Highlight: Vortrag von Bénédicte Savoy, Expertin für "Translokationen" von Kunstwerken, am 28.1. im Belvedere 21 Was kann die Forderung nach der Entkolonialisierung des Museums für die zeitgenössische Kunst und die künstlerische Forschung bedeuten? Dieser Frage widmet sich das Public Program des Belvedere am 26. und 28. Jänner mit zwei Filmen von Belinda Kazeem-Kamiński, dem Forschungsprojekt REPATRIATES von Khadija von Zinnenburg Carroll sowie einem Vortrag von Bénédicte Savoy. Eintritt frei!Termine Public Program bis Juni 2023:Das Museum entkolonialisieren: 26. und 28. Jänner 2023Queer-feministische Aktionswoche und Edit-a-thon: 13. bis 19. März 2023Queering the Belvedere: 1., 15., 22. und 29. Juni 2023
Im Mittelpunkt des von Christiane Erharter und Claudia Slanar kuratierten Public Program stehen dringende Fragen und Herausforderungen der Gegenwart sowie künstlerische und aktivistische Strategien, damit umzugehen. Bei freiem Eintritt finden im Jänner Filmvorführungen, Präsentationen und Vorträge zum Thema „Das Museum entkolonialisieren“ statt, im März eine „queer-feministische Aktionswoche“ und im Pride Monat Juni das Programm „Queering the Belvedere“.
Am 26. Jänner präsentiert Belinda Kazeem-Kamiński die Filme The Letter (2019) und Fleshbacks (2021). Die in der Schwarzen feministischen Theorie verwurzelte Autorin, Künstlerin und Wissenschaftlerin hat eine forschungsbasierte und prozessorientierte Untersuchungspraxis entwickelt, die sich mit Archiven befasst, insbesondere mit den Leerstellen in öffentlichen Archiven und Sammlungen. In ihrem Werk verschränkt sie das Dokumentarische mit dem Fiktionalen und zerlegt die Gegenwärtigkeit einer ewigen kolonialen Vergangenheit. Ausgangspunkt der beiden Filme ist die eindringliche Erinnerung an eine Gruppe Westafrikaner*innen im Wien des 19. Jahrhunderts.
Was passiert, wenn große Museen in Europa damit beginnen, Kunstwerke aus ihren Sammlungen an Gemeinschaften zurückzugeben, die jenen während der Kolonialisierung entzogen worden waren? Dieser Frage widmet sich das internationale Forschungsprojekt REPATRIATES: Artistic Research in Museums and Communities in the Process of Repatriation from Europe unter der Leitung der australischen Künstlerin und Historikerin Khadija von Zinnenburg Carroll. Die Rückführung solcher Kulturgüter hat oft komplexe politische, historische, rechtliche und emotionale Dimensionen, die in aktuellen internationalen Fallstudien von Rückführungsanträgen untersucht werden. Am 28. Jänner gibt es eine gemeinsame Präsentation mit Adewole Falade, Verena Melgarejo Weinandt, Samson Ogiamien und Julian Reinisch – mit Filmen und einer Diskussion.
Ebenfalls am 28. Jänner erzählt die renommierte französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy in ihrem Vortrag Afrikas Kampf um seine Kunst – wo stehen wir heute? die gespenstische Geschichte einer verpassten Chance und einer Niederlage, die aktuell mit umso größerer Wucht zurückschlägt. Seit 2017 wird das Thema der Rückgabe von Objekten, die während der Kolonialzeit nach Europa gebracht worden waren, wie einst in den 1960er-Jahren erneut diskutiert. Moderiert wird die Veranstaltung von der Wiener Journalistin und Historikerin Vanessa Spanbauer.