serie „Asylum“, 2010. In den letzten Jahren verarbeitet Roger Ballen zunehmend seine Fotografien in Installationen wie auf der aktuellen Wiesbaden Biennale (23.08.-02.09.2018).

Der Künstler begreift jedes Foto als Teil des Selbst und damit als Ausweitung der eigenen Person. Das Fotografieren gleicht einer Entdeckungsreise in die eigene Psyche: „The older I get the more I need to get to the source, the place where dreams originate, the source of the psyche.“

Das Werk von Roger Ballen hat weltweit in Museen Anerkennung gefunden. Arbeiten des Künstlers befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Museum of Modern Art New York, der Tate Modern in London, des Centre Pompidou Paris oder im Museum Folkwang in Essen.

Roger Ballen wird zur offiziellen Übergabe der Schenkung im Münchner Stadtmuseum persönlich anwesend sein. Es sprechen der Kulturreferent der Landeshauptstadt München Dr. Hans-Georg Küppers, Dr. Ulrich Pohlmann, Leiter der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums und Roger Ballen. 

Biografie:1950 geboren in New York City. 1972 schließt er das Studium der Psychologie an der University of California in Berkeley ab. Von 1973 bis 1977 unternimmt er eine Reise durch Asien und Afrika. 1981 erhält er den Doktor der Philosophie an der Colorado School of Mines in Golden, Colorado. Roger Ballen lebt und arbeitet in Johannesburg.

Tags: Roger Ballen, Schwarzweißfotografie‎

Dienstag – Sonntag 10.00-18.00 UhrMontags geschlossen
Personen ab 18 Jahren 7 €
Personen unter 18 JahrenEintritt frei

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