November 2021Palais Coburg, Seilerstätte 3c, 1010 WienZUR AUSSTELLUNG
“.....Ich arbeite viel, aber wieder erkannte ich, dass es nur von Nachteil ist zu kurz an einem Studienplatz zu verweilen. Man wird zum Räuber an der Natur und nimmt sich doch nicht das Beste.....” Alfred Zoff, 1912
Aufbruch und Heimkehr zwei entgegengesetzte und einander doch ergänzende Sehnsüchte des menschlichen Lebens prägten die künstlerische Biographie des bedeutenden österreichischen Stimmungsimpressionisten Alfred Zoff gleich auf zweifache Weise. Unermüdlich auf Reisen, stets auf der Jagd nach Licht, Himmel, Landidylle und Meeresbrandung kehrte der gebürtige Grazer doch immer wieder mit unzähligen Motiven im Gepäck nach Hause zurück. Einerseits um seine innovativ, inmitten der Landschaft skizzierten Bilder im Atelier zu vollenden. Aber auch, weil seine eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen ein Medium für sein Erinnern waren, für eine Rückkehr mit Erfahrung, ohne die das Reisen beinahe sinnlos ist. 30 Jahre nach der Publikation des ersten Teils des Werkverzeichnisses von Alfred Zoff, wird im November 2021 eine neue Monografie mit einer überarbeiteten und ergänzten Werkübersicht erscheinen.
Die Biografie des Künstlers wird kunsthistorisch neu aufgearbeitet und mit begleitenden Zeittafeln im Kontext mit dem Kunstgeschehen in Österreich sowie im internatio¬nalen Umfeld dargestellt. Besonderes Augenmerk wird der Reisetätigkeit des Künstlers gewidmet, die durch sein umfangreiches Oeuvre neu aufgearbeitet werden konnte. Aus einer zeitge nössischen Perspektive wird gleichzeitig ein Schlaglicht auf die Bedeutung von KünstlerInnen als reisende Vermittler des radikalen Wandels geworfen, dem das Verhältnis von Mensch und Landschaft seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unterworfen ist.
Für Alfreds Zoffs Karriere ebenso wie für sein Leben spielte das Reisen eine unverzichtbare Rolle. Lebenslang war er begeisterter Tourist und als solcher ein erfolgreicher Importeur von Meeresbrandungen und schroffen Bergtälern in die Salons in München, Wien und Graz. Aus seinen retrospektiven Erinnerungen und seinen Tagebüchern wird die Anregung und die Lebensqualität, die er aus dem Wechsel von Wohnorten sowie aus seinen Studienreisen bezog, überdeutlich.
Wie vielen MitteleuropäerInnen vor und nach ihm, hatten es dem in Graz geborenen Arztsohn die Adria und die Riviera besonders angetan. Das Ideal der „antiken“ Landschaft Italiens, das die eben erst zu Ende gegangene Kulturepoche der Klassik im Bewusstsein von KünstlerInnen fest verankert hatte, verband sich prächtig mit der Leichtlebigkeit, die dorthin expedierende Künstlergruppen offenbar erleben durften. Wie sehr Zoff zu allen Lebensphasen die Trips an die Riviera, an die Adria, nach Holland oder auf die Kanalinseln ge¬noss wird in seinen biographischen Notizen deutlich. Von der persönlichen Neigung abgesehen gehörte dieses Unterwegs-sein zu interessanten und malerischen Landschaften aus mindestens zwei Gründen jedoch auch einfach zum „Berufsbild“ des „Landschafters“. Zum einen war der „Stimmungsimpressionismus“ den Zoff bei seinen Lehrern Lichtenfels und Schönleber gelernt hatte zwar bereits von der naturalistischen und formalistisch orientierten Avantgarde, und ihrem Zentrum Frankreich, beeinflusst.
Die Praxis des Pendelns zwischen Atelier und Plein-air, die Automatismen der Motiv-Wahl und auch die erwünschten Reiseziele, insbesondere Italien und Holland, weisen jedoch darauf hin, wie sehr das Genre zu Zoffs Ausbildungszeit noch immer von den Idealen des Klassizismus und den großen Schulen der Vergangenheit geprägt war. Auch der Publikumsgeschmack und der zu erwartende Markterfolg sprach für das Reisen. Denn nicht nur bei den KünstlerInnen selbst löste der Anblick von Meer, Küste, Zypressen und Brandung, erbauliche Gefühle und unterhaltendes Fernweh aus. Die potenziellen KäuferInnen bei den großen Jahresausstellungen interessierten die Motive aus dem Gemälde, die er von der Riviera „mitbrachte“, aus dem gleichen Grund. Zoffs spektakuläre waren deshalb bei Publikum und Kritik äußerst beliebt.
In dem noch von Prof. Martin Suppan konzipierten Projektes, wird begleitend zur Publikation eine umfangreiche Verkaufsausstellung mit über 100 Ölbildern und Papierarbeiten gezeigt. Die Retrospektive verschafft erneut einen detaillierten Einblick in das Lebenswerk von Alfred Zoff und sorgt für eine Neupositionierung des Künstlers im 21. Jahrhundert. Gezeigt werden Arbeiten aus allen Schaffensperioden seines intensiven Malerlebens, und besonderes Augenmerk wird auf Zoffs Meer- und Küstenlandschaften gelegt.
„Alfred Zoffs Meeres- und Küstenlandschaften zählen zu den besten der österreichischen Malerei überhaupt. Kein anderer Maler erreichte in der Wiedergabe der verschiedenen Erscheinungsweisen und Bewegungen des Meeres eine derartige Meisterschaft und Überzeugungskraft wie er.” Peter Peer, 2014