L'Orfèvrerie, die Kunst der Gold- und Silberschmiede, war zeitlebens die Leidenschaft von Bernard De Leye – ein Gebiet, auf dem er weltweit als führender Kenner, Sammler und Kunsthändler gilt. Lempertz freut sich, die Versteigerung seiner exquisiten persönlichen Sammlung, die er über Jahrzehnte mit großer Hingabe und Kennerschaft zusammengetragen hat, in einer Sonderauktion am 15. Juli 2021 in Köln anzukündigen.Die Auktion umfasst 260 Kunstwerke: Vertu-Objekte, Silberarbeiten, Gemälde und Skulpturen, darunter Stücke von höchster musealer und historischer Qualität und überwältigender Schönheit – Objekte, die von Königen, dem russischen Zarenhof und hochrangigem Adel in Auftrag gegeben, von den vielseitigsten Künstlern geschaffen und von Generation zu Generation unter angesehenen Sammlern weitergegeben wurden.
Antiquitäten in dieser überragenden Fülle, Qualität und Bedeutung sind seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem deutschen Markt offeriert worden. Ihnen ist ein sehr aufwendig gestalteter, umfangreicher Katalog gewidmet.
Die elegante französische Kultur des 18. Jahrhunderts war sicherlich das Thema von Bernard De Leyes intensiver Leidenschaft. Mit seinem geschulten Kennerblick gelang es ihm aber auch, außergewöhnliche Stücke der gotischen und barocken Skulptur aus Italien und Flandern zu erwerben, und sogar Kunstwerke aus der Antike wie etwa eine seltene römische Silberschale aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. Sein breites Interesse an allem Schönen und Anspruchsvollen lenkte seine Aufmerksamkeit aber auch auf die Kunst des Symbolismus und des Jugendstils – moderne Bewegungen seiner belgischen Heimat, die die Ursprünge seines einzigartigen Geschmacks offenbaren.
Neben feinsten Skulpturen und Kleinplastiken des 13. – 18. Jahrhunderts beinhaltet die Sammlung insbesondere hochbedeutende Silberobjekte des 17. – 19. Jahrhunderts und überaus seltene Kunstkammer-Objekte.
Aus den zahlreichen Höhepunkten der Auktion ragen insbesondere folgende exquisite Objekte heraus: An der Spitze der Offerte steht mit 1,0 – 1,2 Mio. Euro eine 1770 im Auftrag von Louis XV in Paris von Jean-Baptiste-François Chéret gearbeitete, sehr fein ziselierte, vergoldete Silberkanne und das dazugehörende Bassin. Das Set war ein Geschenk des französischen Königs an seine ehemalige Mätresse Marguerite Catherine Hainault anläßlich ihrer Ehe- schließung mit dem Marquis de Montmelas. Zusätzlich werden auch die vier dazugehörenden Entwurfszeichnungen des Silberschmieds angeboten (Lot 181). Eine ebenfalls in Paris von François-Thomas Germain 1753 hergestellte hochbedeutende Schreibgarnitur aus Silber und vergoldeter Bronze für den königlichen Minister Jean- Baptiste de Machault d‘Arnouville, Chateau de Thoiry, ist mit € 700/800.000 bewertet (Lot 159). Auch der einzigartige Jugendstil-Goldbecher "Les Vendanges" von Jules-Paul Brateau mit superben Emaillierungen wurde von Paul Grandhomme 1893 gleichfalls in Paris geschaffen (Lot 245, € 120/130.000).
Ein hochbedeutendes monumentales Stundenglas aus Silber und Lapislazuli trägt eine Schätzung von € 400/450.000. Papst Sixtus V hat diese 1589 in Rom entstandene exzeptionelle Sanduhr an Ferdinand I. Medici, Großherzog der Toskana anlässlich seiner Hochzeit mit Christine von Lothringen geschenkt (Lot 40). Bei € 250/300.000 liegt ein von François-Thomas Germain 1762 in Paris gearbeitetes Bassin mit dem Wappen der Madame de Pompadour von musealer Seltenheit (Lot 176).
Von großer Bedeutung ist auch das außergewöhnliche, in Elfenbein, Geweih, Vermeil, Email, Edel- und Halbedelsteinen um 1550 – 1565 gearbeitete „Eingehurn“ des Würzburger Domherrn Andreas von Thüngen (1506 – 1565). Das Horn trägt eine Taxe von € 600/700.000 (Lot 18). Ein sehr fein gearbeiteter Bernsteinaltar hat sich ehemals im Kloster Einsiedeln in Danzig befunden. Der Christoph Maucher zugeschriebene Altar ist um 1690 in hellem, dunklem und transluzidem Bernstein sowie Elfenbein geschaffen worden (Lot 51, € 280/300.000). Zu den Höhepunkten gehört auch ein 32 cm großes von Hans Caspar Gyger in Zürich um 1640 geschaffenes kostbares Trinkgefäß in Form eines steigenden Hirschen mit einem Schätzpreis von € 250/280.000 (Lot 54).
Ein François van Bossuit (1635 – 1692) zugeschriebenes kleines Elfenbeinrelief mit der Häutung des Marsyas ist mit einer Taxe von € 160/180.000 versehen (Lot 74). Aus den zahlreichen Skulpturen und Kleinplastiken ragt insbesondere ein großer, dem Meister Mattheus van Beveren (1630 – 1690) zugeschriebener Corpus Christi aus Elfenbein mit einer Höhe von 75 cm heraus (Lot 87, € 180/200.000).