Die Berlinische Galerie verfügt über eine der bedeutendsten Sammlungen zur künstlerischen Fotografie in Deutschland. In der Sammlungspräsentation zeigt sie den Beitrag Berlins für die Entwicklung des Mediums von etwa 1900 bis 1980.Als Auftakt sind die frühe Straßenfotografie um 1900 (Heinrich Zille) und die zeitgleich entstehende Kunstfotografie (Karl Schenker) zu sehen. Darauf folgt die Fotografie des Neuen Sehens (Marta Astfalck-Vietz) in den 1920er Jahren und die journalistische Fotografie dieser Zeit (Erich Salomon). Bilder aus der völkisch-konservativen Zeitschrift Volk und Welt (Erna Lendvai-Dircksen) illustrieren die heute seltsam anmutende Verquickung von Moderne und Propagandismus. Die unmittelbare Nachkriegszeit wird in journalistischen Aufnahmen (Georgij Petrussow) aus den späteren 1940er Jahren erlebbar. Aus den 1950er Jahren stammen abstrakte Kompositionen, die der Richtung der subjektiven Fotografie zugerechnet werden müssen (Fritz Kühn). Den Abschluss bildet die Autorenfotografie der 1970er Jahre (Christian Borchert).
Heinz von Perckhammer (1895–1965): „Berliner Zeit“ 1927–1944Seit Januar 2014 gibt es an der Berlinischen Galerie das Thomas-Friedrich-Stipendium für Fotografieforschung. Es ermöglicht jungen Wissenschaftler*innen, jeweils für die Dauer eines Jahres, die Arbeit an einem Konvolut der Fotografischen Sammlung. Das Forschungsthema wird von einer Fachjury bestimmt. Die Ergebnisse der Thomas-Friedrich-Stipendien werden in der Museumspublikationsreihe „Forschungsberichte“ veröffentlicht.
Die Stipendiatin Kathrin Schönegg erforschte 2017 Heinz von Perckhammer und dessen „Berliner Zeit“ (1927–1944). Während der Weimarer Republik war er mit seinen aufsehenerregenden Bildern aus China und mit Aufnahmen, die sich an der Bildsprache der Moderne orientierten, auch international ein erfolgreicher Fotograf. Die Mehrheit der ausgestellten Bilder aus der Zeit der NS-Herrschaft (1933–1945) sind Belege für nationalsozialistische Propaganda in der Fotografie. Es ist offensichtlich, dass sich Heinz von Perckhammer den neuen politischen Verhältnissen angepasst hat. Damit ist sein Werdegang exemplarisch für viele seiner Kolleg*innen, die ihre berufliche Karriere auch unter den Bedingungen eines diktatorischen Regimes bruchlos fortgesetzt haben.
Die Ausstellung ist Teil der Sammlungspräsentation und zeigt rund 40 Fotografien von Heinz von Perckhammer bis zum 14.01.2019. Heinz von Perckhammer, ohne Titel, um 1937, © Perckhammer-Archiv, Innsbruck In Kooperation mit dem Europäischen Monat der Fotografie www.emop-berlin.eu