Seile, Bälle und Kakteen treffen auf Zelte, Rucksäcke oder eine Leiter – Alois Mosbachers Werke zeigen das Gewöhnliche in ungewöhnlichen Konstellationen. Es entstehen rätselhafte Bilder der Natur, voll zufälliger Begegnungen und paradoxer Interaktionen zwischen Pflanzen, Tieren und Alltagsobjekten.Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: Mosbachers Ausstellung ist wie ein Konzeptalbum, ein Stück führt zum anderen, an welcher Stelle auch immer man einsteigt. Seine immersiven Environments sind als zeitkritische Referenz auf eine Wirklichkeit zu schätzen, in der das Schöne und das Abstoßende, das Politische und das Poetische nicht nur nebeneinander bestehen, sondern oft in eins fallen, so verwirrend das sein mag.
Alois Mosbacher gehört zu jener Generation österreichischer Künstler*innen, die neue Perspektiven für das Medium der Malerei eröffnete. Seit den 1980er-Jahren hat der einstige Repräsentant der „Neuen Wilden“ eine eigene Bildsprache entwickelt, die die narrativen Möglichkeiten der Kunst auslotet. Ohne Geschichten zu erzählen, bedient er sich in seiner Befragung der Malerei der suggestiven Macht des Storytelling. Der Künstler denkt über Werkgruppen und Serien hinaus, die mögliche Narration findet nicht auf der Bildfläche statt, sondern eher zwischen den Bildern. Dabei spielt auch die Inszenierung seiner Werke und deren mediale Bandbreite eine wichtige Rolle. Obwohl sich Mosbacher primär als Maler versteht, umfasst seine Arbeit heute Malerei, Videokunst sowie skulpturale und installative Arbeiten. Mit seiner Farbpalette erzeugt er suggestive koloristische Präsenzen, die jedes seiner Werke strahlen lassen.
Unter dem Titel Palinops entsteht im Belvedere 21 ein einzigartiges Kunstbiotop. Die Ausstellung folgt keinem linearen Erzählstrang; Richtung, Rhythmus und Tempo der Werkbetrachtung sind nicht vorgegeben. Der Raum versteht sich als begehbare Bühne. Landschaften, Stillleben und figurative Kompositionen aus unterschiedlichen Schaffensphasen treten miteinander in Dialog und bieten den Besucher*innen Raum für eigene Erzählstränge und Interpretationen. Immer wiederkehrende Elemente irrlichtern durch die Ausstellung, formen sich zu Geschichten, die sich wieder auflösen. So beschreibt auch der Begriff der Palinopsie eine Sinnestäuschung, bei der man das Detail eines zuvor gesehenen Bildes erneut sieht, ohne es real vor sich zu haben. Mosbacher übersetzt dieses Phänomen und kreiert eine rätselhafte und zugleich humorvolle Atmosphäre.
Miroslav Haľák, Kurator der Ausstellung: Mosbachers Palinopsie ist eine Realitätserweiterung und für die Betrachter*innen seiner Bilder fast eine Belohnung für das Teilhaben an einem Akt der künstlerischen Weltgestaltung. Erst indem wir uns aktiv gegenüber seinen Bildern verhalten, merken wir, wie fern die objektive Realität, also die Realität, die wir als „wahr“ bezeichnen würden, der Realität der Bilder von Alois Mosbacher ist.
Die Ausstellung verbindet die spielerisch-enigmatische Kunstsprache Mosbachers mit dem für ihn typischen Humor. Im Wald der ineinander verwachsenen Objekte, verknoteten Linien und erratischen Konstruktionen gelingt es dem Künstler, auch den banalsten Dingen eine autonome Identität zu verleihen. Die Wahrnehmung geht über das Dargestellte hinaus.