verteilt. Der Titel Talking Heads verweist auf die enge Verbindung von Kopf/Gehirn, Sprache und Bild. Die Schau im Belvedere wirft Fragen nach Kategorien wie Psyche, Wahrnehmung und (Selbst-)Bespiegelung auf. Es geht um die Darstellung von Verzerrungen, Transformationen und Bewegungen von Köpfen über die reine Oberfläche des Gesichts hinaus.Kurator der Ausstellung Axel Köhne: „In der Ausstellung steht der Kopf als eigenständiges ästhetisches Motiv und Material im Mittelpunkt. Die Künstler_innen setzen hier häufig ihren eigenen Kopf ein und arbeiten performativ mit ihm. Reine Kopfsache!“Der Kopf als MotivDer Kopf ist der oberste Teil unseres Körpers. Hier befindet sich das Verwaltungszentrum des Menschen, hier werden Reize verarbeitet, Emotionen oder Meinungen gebildet und die Tätigkeiten des restlichen Körpers gesteuert.Franz Xaver Messerschmidts insgesamt circa 69 „Köpf-Stückhe“, später „Charakterköpfe“ genannt, entstanden in den Jahren von 1770/71 bis 1783 quasi am Beginn der Moderne. Nicht zufällig wurden sie zur Zeit der aufkeimenden Aufklärung geschaffen, als der Mensch begann, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen. Die Büsten stellen emotionale, teils fast karikaturhaft überzogene Gefühlsregungen dar. Die Belvedere Sammlung umfasst heute 16 der berühmten Skulpturen des Künstlers, zwölf davon werden in der Ausstellung zu sehen sein. Ihnen gegenübergestellt sind „Kopfarbeiten“ des 20. und 21. Jahrhunderts.Die Ausstellung gibt Einblicke, welche Themen in der heutigen Kunst mit Arbeiten am eigenen oder am fremden Haupt erschlossen werden. Ein spezieller Fokus wird dabei auf die „dunkle Seite“ der Selbst- oder Fremddarstellung gelegt. Die Künstler_innen treten direkt oder indirekt in einen Dialog mit Messerschmidt. Arnulf Rainer und aktuell Mara Mattuschka referenzieren
oder überarbeiten die Messerschmidt-Köpfe konkret. Daneben werden aber auch andere, originäre Zugänge zum Kopf als Motiv gezeigt. Etwa jener von Lutz Mommartz, der in seinem filmischen Porträt der Künstlerpersönlichkeit Joseph Beuys an der Fragestellung zu Selbst- und Fremdwahrnehmung arbeitet. Eine weitere Dichotomie, die etwa bei Anna Artaker oder Arnulf Rainer in Form von Totenmasken gezeigt wird, ist die gleichzeitige An- und Abwesenheit des Menschen. Über den Einfluss gegenwärtiger gewaltvoller Geschehnisse reflektiert Miriam Cahn in ihren drastischen Kopfbildern. Das gesprochene und geschriebene Wort als menschliche und theatralische Ausdrucksform zeigt Tony Oursler mit seinen teils durchaus humorvollen Kopfprojektionen. Douglas Gordon und Bruce Nauman arbeiten in ihren gleichermaßen konzeptuellen wie radikalen Videoarbeiten mit dem eigenen Kopf.Angesichts der großen Bedeutung des Gesichts in unserer Gesellschaft weist die Ausstellung eindrucksvoll darauf hin, dass der Mensch erst durch die Leistungen des Gehirns zu einem denkenden, sprechenden und erkennenden Individuum wird. Der Kopf ist Teil des menschlichen Organismus und als solcher in seinem Output mehrdimensional. Bewusst vollzieht die Ausstellung daher eine Trennung der Motive Gesicht und Kopf und präsentiert zeitgenössische Versionen der talking heads.Neben den ausgewählten zwölf „Charakterköpfen“ von Franz Xaver Messerschmidt sind circa fünfzig Werke von Anna Artaker, Miriam Cahn, Douglas Gordon, Kurt Kren, Maria Lassnig, Mara Mattuschka, Lutz Mommartz, Bruce Nauman, Tony Oursler und Arnulf Rainer zu sehen.
BELVEDERE 21Quartier Belvedere, Arsenalstraße 1,, 1030 WienÖsterreich01.03.2019 - 02.06.2019Dienstag 11 bis 18 UhrMittwoch 11 bis 21 UhrDonnerstag bis Sonntag 11 bis 18 UhrAn Feiertagen geöffnet
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