IM BLICK rückt die Skulpturengruppe Mars und Venus mit Amor des oberösterreichischen Bildhauers Leopold Kiesling aus dem Jahr 1809 ins Zentrum der Betrachtung. Die Ausstellung zeigt die einstige politische Brisanz des Werks, das vor dem Hintergrund der Hochzeit von Napoleon I. mit Marie Louise, Tochter von Kaiser Franz II. (I.), entstand.Leopold Kiesling (Schöneben/OÖ 1770 – 1827 Wien) schuf das Werk als kaiserlicher Stipendiat in Rom, wo er mehrere Jahre im Kreise um Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen verkehrte. Von diesen künstlerischen Vorbildern hoch geschätzt, galt Kiesling zu seiner Zeit als der bedeutendste Bildhauer Österreichs.
Die Statue traf zum richtigen Moment in Wien ein, denn zur selben Zeit war von Frankreich und Österreich die Eheschließung von Napoleon I. und Marie Louise beschlossen worden. Die Verbindung sollte den Mächteausgleich in Europa gewährleisten und den kriegerischen Aktivitäten ein Ende setzen. Das Kaiserhaus empfand das Thema der Skulpturengruppe daher als Geschenk: Venus, Göttin der Liebe, versucht, ihren Geliebten Mars, Gott des Krieges, von weiteren Kämpfen abzuhalten. Der Vergleich mit dem mythologischen Paar adelte die aktuelle dynastische Entscheidung. Die Skulpturengruppe fand sogleich im Oberen Belvedere ihre Aufstellung. Während des Wiener Kongresses kam ihr besondere Bedeutung zu, denn Kongressteilnehmer und bedeutende Personen wurden beim Gang durch die kaiserliche Gemäldegalerie über die europäische Bedeutung von Kieslings Mars und Venus mit Amor unterrichtet.
Im Katalog zur Ausstellung schreibt Ingeborg Schemper-Sparholz über die künstlerische Bedeutung der Skulpturengruppe, Sabine Grabner beleuchtet deren Geschichte, und Werner Telesko erklärt den historischen Hintergrund der Ehe von Erzherzogin Marie Louise und Napoleon I.
Kuratorin: Sabine Grabner