Das 19. Jahrhundert führt Leo von Klenze mit einer Rom-Vedute an (€ 250/350.000). Carl Spitzweg ist mit einer querformatigen Landschaft für € 100/120.000 vertreten und Oswald Achenbach mit einer Ansicht des Parks der Villa Torlonia in Frascati (€ 60/80.000). An der Spitze der Altmeister-Offerte stehen die um 1400 entstandenen „Sechs Apostel“ aus dem Umkreis des Meisters des Siefersheimer Altars. Auf einem mit Blumen bewachsenen Rasenstück stehen barfuß sechs der zwölf Jünger Jesu. Die Kleidung der Apostel hat ein starkes, leuchtendes Kolorit. Das kräftige Rot der Überwürfe von drei Aposteln ist ausgewogen über den Bildraum verteilt. Im Hintergrund fällt ein ausgeformtes, vergoldetes Korbflechtmuster. Erst kürzlich ist eine umfangreiche Studie zu diesem bisher noch unveröffentlichten Werk des frühen 15. Jahrhunderts publiziert worden. Die 120 x 155 cm große Leinwand ist mit 250/300.000 Euro bewertet (Lot 1501).
Jan van Dornicke, gen. Meister von 1518, ist mit einem Triptychon mit „Anbetung der Könige, der Anbetung der Hirten und der Rast auf der Flucht nach Ägypten“ vertreten. Der Meister von 1518 wurde erstmals 1915 von Max J. Friedländer als einer der führenden Meister der Antwerpener Manieristen identifiziert, einer Gruppe, die italienische und traditionelle nordische Themen frei kombinierte. Danach schlug Georges Marlier 1966 vor, ihn als den aus Tournai stammenden Maler Jan Mertens van Dornicke genauer zu identifizieren, ein Vorschlag, der in der Kunstwissenschaft allgemein akzeptiert wird (Lot 1511, 180/220.000).
Das großformatige Gemälde „Landschaft mit Rundturm und Bogenbrücke im Vordergrund, Wasser- und Wattvögel“ des niederländischen Malers Roelant Savery zeigt eine eindrucksvolle Fülle unterschiedlichster Vögel in einer paradiesisch anmutenden Landschaft, die ihrerseits zahlreiche verschiedene Pflanzen und Bäume aufweist. Bühnenartig in den Vordergrund gerückt finden sich friedlich vereint exotische Vögel wie ein ursprünglich in Neuguinea beheimateter Kasuar, ein Strauß und Papageien sowie heimische Vögel aller Arten, wie Störche, Schwäne, Enten und Hühner. Mächtige, baumbestandene Felshänge rahmen den Durchblick in den Mittel- und Hintergrund, wo die üppige Vogelwelt durch die Darstellung zweier für Savery charakteristischer weißer Pferde bereichert wird. Als „point de vue“ dient ein in helles Licht getauchter und von Wasser umgebener Rundturm, zu dem eine steinerne Bogenbrücke führt (Lot 1533, € 180/200.000).
Die auf Holz gemalte Salomé des in Böhmen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts tätigen Monogrammisten I. W. ist nicht datiert, kann aber stilistisch mit um 1525 entstandenen Werken dieses Künstlers in Verbindung gebracht werden. Über die Identität dieses Künstlers ist weiter nichts bekannt, lediglich dass er um 1520 in der Werkstadt von Lukas Cranach tätig war und danach nach Böhmen zog, wo er bis in die 1550er Jahre dessen Stil verbreitet hat (Lot 1514. € 150/170.000). Der Meister der Weiblichen Halbfiguren ist ein anonymer Maler, dessen genaue Lebensdaten noch immer unbekannt sind. Seinen Namen erhielt er Ende des 19. Jahrhunderts nach einem Gemälde in der Sammlung Harrach (Schloss Rohrau), das drei musizierende junge Frauen darstellt. 1935 hat M.J. Friedländer diesem Meister eine Gruppe von 67 Gemälden zugeschrieben. Das Motiv „Bekehrung des Heiligen Paulus“ ist bislang einmalig in der Produktion dieses Meisters; darüber hinaus ist es selten in der flämischen Malerei der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts anzutreffen. Das Gemälde von hoher technischer Qualität ist mit € 100/140.000 bewertet (Lot 1516).
Die Tafel „Heiliger Jakobus der Ä. und Heiliger Johannes Evangelist“ des Meisters der Heiligen Sippe gehörte ursprünglich zu der Predella eines großen Altarretabels, das von diesem in Köln tätigen Meister geschaffen wurde und in der auf insgesamt sieben Feldern Maria und der thronende Christus (heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn) sowie sechs Apostelpaare dargestellt waren. Der nach dem "Sippenaltar" im Kölner Wallraf-Richartz-Museum benannte Meister ist zu den bedeutendsten rheinischen Malern des ausgehenden Mittelalters zu zählen, wobei die vorliegende qualitätsvolle Tafel seinen Hauptwerken zur Seite zu stellen ist (Lot 1508, € 150/170.000). Bei 120/160.000 Euro liegen die „Vier Jahreszeiten“ von Abel Grimmer. Der Lauf der Zeit, illustriert am Wechsel der Jahreszeiten, und das ländliche Alltagsleben im Flandern des 16. Jahrhunderts – dies sind die Themen unserer außergewöhnlichen Serie von vier Tafeln des bedeutenden Antwerpener Malers Abel Grimmer. Der Zyklus beginnt mit dem Frühling und der Anlage von Beeten in einem streng geometrisch ausgerichteten Garten. Es folgen der Sommer mit der Heuernte sowie der Herbst mit der Schlachtung eines Schweins. Abgeschlossen wird der Zyklus mit der Darstellung des Winters, repräsentiert durch zahlreiche Schlittschuhläufer (Lot 1523). Onorio Marinari (1627 – 1716) präsentiert eine um 1680 entstandene Kleopatra. Das vorliegende Gemälde wurde erst kürzlich von Professor Sandro Bellesi als Werk des Florentiner Malers Onorio Marinari identifiziert und umfänglich publiziert. Marinari, der bei seinem Cousin Carlo Dolci sowie Baldassare Franceschini ausgebildet wurde, malte vornehmlich religiöse Themen für geistliche Orden und private Auftraggeber; seine Werke waren auch bei den Medici und vielen anderen Adelsfamilien in Italien und Europa gefragt. Das vorliegende Gemälde ist eines der seltenen Beispiele für ein Historiengemälde des Künstlers aus dem Bereich der antiken Geschichte (Lot 1591, € 130/150.000). Zu der Offerte sechsstelliger Gemälde gehören auch ein charakteristischer „Pferdemarkt“ von Philips Wouwerman.
Das Gemälde befand sich Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich, im Besitz des Fürsten von Monaco. Im frühen 19. Jahrhundert gelangte es auf den Londoner Kunstmarkt, der in Folge der französischen Revolution einen einzigartigen Boom erlebte. Bei den sukzessiven Versteigerungen erzielte es immer höchste Preise. So steht dieses Werk exemplarisch für den anhaltenden posthumen Erfolg Wouwermans (Lot 1578, € 130/150.000). Von Jacob van Ruisdael kommt eine „Landschaft mit hohen Bäumen, einem Angler und Schäfern“ belegt exemplarisch Jakob Rosenbergs Feststellung van Ruisdael sei der holländische Künstler, der am ehesten einen Sinn für die Schönheit des Waldes entwickelt habe (Lot 1583, € 100/120.000).
Die Offerte wird von zahlreichen Gemälden abgerundet, die zwischen 60/100.000 Euro bewertet sind. Dazu gehören eine „Landschaft mit Überfall“ von Nicholas Berchem (Lot 1562, € 90/100.000), ein Seestück Ludolf Backhuisens d. Ä. (Lot 1586, € 80/100.000), die „Waldlandschaft mit rastenden Männern“ von Jan Brueghel d. Ä. (Lot 1524, € 80/100.000) und eine Madonna mit Kind von Neri di Bicci (Lot 1504, € 80/100.000). Eine „ Dorfstraße bei Mondschein“ von Aert van der Neer und Stillleben von Floris van Schooten und Juan de Arellano liegen bei je 60/80.000.
19. JH.An der Spitze der Offerte mit Werken des 19. Jahrhunderts stehen mit 250/350.000 Euro Leo von Klenzes 1824/25 auf Kupfer gemalte „Römische Bauten mit Ansicht der Cloaca Maxima“. Das Gemälde mit den Maßen 56,5 x 44,5 cm war ein Geschenk an den Malerfreund Ludwig Lange und bis vor kurzem im Besitz der Nachkommen. Seine Ausbildung als Zeichner und Maler hat Klenze in Paris während seines ersten Aufenthalts im Jahr 1805 bei Constant Bourgois, einem Schüler Jaques Louis Davids, erhalten. Erste Zeichnungen stellt er aber erst 1824 im Münchener Kunstverein aus und im Jahr darauf am selben Ort zwei Gemälde (Lot 2003). An Carl Spitzwegs auf Zigarrenkistenholz gemalte Landschaft „Vor dem Städtchen“ kann man den großer Zigarrenliebhaber erkennen. Diese Leidenschaft trug auch maßgeblich zu seinem Œuvre bei, indem er das Zigarrenkistenholz als favorisierten Bildträger für seine kleinformatigen Gemälde einsetzte. Er schätzte besonders die glatte, sehr beständige Oberfläche, die sich einfach und ebenmäßig grundieren ließ. Das vorliegende Querformat mit den Maßen 15,5 x 38,5 cm zeigt eine in warmes Licht getauchte fränkische Landschaft, die von einem besonders modernen Duktus geprägt ist (Lot 2051). Oswald Achenbachs „Gesellschaft im Park der Villa Torlonia in Frascati“ ist mit 60/80.000 Euro bewertet. Achenbach unternahm in seinem Leben nicht weniger als sieben Italienreisen. Unsere 1889 datierte Ansicht aus dem Park der Villa entstand zwischen der sechsten Reise 1885 und seiner letzten von 1895. Achenbach war zu diesem Zeitpunkt längst ein gefeierter Malerstar, dessen italienische Veduten beim zeitgenössischen Publikum ungeheuren Erfolg hatten. Den Künstler interessierten vor allem Atmosphäre und Wirkung des südlichen Lichts, die er mit souveräner Lichtregie und einem intensiven, oftmals glühenden Kolorit zu verschiedenen Tageszeiten einzufangen wusste (Lot 2069).
SkulpturenDer Schwerpunkt der Skulpturen und Kleinplastiken des 12. bis 18. Jahrhunderts wird von qualitätsvollen Holzplastiken der Spätgotik aus dem deutschsprachigen und flämischen Raum dominiert. Die Höhepunkte sind allerdings aus anderem Material gearbeitet. Eine um 1320 in Lothringen gearbeitete Hl. Katharina aus Kalkstein ist mit € 50/60.000 bewertet (Lot 1650). Bei 35/40.000 Euro liegt ein in der Mitte des 15. Jh. in Nottingham gearbeitetes Alabasterrelief mit der „Aussendung des Heiligen Geistes“ (Lot 1653). 50/60.000 lautet die Taxe für eine westfälische Hl. Elisabeth aus der Zeit um 1480 (Lot 1661).
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