Spektakuläre Schau des Renaissance-GeniesSeit Jahrzehnten war das Werk Albrecht Dürers (1471–1528) nicht in dieser Fülle zu erleben: Die ALBERTINA in Wien ist Heimat zahlreicher weltweit bekannter Ikonen der Zeichnung, darunter der Feldhase, die Betenden Hände und das Große Rasenstück. Die um wertvolle internationale Leihgaben ergänzte Ausstellung präsentiert im Herbst 2019 mit über 200 Exponaten Dürers zeichnerische, druckgrafische und malerische Werke.Zu ihrer Wiedereröffnung 2003 konnte die ALBERTINA mit ihrer letzten Dürer-Ausstellung eine halbe Million BesucherInnen begrüßen. Mit über 100 Zeichnungen, einem Dutzend Gemälde, persönlichen Aufzeichnungen und anderen seltenen Dokumenten wird das Werk des Renaissance-Genies nun noch umfassender gezeigt als jemals zuvor.
Historische Sammlung der ALBERTINAMit nahezu 140 Arbeiten besitzt die ALBERTINA den weltweit bedeutendsten Bestand an Zeichnungen Albrecht Dürers. Die Sammlungsgeschichte seines Œuvres in der ALBERTINA ist von besonderer Bedeutung: Seine Provenienz lässt sich lückenlos bis ins Jahr 1528 zurückverfolgen und bildet damit ein seit fast 500 Jahren geschlossen erhaltenes Konvolut aus Dürers Werkstatt. Die Sammlung bietet daher wie keine andere den idealen Ausgangspunkt, um sich auch seiner persönlichen, vom Gedankengut des frühen Humanismus geprägten Kunstauffassung zu nähern.
Internationale Leihgaben vereintFür die Jahrhundertausstellung konnte die ALBERTINA bedeutende internationale Leihgaben gewinnen: Die Anbetung der Könige aus den Uffizien, das erschütternde und schonungslose Selbstbildnis des nackten Albrecht Dürer aus Weimar, Die Marter der zehntausend Christen aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, Jesus unter den Schriftgelehrten aus dem Museum Thyssen-Bornemisza und aus dem benachbarten Prado Dürers wohl schönstes Männerporträt. Sein malerisches Spätwerk der letzten niederländischen Reise, den Heiligen Hieronymus, präsentiert die ALBERTINA mit allen dazugehörigen Studien.
Kunsthistorische SensationenDer Dürer-Spezialist und Kurator der Ausstellung, Christof Metzger, hat in den vergangenen Jahren den Bestand der ALBERTINA, dem weltweit bedeutendsten an Dürer-Zeichnungen und -Aquarellen, einer Neubewertung unterzogen. Am überraschendsten sind seine Überlegungen zu den großen Naturstudien der ersten Jahre des 16. Jahrhunderts – der Feldhase oder Das Große Rasenstück – und zu den Hell-Dunkel-Studien auf farbigen Papieren, wie etwa die berühmten Betenden Hände, die allesamt an die Grenze des mit Feder und Pinsel Machbaren führen. Sie sind Demonstrationsstücke, die jedem Besucher in Dürers Atelier die vollendeten zeichnerischen und malerischen Fähigkeiten des Meisters unter Beweis stellten. Nicht Vor-Studien sind sie, sondern autonome Bilder, Virtuosenstücke, die das stupende Können des Meisters und die geistige Tiefe seiner Naturauff
Saaltexte Albrecht DürerSeit fünf Jahrhunderten gilt Albrecht Dürer ungebrochen als einer der größten Künstler seiner Zeit und weit darüber hinaus. Bis heute ist er der Inbegriff der Renaissance nördlich der Alpen, die er stolz und sich seiner eigenen epochalen Position sehr bewusst als die »Wiedererwachsung der Kunst« feiert. Sein Ruhm liegt in einem Werk begründet, das an Qualität und Quantität seinesgleichen sucht: an die 100 Gemälde, die zu den Ikonen der Kunstgeschichte zählen, 300 der delikatesten Druckgrafiken und annähernd 1000 Zeichnungen.
Darüber hinaus war Dürer auch schriftstellerisch tätig: Chronikfragmente, Briefe und das berühmte Tagebuch der niederländischen Reise geben intimen Einblick in seine Herkunft, Familie und die ganz eigene Lebenswelt; kunsttheoretische Aufzeichnungen sollten in vier geplante Bücher münden, von denen noch in Dürers Todesjahr 1528 mit der Proportionslehre das dritte und bis heute berühmteste erscheinen konnte; auch Gedichte und selbst philosophische Denkübungen brachte er zu Papier.
Damit steht Dürer auch am Anfang der Idee des universal gebildeten und denkenden Künstlers. Für ihn kommt Kunst nicht nur von Können, sondern auch von Kennen und Wissen, nämlich der theoretischen Grundlagen seines Faches.