Ebenfalls entstanden während seiner Davoser Zeit ist Kirchners seltenes Blumenbild „Glockenblumen“ von 1919. Das typisch expressionistische Gemälde voller Bewegung strahlt die unverkennbare Handschrift Ernst Ludwig Kirchners aus und kommt aus demselben Besitz wie die „Heuernte“ (EUR 350.000/450.000).
Ein weiteres Highlight der Auktion „Ausgewählte Werke“ ist Wassily Kandinskys Ölstudie “Rapallo – Castello und Kirche” aus dem Jahr 1906, welche einen wichtigen Meilenstein in Kandinskys künstlerischem Schaffen markiert und einen kaum zu überschätzenden Einblick in seine Entwicklung hin zur abstrakten Malerei eröffnet (EUR 250.000/350.000).
Oskar Schlemmers Papierarbeit „Raum mit sieben Figuren“ wiederum von 1937 ist Teil seiner Serie von „Lebensskizzen“, die eine intime Genreszene in einem häuslichen Umfeld formulieren. Diese Darstellung erinnert an sein berühmtes Werk „Die Frauenschule“, das die Präsenz von Figuren in einem konkreten Raum thematisiert und Schlemmers immerwährende Suche nach dem Wesen des Menschen widerspiegelt (EUR 250.000/350.000).
Die dynamische Aufwärtsbewegung der gelben Feuersäule in Ernst Wilhelm Nays eindrucksvollem Gemälde „Feuersäule“ aus dem Jahr 1965 kontrastiert mit einer visuellen Verlangsamung – einmal mehr Sinnbild für Nays komplexe Vereinigung von Gegensätzen und seinen vertrauten Umgang mit ringenden Empfindungen und Gedanken (EUR 150.000/200.000)
Besonders hervorzuheben aus dem Bereich der Zeitgenössischen Kunst in der Auktion „Ausgewählte Werke“ ist allen voran das monumentale und faszinierende Bildobjekt „Phantom“ von Günther Uecker - 1962 in seiner ZERO-Hauptschaffenszeit entstanden und von hoch fokussierter Ästhetik und Qualität, welche das menschliche Auge vollkommen in ihren Bann zieht und ganz sicher nicht so schnell wieder loslässt (EUR 400.000/600.000). Auch Neo Rauchs „CLOUSE!“ von 2000, ein Geschenk an den ostdeutschen Kunsthistoriker Klaus Werner zum 60. Geburtstag (EUR 150.000/200.000), gehört ebenso zur kuratierten Auswahl wie das großformatige Gemälde „Violet Times“ des afroamerikanischen Künstlers Stanley Whitney von 2012 (EUR 250.000/350.000).
Eine nicht minder eindrucksvolle Gruppe von Kunstwerken der „Neuen Wilden“ mit bedeutender Ausstellungsgeschichte von Künstlern wie Helmut Middendorf, Karl Horst Hödicke, Bernd Koberling oder Salomé ist sowohl in der Auktion Ausgewählte Werke als auch in der Auktion Zeitgenössische Kunst vertreten.
Im Rahmen der Sonderauktion „Sammlung Rudolf Zwirner – Arbeiten auf Papier“ wird am 30. Mai um 14 Uhr eine feine Auswahl von 31 Arbeiten auf Papier aus drei Jahrhunderten aus dem Privatbesitz des Kunstmarkt Pioniers versteigert. Spitzenlos der Auktion ist Pierre-Paul Prud’hons Gouache „L’Enlèvement de Psyché“ (Schätzpreis EUR 200.000/300.000), eine um 1808 entstandene Vorstudie zu dem bedeutenden Gemälde „Psyché exposée sur le rocher est enlevé par les Zephyrs qui la transportent dans la demeure de l’Amour“, das im Louvre zu bewundern ist. Für Rudolf Zwirner werden in dieser Gouache die Leichtigkeit und der Hauch des Windes sogar noch besser spür- und erahnbar als in der späteren großen Ausführung in Öl. Eine Rarität ist auch die nahezu abstrakte Darstellung „Carnet Guernesey“ des großen französischen Romanciers Victor Hugo aus dem Jahr 1856. Wir sehen hier eine der seltenen, relativ großformatigen Arbeiten des Künstlers (EUR 100.000/150.000,) die in für sein malerisches Werk typischer Manier die Lust am kühnen Strich, an einer Darstellung, die jede Bestimmtheit unterläuft und an Szenerien der Düsternis eindrücklich unterstreicht – als bildender Künstler ist der große Romancier nach wie vor eine Entdeckung. Weitere Glanzstücke der Sammlung sind außerdem Rembrandts Radierung „Landscape with a cottage and haybarn: oblong” von 1641 (EUR 50.000/70.000) oder Max Ernsts zwei frühe, aquarellierte Drucke aus dem ehemaligen Besitz von Tristan Tzara für je 30.000 bis 40.000 Euro.
Mit erstklassigen Provenienzen können auch die Highlights der Auktion Kunst des 19. Jahrhunderts aufwarten, darunter fünf Werke von Caspar David Friedrich: Eine Sensation ist dabei die unvollendete Sepiazeichnung „Feuer in einer Kirchenruine“ um 1800/01, welche eine Landschaftsszene mit Ruine zeigt, bei der das Lichtphänomen eine atmosphärische Stimmung erzeugt und Friedrichs Suche nach Komposition und Lichtführung verdeutlicht. Die Zeichnung stammt aus der Familie eines Bruders von Caspar David Friedrich (EUR 200.000/300.000).
Friedrichs frühes Gemälde auf Holz „Landschaft mit strohgedeckten Hütten in einem Wald“ (um 1798) erlaubt es uns, den Künstler bei seinen ersten Schritten in die Welt der Ölmalerei vor der Jahrhundertwende zu begleiten. Diese Arbeit offenbart nicht nur Friedrichs frühe künstlerische Experimente, sondern auch seine Leidenschaft für die mit symbolischen Elementen zutiefst aufgeladene Landschaftsdarstellung (EUR 150.000/200.000).
Bei der „Ruine des Klosters Altzella in Nossen bei Dresden, 20. September 1800“ konzentrierte sich Friedrich auf markante architektonische Details und demonstrierte seine Sensibilität für Nebenmotive (EUR 120.000/150.000), das Motiv der Ruinen griff er später in seinem berühmten Gemälde „Ruinen in der Abenddämmerung“ auf.
Das Blatt „Blick über den Wolfsgraben“ von 1813 stammt aus dem Krippener Skizzenbuch und illustriert Friedrichs unvergleichliche Fähigkeit, Landschaften mit subtilen Strichen zum Leben zu erwecken (EUR 50.000/70.000).
Mit dem Blatt „Weg zwischen Laubbäumen mit Staffage“ von 1800 schließlich wurde Grisebach eine der sehr seltenen Radierungen anvertraut, ebenfalls aus dem Besitz der Familie eines Bruders von Caspar David Friedrich (EUR 15.000/20.000).
Eine ganz besondere Entdeckung ist außerdem Georg Friedrich Kerstings Aquarell Caspar David Friedrich auf dem Felsen („Ausblick aufs Meer“). Freundschaftsporträt und frühe Umsetzung einer programmatischen Bildidee von Caspar David Friedrich: Das eindrucksvolle Blatt aus Kerstings Nachlass, datiert auf 1809/10, zeigt (wohl) Caspar David Friedrich auf einem Felsen sitzend und reflektiert somit die intensive künstlerische Auseinandersetzung zwischen den beiden Malern während ihrer berühmten gemeinsamen Reise ins Riesengebirge. Die aquarellierte Zeichnung offenbart die tiefe Wertschätzung und das gegenseitige Verständnis zwischen Kersting und Friedrich und dessen progressive romantische Kunstvision (EUR 150.000–200.000).
Insgesamt werden bei den Sommerauktionen vom 30. und 31. Mai 494 Kunstwerke mit einer unterer Schätzung von insgesamt EUR 12 Millionen in fünf Auktionen versteigert.
Die Vorbesichtigung aller Werke in Berlin an zwei Standorten in der Fasanenstraße (25 und 27) findet vom 23. bis 29. Mai statt.
Auktion „Moderne Kunst“ am 31. Mai 2024 ab 11 Uhr
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