1895 eröffnete der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Siegfried Samuel Bing seine Galerie für zeitgenössisches Kunsthandwerk, die Maison de l’Art Nouveau, die dem neuen Stil seinen Namen gab. Ein zweites, vollkommen eigenständiges Zentrum des Art Nouveau formierte sich mit der École de Nancy im Herzen Lothringens. Émile Gallé und die Manufaktur Daum Frères leisteten vor allem in der Glaskunst Außergewöhnliches, Louis Majorelle war als Möbeldesigner stilbildend. Mit spielerischer Heiterkeit und vor allem der floralen Ornamentik schufen die Art-Nouveau-Künstler in Zentren wie Brüssel, Paris und Nancy eine neue Gestaltung für die Belle Epoque, die schon bald ganz Europa in ihren Bann schlug.
Die Zeit um 1900 war eine Phase der Umbrüche. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Errungenschaften griffen tief in den Alltag ein, die Industrialisierung erreichte ihren Höhepunkt und das Leben verlagerte sich vom Land in die Städte. Der Art Nouveau schuf „belles choses“ – schöne Dinge –, die das alltägliche Leben verzaubern und die profane Umgebung in Kunst verwandeln sollten. Es kam zu einem letzten großen Aufleben des europäischen Kunsthandwerks, während gleichzeitig industrielle Materialien und maschinelle Produktionsweisen an Bedeutung gewannen.
Mit Spitzenstücken aus nationalen und internationalen Privatsammlungen, die teils zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden, lässt das Bröhan Museum den Glanz dieser Epoche wiederaufleben. Zusammenhängende Raumensembles lassen den Gesamtkunstwerk-Gedanken der Zeit um 1900 lebendig werden. Gleichzeitig ermöglicht die Einbeziehung neuer Forschungsperspektiven ein differenzierteres Bild dieser widerspruchsvollen Epoche an der Schwelle zur Moderne.
Das Bröhan-Museum widmet sich seit 50 Jahren der Kunstrichtung des Jugendstils, der von Anbeginn einer der Sammlungsschwerpunkte ist. In den letzten 10 Jahren hat sich das Haus – als Museum nicht nur für Jugendstil, sondern auch für Design und Kunst - verstärkt auch neueren Kunst- und Designströmungen bis hin zur Gegenwart geöffnet. Der eigene Sammlungsbestand dient dabei oft als Startpunkt für eine Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und Trends.
Öffnungszeiten: Di bis So von 10 bis 18 Uhr und an allen Feiertagen
Eintritt: 8,- €, erm. 5,- €.Tickets können online unter www.broehan-museum.de/service
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