Für Giovanni Battista (Giambattista) Tiepolo ist die vorliegende, 56 x 42 cm große Leinwand „Innenraum mit Kapuzinermönchen am Sterbebett eines Ordensbruders“ ein ungewöhnliches Thema: Ein Kapuzinermönch auf dem Sterbebett begleitet von sechs Ordensbrüdern in einer Klosterzelle. Ebenso ungewöhnlich ist die Farbpalette des Bildes, die aus einem reichen Akkord unterschiedlicher Brauntöne besteht – braun ist die Kutte der Kapuziner, ein der Armut verpflichteter Bettelorden, deren Kirche in Venedig Palladios „Il Redentore“ ist. Doch in der skizzenhaften Unmittelbarkeit, in der Art, wie mit raschen und virtuosen Pinselstrichen das Sujet erfasst wird, ist die Handschrift des großen venezianischen Settecento-Malers unmittelbar zu erkennen. Auch in der lebendigen, flackernden Lichtregie dieser intimen Szene. Beachtlich ist auch die Provenienz: Von der Familie Corniani-Algarotti ging das Gemälde an Lord George Cavendish-Bentnick (1821–1891) über, den leidenschaftlichen Kunstliebhaber und Treuhänder des Britischen Museums (Lot 2079, € 400/450.000).
Philips Wouwerman gehört u. a. zu bedeutendsten Pferdemalern des niederländischen Barock – war aber doch noch viel mehr: Das ausnehmend feine, silbrige Kolorit und die strahlende Leuchtkraft seiner Farben, die hochelegante Staffage mit zahlreichen kleinen Bilderzählungen sowie die Meisterschaft der Komposition, mit der Wouwerman die zahlreichen Figuren und Tiere harmonisch in seine Landschaften einbettet – all dies sind Qualitäten, die über das Stereotyp des Pferdemalers weit hinausreichen. Das vorliegende Gemälde ist ein herausragen- des Beispiel für diese besonderen Merkmale der Kunst Wouwermans. Seine nun offerierte Holztafel „Elegante Gesellschaft und eine Kutsche am Flussufer“ trägt einen Schätzpreis von € 300/350.000 (Lot 2039).
Bei € 100/120.000 liegt ein signiertes „Stillleben mit Blumen und Früchten“ von Abraham Brueghel (Lot 2050). Dieselbe Taxe trägt ein weiteres Stillleben von Peter Binoit. Bei der Holztafel dieses in Köln geborenen Künstlers des 17. Jahrhunderts „Stillleben mit Früchten, Gemüse, Blumen, Wanli-Schale und Eichhörnchen“ handelt es sich um eine der reichsten und damit auch kostbarsten Ausführungen im Œuvre des Künstlers (Lot 2029). Mit € 90/110.000 ist ein „Stillleben mit Vögeln und Traubenkorb“ von Frans Snyders bewertet. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts gehörte Snyders zu den gefragten wie künstlerisch engstens vernetzten Malern in Antwerpen: Als Schüler von Pieter Brueghel d. J. und Hendrick van Balen, als Mitarbeiter von Peter Paul Rubens und als Oberhaupt einer großen Werkstatt, in der Jan Fyt und viele andere namenhafte Künstler tätig waren (Lot 2028). Mit € 70/90.000 folgen die „Landschaft mit Wasserfall“ von Jacob Isaacksz van Ruysdael (Lot 2048) und ein “Kücheninterieur” von David Teniers d. J. für € 60/70.000 (Lot 2053). Bei € 40/60.000 liegt ein Kircheninterieur von Hendrick Cornelisz van Vliet (Lot 2059).
19. JH.An der Spitze des 19. Jh. steht mit € 250/280.000 ein außergewöhnliches Gemälde: Alexander (Sándor) von Wagners: „Die Rückkehr von der Jagd“ aus dem Jahr 1864. Bei der 120,5 x 141 cm messenden Leinwand mit unterschiedlichen Bildmotiven einer reich bestückten Jagdszene handelt es sich um ein Hauptwerk des ungarischen Malers, das über hundert Jahre verschollen war. Es entstand 1864 in München, wo der Künstler studiert und später als Professor an der Akademie gelehrt hat (Lot 2275). Mit € 220/260.000 folgt ihm Jacob Philipp Hackerts prachtvolles Gemälde „Rastende Bauern in den Hügeln über Solfatara, mit Blick auf Ischia, Procida und die Bucht von Pozzuoli (Lot 2201).
Mit Ferdinand Bellermanns „Tropische Landschaft in Venezuela mit Badenden“ von 1880 wird ein sehr selten auf dem Markt anzutreffendes Werk des Künstlers angeboten. Im Mai 1842 fuhr der Künstler kurzfristig nach Venezuela. Sehr hilfreich war ihm bei der Vermittlung der Reise neben Friedrich Wilhelm IV. eine ganz entscheidende und auch prominente Unter- stützung durch Alexander von Humboldt, einem damaligen Kammerherrn des Königs. Humboldts wissenschaftliches Ansehen sollte dem Maler so manche Tür öffnen (Lot 2274, € 60/80.000).
SKULPTURENDie Skulpturen-Offerte ist von einer ganz herausragenden Arbeiten geprägt: Von einem 23 x 19,5 cm großen und in Italien im frühen 15. Jahrhundert gearbeiteten hochbedeutenden Vortragekreuz aus Gold, Emaille über Holzkern. Neben seiner hochqualitätvollen Gestaltung besteht die Kostbarkeit des Kreuzes besonders in seinem Material, denn bei seinem Gesamtgewicht von 370 Gramm macht das verarbeitete Gold mit seinen ca.18-21 Karat allein mehr als die Hälfte des Gewichtes aus (Lot 2131, 150/180.000).
Eine in der 2. Hälfte im 14. Jh. in Frankreich gearbeitete 16 cm große, bedeutende Madonna mit Kind aus Elfenbein mit Resten von Farbfassung kommt aus der Kölner Sammlung Richard von Schnitzlers und war 1927 im Kölnischen Kunstverein ausgestellt (Lot 2117, € 80/100.000). Dieses meisterliche Werk der Elfenbeinkunst – wie auch die folgenden fünf Lots dieser Auktion – gehörte zu den Höhepunkten der berühmten Sammlung von Dr. Richard von Schnitzler (1855–1938), der als ebenfalls bedeutender Kunstmäzen für lange Zeit den Vorsitz des Kölnischen Kunstvereins und des Vereins der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums in Köln inne hatte.
Auktion 1160 Auktion 1160 Vorbesichtigung
Alte Kunst 19. JH.
14. Nov. 2020, ab 11.00 Uhr, Lempertz Köln14. Nov., ab 14 UhrVorbesichtigung (bitte nach Terminvereinbarung): 06. – 13. Nov. http://www.lempertz.com/kataloge.html
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