Wenige Jahrzehnte nach dem Aufkommen der ersten Holzschnitte und Kupferstiche in Europa perfektionierte Albrecht Dürer (Nürnberg 1471 – 1528 ebda.) diese beiden druckgraphischen Techniken. Bereits nach seiner ersten Italienreise (1494/95) schuf er Graphiken bzw. Serien, die als Höhepunkte der gestochenen und geschnittenen Kunst gelten.In den Jahren von 1496 bis 1498 entstandene Blätter wie Die vier Hexen, Die Versuchung des Müßiggängers oder Das Meerwunder und die Holzschnittserie zur Apokalypse erheben aufgrund ihrer Größe, Präzision und Komposition die Druckgraphik zur eigenständigen und vollwertigen Kunstgattung. Thematisch waren sie einerseits noch stark in der mittelalterlichen Mystik verwurzelt, doch zeigen besonders die Figurenkompositionen ein gesteigertes Interesse an einem antiken, über die italienische Renaissance vermittelten Körperideal. Aufgrund höherer Auflagen und eines sich entwickelnden Vertriebsmodells verbreiteten sich Dürers druckgraphische Entwürfe rasch über Mitteleuropa und hatten damit einen großen Anteil an seinem frühen Erfolg.
Das Kupferstichkabinett verwahrt unter den geschätzten 100 000 Druckgraphiken auch rund 500 Kupferstiche, Holzschnitte und Eisenradierungen von Albrecht Dürer. Bis auf wenige Blätter repräsentieren sie sein gesamtes druckgraphisches Euvre. Die Ausstellung gewährt nun mit den ersten Höhepunkten der Druckgraphiken Dürers aus den Jahren vor 1500 einen Einblick in diesen Bestand.