Nach knapp 50 Jahren, als die Wiener Secession Rudolf Ray mit einer Soloschau gewürdigt hatte, wird in der Galerie Suppan mit einer Retrospektive seine Malerei wieder in Wien zu sehen sein. Ein Buch (in dt.-engl.) erscheint, in dem das Leben und Werk des Kosmopoliten dargelegt ist, der 1938 aus Österreich flüchten musste. Vor 81 Jahren musste der aus der begüterten jüdischen Wiener Familie Rapaport stammende Maler Rudolf Ray aus Österreich fliehen. Er ging 1938 nach Frankreich, wo er in Paris im Jahr davor bereits im Salón des Independants, im Salón Populaire und im Salón des Tuilieres ausstellte. Rudolf Rays erste Wiener Ausstellung 1934 bei Neumann & Salzer im Palais Nákò, dem heutigen Jüdischen Museum, rief eine äußerst positive Rezension im Neuen Wiener Tagblatt hervor, „….Arbeiten,…die vermutlich in unseren Kunstkreisen einiges Aufsehen machen werden…Jedenfalls hat man es hier mit einem ganz außerordentlichen Talent zu tun“. Selbst Kokoschka würdigte seinen Malerkollegen angesichts dessen ausdruckstarker, psychologischen Portraits. Auch in Frankreich war er nicht mehr sicher und nach seiner Internierung 1939 ging er nach Nizza, und reiste schließlich 1942 über Casablanca am Flüchtlingsschiff Serpa Pinto nach New York. Auf dem Flüchtlingsschiff traf er Marcel Duchamp. Wie schon in den 20er Jahren in Wien, gelang es ihm sowohl in Frankreich und dann in New York sich mit den Intellektuellen der Kunstszene zu vernetzen. Er wechselte, durch sein neues künstlerisches Umfeld in New York beeinflusst, von der expressiv psychologischen Portraitmalerei zum abstrakten Expressionismus.1944 hatte er seine erste Schau in Peggy Guggenheims Galerie ‘Art of this Century’. Der US Kunstkritiker Clement Greenberg nannte Ray 1948 in einem Satz mit Mark Tobey oder Jackson Pollock, wenn er in The Crisis of the Easel Picture die Abkehr der zeitgenössischen Künstler vom traditionellen Tafelbild hin zur „all-over“ Malerei beschreibt. Der internationale Kunstkritiker Sir Herbert Read verwies insbesonders auf die Arbeiten Rays und deren Ausgangspunkt im Wien eines Freud und Kokoschka: „… they are symbols of an inner or subjective reality“. In Österreich machte es sich vor allem der spätere Wiener Kulturstadtrat Viktor Matejka zur Aufgabe verfemte Künstler wie Rudolf Ray oder Oskar Kokoschka wieder nach Österreich zurückzuholen.
Zwischen 1944 und 1955 hatte Ray vier Einzelausstellung in der Willard Gallery in New York. Im selben Jahr partizipierte er bei der jährlichen Ausstellung zeitgenössischer Kunst im New Yorker Whitney Museum.
Ab 1956 lebte er etwa 4 Jahre in Indien und präsentierte sich in großen Ausstellungen in Bombay, und Neu-Delhi. 1960 ging Ray von New York aus nach Mexiko, wo 1969 eine Museumsschau in Mexico City stattfand. Eine umfassende Ausstellung seines Spätwerks zeigte 1963 die Grand Central Moderns Gallery in New York. Der Künstler selbst bezeichnete die hier ausgestellten Arbeiten als Transcendental paintings:„Was zuletzt bleibt – die Zeichen, Chiffren, verschlungenen Linien und abgestimmten Farbtöne – ist in Wahrheit das Resultat eines Wochen oder Monate andauernden Abstraktionsprozesses“.
Die Wiener Secession würdigte Rudolf Ray 1970 mit einer Ausstellung, nachdem jene für 1956 geplante völlig unerwartet wegen des Ungarnaufstandes abgesagt wurde. Matejka verfasste im Katalog ein bemerkenswertes Vorwort. 1981 übersiedelte er von New York nach London, wo er 1984 starb.
Werke des Künstlers befinden sich im Albertina Museum und im MUMOK Wien, im Metropolitan Museum of Art, New York, im Tel Aviv Museum, und in zahlreichen Privatsammlungen in den USA, Israel und England.
Galerie Suppan will mit dieser Retrospektive und der wissenschaftlichen Aufarbeitung das zu Unrecht in Vergessenheit geratene Werk 35 Jahre nach dem Tod des bedeutenden österreichischen Künstlers wiederentdecken und damit an den Ausgangspunkt seiner künstlerischen Karriere in Wien zurückkehren, die er durch Verfolgung unfreiwillig unterbrechen musste.