Die Schau konzentriert sich auf Clementes Selbstbetrachtungen und, damit in engem Zusammenhang, auf seine Reisen sowie Arbeiten an den verschiedensten Orten der…
Die Schau konzentriert sich auf Clementes Selbstbetrachtungen und, damit in engem Zusammenhang, auf seine Reisen sowie Arbeiten an den verschiedensten Orten der…
Die Schau konzentriert sich auf Clementes Selbstbetrachtungen und, damit in engem Zusammenhang, auf seine Reisen sowie Arbeiten an den verschiedensten Orten der Welt.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, den 30. Oktober in der ALBERTINA zu sehen.
In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts antworten Künstler:innenin einer ganze Reihe an Ländern mit einem neuen expressiven Gestus in der Malerei. Nach Jahren der Enthaltsamkeit, des Minimalismus und der Konzeptkunst sehen wir das Aufkomm einer neuen Farb-und Bildsprache. Ein Hunger nach Bildern fördert diese nunmehreigenständigen und exklamatorischen Ausdrucksformen. In Italien kann eine eigenständige Bewegung beobachtet werden, die ebenfalls auf die Figuration zurückgreift, jedoch die unmittelbare Expressivität des Künstlers unterdrückt. Es ist eine Strömung, die ihren Namen nach einer Ausstellung erhält: die Transavanguardia.
Francesco Clemente ist ein typischer Vertreter der Transavanguardiaund doch wohnt ihm eine eigene, unverwechselbare Bildsprache inne. Ihn interessiert neben seiner italienischen Herkunft und seiner sehr frühen neuen Heimat, den USA, auch der ferne Osten und seine Kunst. Er bereist Afghanistan und Indien wird zum alljährlichen, fixen Ziel seiner Reisen. Hier lernt er Menschen, Kultur, deren Volkskunst und Mythen kennen, die ihm Quelle seiner künstlerischen Ideen sind. Die mediale Vielfalt ist ein weiteres Merkmal des Künstlers. Neben der Lithografie und der Druckgrafik gibt es die Tuschzeichnung, das Gemälde oder auch Fresken in seinem umfassenden Schaffen.Die Ausstellung zeigt einen weiteren, spannenden Schwerpunkt seines Wirkens: Das Selbstporträt. Die Selbstthematisierung, die das vergrößerte Auge als Symbol für den Blick ins Innere zeigt, ist ein wiederkehrendes Thema bei Francesco Clemente.Die Ausstellung zählt zu den Höhepunkten des Ausstellungsjahres 2022 der ALBERTINA. Neben der einnehmenden Kunst, die hier gezeigt wird, gibt es noch eine weitere Besonderheit: Es ist eine Ausstellung, die von Rafael Jablonka, dem Galeristen und großen Sammler und Mäzen kuratiert wurde. Gehängt wurde sie jedoch vom Künstler selbst. „Francesco Clemente ist es gelungen, eine ganz besondere Art der Präsentation zustande zu bringen, die ich nicht nur bewundere, sondern von der ich auch viel gelernt habe. Ich hoffe es dem Publikum genauso geht wir mir: Man taucht in die alte Welt der Mythen ein und kommt am Ende des Tages geläutert in der Gegenwart an“, so ALBERTINA-Direktor Klaus Albrecht Schröder.
FRANCESCO CLEMENTEDer 1952 in Neapel geborene Francesco Clemente ist in Italien schon Anfang der 1970er-Jahre einer der herausragenden Künstler seiner Generation. Er zählt zu den Hauptvertretern der Transavanguardia, einer jener Gegenströmungen zu Minimalismus und Konzeptkunst, die mit einer Rückkehr zur figurativen Kunst und Farbigkeit, zur Symbolik, Mystik und Mythologie einhergehen. Anfang der 1980er-Jahre lässt sich Clemente in New York nieder, kehrt jedoch regelmäßig nach Italien zurück. Seine Reisen an die verschiedensten Orte der Welt, etwa nach Afghanistan und Brasilien, sowie wiederholte längere Aufenthalte in Indien beeinflussen nicht nur sein Werk, sondern auch ihn selbst und sein gesamtes Denken.
FRANCESCO CLEMENTEDer 1952 in Neapel geborene Francesco Clemente ist in Italien schon Anfang der 1970er-Jahre einer der herausragenden Künstler seiner Generation. Er zählt zu den Hauptvertretern der Transavanguardia, einer jener Gegenströmungen zu Minimalismus und Konzeptkunst, die mit einer Rückkehr zur figurativen Kunst und Farbigkeit, zur Symbolik, Mystik und Mythologie einhergehen. Anfang der 1980er-Jahre lässt sich Clemente in New York nieder, kehrt jedoch regelmäßig nach Italien zurück. Seine Reisen an die verschiedensten Orte der Welt, etwa nach Afghanistan und Brasilien, sowie wiederholte längere Aufenthalte in Indien beeinflussen nicht nur sein Werk, sondern auch ihn selbst und sein gesamtes Denken.
Die Idee zu dieser einzigartigen Personale stammt von Rafael Jablonka, der der Albertina gemeinsam mit seiner Frau Teresa ihre bedeutende Sammlung als Dauerleihgabe übergeben hat. Diese beinhaltet auch wichtige Werke von Francesco Clemente, dem Rafael Jablonka schon lange als Kunstliebhaber, Sammler und Freund nahesteht. Er hat diese Ausstellung in enger Abstimmung mitdem Künstler konzipiert.
DER AUFBRUCH DES ARGONAUTENDer Aufbruch des Argonauten ist Francesco Clementes erstes Künstlerbuch. Er beginnt 1983 mit der Arbeit an dem Projekt und schafft zur Ausgestaltung jeder Text-Doppelseite 48 Lithografien. Der zu illustrierende Text stammte von Alberto Savinio (1891–1952). Savinio, eigentlich Andrea de Chirico, war eine bedeutende Figur der italienischen Avantgarde. Er war Komponist, Bühnenautor, Schriftsteller und wie sein Bruder Giorgio de Chirico Maler. Savinio wurde in Athen geboren und sprach Griechisch. Während des Ersten Weltkriegs wurde er als Dolmetscher nach Griechenland geschickt. Der Aufbruch des Argonauten ist ein Bericht über seine Reise mit Zug und Schiff: Von Ferrara aus, wo Savinio eine Zeitlang stationiert war, ging es nach Thessaloniki, wo er letztlich mobilisiert wurde. Mit dem Titel bezieht Savinio sich auf die Argonauten, eine Gruppe von Helden aus der griechischen Mythologie. In den Jahren vor dem Trojanischen Krieg begleiteten sie Jason auf der Suche nach dem Goldenen Vlies, dem Fell eines geflügelten Widders, das nicht nur mit Macht und Reichtum, sondern auch mit Alchemie in Verbindung gebracht wurde.
Savinios Text steckt voller verschrobener Gedanken und kultureller Bezüge, verwendet aber auch eine bildreiche Sprache. Die Illustrationen Clementes geben diese jedoch nicht direkt wieder, sondern vermitteln Überlegungen zu Fokus, Bewegung, Symmetrie und Wachstum. Selbstporträts und Masken deuten auf innere Visionen und geistige Arbeit hin. Die Textseiten sind farbig gedruckt, die Lithografien dagegen in Schwarz und Weiß. Die hier gezeigte Werkgruppe besteht sowohl aus Lithografien als auch aus Zustandsdrucken und beschreibt den kreativen Prozess, der beim Zustandekommen des Buches im Spiel war.
CANDOMBLÉDiese Werkgruppe umfasst das großformatiges Gemälde Kreuz des Südens und die zwölf Pastelle aus dem Terreiro. Das Gemälde verdankt seinen Titel dem Sternbild der südlichen Hemisphäre aus fünf Sternen, die ein Kreuz bilden. Dieses Sternbild ist in vielen Ländern bedeutsam, so auch in Brasilien. Das Werk zeigt in Nahaufnahme zwei Paar Hände, die sich an Zeigefingern und Daumen halten und so zu einer Sternform verbunden sind. Clemente malt das Bild im Anschluss an eine Reise nach Brasilien, während der er in die Rituale des Candomblé eingeführt wird.
Dabei handelt es sich um eine mündlich überlieferte afrobrasilianische Religion, die in Salvador de Bahía im nördlichen Teil des Landes entstand und heute auch Anhänger in anderen Ländern Lateinamerikashat. Der Kult entwickelte sich aus afrikanischen animistischen Traditionen, die von den Sklaven portugiesischer Kolonialisten schon im 16. Jahrhundert nach Brasilien gebracht wurden. Seine synkretistischen Glaubensinhalte umfassen aber auch christliche und indianische Leitgedanken. Die Praktizierenden glauben an Olorun, den höchsten Schöpfer, dem eine Gruppe weniger bedeutender Gottheiten, die sogenannten Orishas, dienen. „Terreiro“ werden die Tempel des Candomblé genannt, in denen aus zwei Teilen bestehende Rituale stattfinden: Zunächst halten sich nur die Priester und Initiierten darin auf, die die Kostüme anfertigen und den Raum mit Papierwimpeln und Girlanden in den Lieblingsfarben der Orishas schmücken. Der zweite Teil des Rituals ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Es wird getanzt, und ein Festmahl mit Tieropfern findet statt. Musik und Tanz sollen es den Tänzern ermöglichen, von den Orishas besessen zu werden.
Die Pastelle aus dem Terreiro sind in einem Rotbraun gehalten, das wohl in der Zeremoniebevorzugt wurde, der Clemente beiwohnte. Die Bildfolge ist eher abstrakt, sie zeigt Gesichter ohne Augen, verzierte Krüge, ein Chamäleon, einen von Lichtkreisen bedeckten Tänzer, ein Netz, ein volles Glas und eine schwarze Hand, die eine weiße hält.
Selbstporträts in Weiß, Rot und SchwarzFür Clemente sind Weiß, Rot und Schwarz Primärfarben. Sie sind mit Symbolik aufgeladen und stellen Licht, Schatten und Blut oder Leben dar. Die Selbstporträts zeigen den Künstler in merkwürdigen Situationen, immer in einem Zustand der Verwandlung. Es sind keine Spiegelbilder, sondern eher der Beweis für einen permanenten Zustand von Bewusstheit und Wiedergeburt. In einem Bild wächst ein Dorf aus dem Kopf des Künstlers, und aus den Häusern ragen Angelruten, an denen Fische hängen. In einem anderen Bild atmet der Künstler durch einen Schnorchel, während über seinem Kopf Diamanten an Angelhaken baumeln, oder er blickt vom Mond aus mit riesengroßen Augen erwartungsvoll auf die Erde.
SELBSTPORTRÄTSDas Selbstporträt spielt für Francesco Clemente eine wichtige Rolle. Er hat sich selbst in allen erdenklichen Positionen, Haltungen und Verkleidungen und bei allen möglichen Tätigkeiten gemalt und gezeichnet. Es geht ihm allerdings dabei nicht nur um die Darstellung, sondern zugleich auch um Bewusstsein und Seele. So sind seine Augen immer größer, als sie sein sollten: Sie wirken wie Eingänge in oder Ausgänge aus seinem Körper. Das Gemälde Selbstporträt mit Augen zeigt den Künstler als entspannt daliegenden Akt. Sein Körper ähnelt einer hügeligen Landschaft vor dunklem Hintergrund. Die Sexualorgane sind deutlich zu sehen, ebenso eine behaarte Achsel, Brustwarzen und Bauchnabel, doch ist es eher ein intimes denn ein erotisches Bild. Die Augen sind weit geöffnet, nach draußen gerichtet. In der rechten Hand hält er eine Art Kärtchen, auf der ein drittes Auge abgebildet ist. Augen sind ein Symbol der Intelligenz, und das dritte Auge symbolisiert das Göttliche. Augen, die sich nicht an ihrem gewohnten Platz befinden, gelten üblicherweise als ein Verweis auf Hellsichtigkeit. Drei weitere Zettelchen, auf denen nichts beziehungsweise von denen nur die Rückseite zu sehen ist, sind auf dem Skrotum und den Beinen des Künstlers zu liegen gekommen; ein letztes scheint von dem über den Bildrand hinausragenden Arm getragen zu werden.
8ITALIEN, AM MEERClementes Frau Alba Primiceri wurde in Amalfi geboren und ist dort aufgewachsen. Diese berühmte Stadt in Italien hat der gesamten Gegend, der Costiera amalfitana, ihren Namen gegeben hat und ist bekannt für ihre Schönheit. Sie liegt am Meer, nicht weit von Pompeji und Capri, im Golf von Salerno, und ist spektakulär von hohen Klippen umgeben. Clemente, der seit 1981 in New York lebt, wurde im 75 Kilometer von Amalfi entfernten Neapel geboren. Als sein Geburtsland spielt Italien für ihn in Fragen der Identität eine wichtige Rolle. Neapel ist eine Stadt, die aus zahlreichen kulturellen Schichten hervorgegangen ist, sie steckt voller Geschichte, und es drängt sich auf,dies mit der für Clementes Arbeit so charakteristischen Ästhetik der Fragmentierung in Verbindung zu bringen. In der Bildwelt der Aquarelle der Amalfi-Serie kommen insbesondere Meereswesen wie Delphine und Oktopusse vor, die ganz klassisch abgebildet werden, aber auch die stilisierte Gestalt eines Tauchers. Zu sehen sind zudem mythologische Szenen mit Zentauren und Kriegern. Einige Bilder sind offener für Interpretationen, etwa jenes einer eine Leiter hochsteigenden Figur, die an den riesigen Kopf einer klassischen Statue gebunden ist, der das immense Gewicht der Tradition suggeriert. Andere sind humorvoll, etwa jenes der Segeljachten, die auf den Kapitellen klassischer Säulen festsitzen, die in Schieflage geraten sind und einen Wald aus Diagonalen bilden. Die Farben Blau –von juwelenhafter Intensität –und Braun herrschen in allen Bildern vor. Sie verweisen auf das Meer und das Land und vielleicht auch auf deren innere Kräfte.
SELBSTPORTRÄTSDas Selbstporträt spielt für Francesco Clemente eine wichtige Rolle. Er hat sich selbst in allen erdenklichen Positionen, Haltungen und Verkleidungen und bei allen möglichen Tätigkeiten gemalt und gezeichnet. Es geht ihm allerdings dabei nicht nur um die Darstellung, sondern zugleich auch um Bewusstsein und Seele. So sind seine Augen immer größer, als sie sein sollten: Sie wirken wie Eingänge in oder Ausgänge aus seinem Körper. Das Gemälde Selbstporträt mit Augen zeigt den Künstler als entspannt daliegenden Akt. Sein Körper ähnelt einer hügeligen Landschaft vor dunklem Hintergrund. Die Sexualorgane sind deutlich zu sehen, ebenso eine behaarte Achsel, Brustwarzen und Bauchnabel, doch ist es eher ein intimes denn ein erotisches Bild. Die Augen sind weit geöffnet, nach draußen gerichtet. In der rechten Hand hält er eine Art Kärtchen, auf der ein drittes Auge abgebildet ist. Augen sind ein Symbol der Intelligenz, und das dritte Auge symbolisiert das Göttliche. Augen, die sich nicht an ihrem gewohnten Platz befinden, gelten üblicherweise als ein Verweis auf Hellsichtigkeit. Drei weitere Zettelchen, auf denen nichts beziehungsweise von denen nur die Rückseite zu sehen ist, sind auf dem Skrotum und den Beinen des Künstlers zu liegen gekommen; ein letztes scheint von dem über den Bildrand hinausragenden Arm getragen zu werden.
ITALIEN, AM MEERClementes Frau Alba Primiceri wurde in Amalfi geboren und ist dort aufgewachsen. Diese berühmte Stadt in Italien hat der gesamten Gegend, der Costiera amalfitana, ihren Namen gegeben hat und ist bekannt für ihre Schönheit. Sie liegt am Meer, nicht weit von Pompeji und Capri, im Golf von Salerno, und ist spektakulär von hohen Klippen umgeben. Clemente, der seit 1981 in New York lebt, wurde im 75 Kilometer von Amalfi entfernten Neapel geboren. Als sein Geburtsland spielt Italien für ihn in Fragen der Identität eine wichtige Rolle. Neapel ist eine Stadt, die aus zahlreichen kulturellen Schichten hervorgegangen ist, sie steckt voller Geschichte, und es drängt sich auf,dies mit der für Clementes Arbeit so charakteristischen Ästhetik der Fragmentierung in Verbindung zu bringen. In der Bildwelt der Aquarelle der Amalfi-Serie kommen insbesondere Meereswesen wie Delphine und Oktopusse vor, die ganz klassisch abgebildet werden, aber auch die stilisierte Gestalt eines Tauchers. Zu sehen sind zudem mythologische Szenen mit Zentauren und Kriegern. Einige Bilder sind offener für Interpretationen, etwa jenes einer eine Leiter hochsteigenden Figur, die an den riesigen Kopf einer klassischen Statue gebunden ist, der das immense Gewicht der Tradition suggeriert. Andere sind humorvoll, etwa jenes der Segeljachten, die auf den Kapitellen klassischer Säulen festsitzen, die in Schieflage geraten sind und einen Wald aus Diagonalen bilden. Die Farben Blau –von juwelenhafter Intensität –und Braun herrschen in allen Bildern vor. Sie verweisen auf das Meer und das Land und vielleicht auch auf deren innere Kräfte.
Täglich 10.00 bis 18.00 UhrMittwoch 10.00 bis 21.00 Uhr
Erwachsene 11,90
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