Schuld–zwischen Schoa-Mahnmal und zerstörter mittelalterlicher Synagoge Die Räume für Wechselausstellungen im Museum Judenplatz befinden sich über der 1421 zerstörten mittelalterlichen Synagoge und…
Schuld–zwischen Schoa-Mahnmal und zerstörter mittelalterlicher Synagoge Die Räume für Wechselausstellungen im Museum Judenplatz befinden sich über der 1421 zerstörten mittelalterlichen Synagoge und…
Schuld–zwischen Schoa-Mahnmal und zerstörter mittelalterlicher Synagoge Die Räume für Wechselausstellungen im Museum Judenplatz befinden sich über der 1421 zerstörten mittelalterlichen Synagoge und hinter dem Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoa. Die Themen der kommenden und der künftigen Ausstellungen sind bewusst so gewählt, dass sie sich mit beidenStättenin Beziehung setzen lassen. Daraus ergibt sich die Formel „kleine Ausstellungen mit großen Themen“, die weit über die jüdische und über die Wiener bzw. österreichische Geschichte hinausgedacht werden sollen.
Dimensionen von Schuld–von Eva bis KobaltDie erste Ausstellung der Reihe erzählt unterschiedliche Schuldgeschichten von Adam und Eva bis in unsere Gegenwart und behandeltexistentielle, metaphysische, moralische und politische Schuld. Zumeist erstmals in Österreich gezeigte historische Objekte und ausgewählte Kunstwerke laden zur Auseinandersetzung mit diesem vielschichtigen Themenkomplex ein. Vielschichtigkeit, die nicht zuletzteiner Eindimensionalität entgegenwirkt. Denn wenn im Zusammenhang mit allem Jüdischen oder der Schoa von „Schuld“gesprochen wird, provoziert dies in Teilen der Gesellschaft oft eine spontane und heftige Abwehrhaltung.
Die Ausstellung beleuchtet auch die Schuld als Thema, das die Menschheit von Anbeginn an begleitet. Adam und Eva brachten nach jüdisch-christlicher Überlieferung durch ihren Sündenfall Schuld in die Welt. Kains Mord an seinem Bruder Abel gilt bis heute als Gleichnis für das Unrecht, das Menschen einander zufügen. Die Ausstellung präsentierteine herausragende Eva der Kunstgeschichte, eine Marmorskulptur der jüdischen Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries:Eine nackte, verzweifelte Eva, diesichvoller Schuldgefühl krümmt.
Während Schuldbekenntnisse ein zentraler Gedanke monotheistischer Religionen sind, fällt das Strafrecht Urteile über Schuld und Unschuld.Nach der Schoa wurde der Umgang mit Schuld zu einer bis in die Gegenwart relevanten gesellschaftspolitischen Frage. Ein zentrales Objekt dazustellt Gerhard Richters „Onkel Rudi“dar, ein Ölgemälde,das erstmals in Österreich ausgestellt wird.Das Motiv könnte vielen durchschnittlichen deutschen bzw. österreichischen Familien-Fotoalben entnommen sein. Es zeigt den Onkel des Künstlers in derOffiziersuniform der nationalsozialistischen deutschen Wehrmacht. Sieistjedochunscharf gemalt, als obsichdas kollektive Vergessen sich über den Onkel gelegt hätte, das familiäre Verschweigen oder auch die staatliche Verdrängung der Vergangenheit.
Ein durch die Schoa erstmals von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommenes Phänomen sind die Gewissensqualenvon Überlebenden, die oft das Gefühl hatten, dass sie unverdient überlebt hätten oder dass ihr Überleben eine Art Verrat an denjenigen gewesen sei, die ermordet wurden. In der Ausstellung ist die „Überlebendenschuld“durch ein Porträt des Auschwitz-Überlebenden und Schriftstellers Piotr Ravitz repräsentiert. Fotografiert vom weltberühmten Fälscher der Résistance, Adolfo Kaminski, nahm er sich bald nach der Aufnahme das Leben.
Auch in der Gesellschaft der Gegenwartist „Schuld“ein allgegenwärtigesThema,verstrickt uns doch der Diskurs über die Ungleichheit der Menschen und die Zerstörung des Planeten in Schuldgefühle. Diese existentielle Schuld wird durch ein Fläschchen mit Kobalt repräsentiert. Der Kobaltabbau bringt soziale Verwerfungen, Korruption undbewaffnete Konflikte mit sich. Gleichzeitig ist das Metall für uns alle unverzichtbar geworden, ist es doch wesentlicher Bestandteil elektronischer Geräte, vom Smartphone bis zum Elektroauto.
Schuldist von 28. März 2023 bis 29. Oktober 2023 im Museum Judenplatz, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zur Ausstellung, die von Sabine Apostolo, Gabriele Kohlbauer-Fritz, Marcus Patka und Andrea Winklbauerunter der Leitung von Direktorin Barbara Staudinger und Chefkurator Hannes Sulzenbacher kuratiertwurde, erscheint ein Katalog zum Preis von 18,90 € im Eigenverlag.Das Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 17 Uhr geöffnet.Der zweite Standort, JüdischesMuseum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.
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