Auf den ersten Blick mag das Ausstellungsthema martialisch anmuten, schließlich war das Schwert die erste ausschließlich zum Töten von Menschen geschaffene Waffe. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Thematik aber als ungeahnt vielschichtig. Jenseits seiner Bedeutung als reine Waffe ist das Schwert in allen Epochen ein ausdrucksstarkes Symbol. Von jeher fasziniert das Schwert die Menschen: Als Beigabe fand es seit der Bronzezeit seinen Weg in die Gräber, es spielte eine Rolle in Kult und Religion, auch im Christentum. In der Bildkunst von der Vorgeschichte bis heute nimmt es einen bedeutsamen Platz ein. Es war nicht nur Attribut des Kriegers und des Rechts, sondern auch Zeichen von Status und Macht.Schwerter wurden besungen, galten als Zauberwaffen, erhielten Namen, man denke nur an Excalibur – das Schwert des mythischen Königs Artus. Herrscher wählten sie als Insignien und noch lange, nachdem das Schwert von den Schlachtfeldern und Turnierplätzen verschwunden war, behielt es seinen Stellenwert als wirkmächtiges Symbol. Es stand für Tugend, Tapferkeit und den Kampf gegen das Böse. So wurde das Schwert auch fester Bestandteil der propagandistischen und ideologisierten Bilderwelt quer durch die jüngere Geschichte.
Noch heute gelten Schwerter als unverzichtbares Attribut der großen Helden und ziehen Jung und Alt in ihren Bann. Vor allem in der Populärkultur begegnet das Schwert als die ultimative Waffe im Kampf Gut gegen Böse, sei es im Fantasy-Kultfilm „Highlander“ oder im „Krieg der Sterne“, wo in einer weit entfernten Galaxie der Kampf Mann gegen Mann mit (Licht-)Schwertern ausgetragen wird. Begeisterte Fans kaufen Filmschwerter wie „Anduril“ aus dem „Herrn der Ringe“. Mit gepolsterten Waffen tragen Live-Rollenspieler als Helden und Krieger Kämpfe aus. Andere beteiligen sich in Computerspielen an erbitterten Schwertkämpfen mit Gegnern aus allen Ländern der vernetzten Welt.
Obwohl es als Waffe seit dem 16. Jahrhundert ausgedient hat, ist das Schwert so allgegenwärtig wie kaum ein anderer eigentlich überholter Gegenstand. Aus diesem Grund ist es nicht nur für Archäologen oder Historiker von Interesse, sondern verlangt auch nach einer Betrachtung aus kulturanthropologischer oder soziologischer Sicht.
Die Ausstellung geht deshalb der Frage nach, warum das Schwert bis heute seine Faszinationskraft erhalten hat: In einer hochkomplexen Welt, in der die gesellschaftlichen Werte im Fluss sind und der Mensch vor unzählige Herausforderungen gestellt ist, sehnt sich so mancher nach der heilen Vergangenheit, nach der Sicherheit einer Welt mit einem vermeintlich hochmoralischen Kodex. Es besteht geradezu das Verlangen, ein Schwert zu nehmen und alle Probleme, alles Übel und Gemeine zu bekämpfen – und zu besiegen. Das trifft auf Menschen jeden Alters zu, unabhängig vom Geschlecht. Deshalb sind auch schwerttragenden Frauen als Verkörperung von Freiheit und Rache Thema der Ausstellung, wie etwa Jeanne d’ Arc oder Beatrix Kiddo aus „Kill Bill“.
Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, sich mit der Kulturgeschichte dieser legendären Waffe auseinanderzusetzen. Das in der Regel auf seine primäre Funktion reduzierte Schwert wird hier aus verschiedenen Blickwinkeln und in seiner reichen Symbolik beleuchtet; so wird die ungebrochene Faszination und Aktualität des Schwertes vor Augen geführt.
Die Sonderausstellung wird von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet: Neben Führungen, Workshops, Fecht- und Selbstbehauptungskursen sowie einem großen Quiz-Abend beleuchtet eine Vortragsreihe das Thema „Das Schwert – Recht und Gewalt in Kirche, Religion und Politik“ und eine Podiumsdiskussion setzt sich mit der „Faszination Gewalt“ auseinander.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband mit 110 Seiten und ca. 100 farbigen Abbildungen zum Preis von 14,95 Euro im Museumsshop.