Rekonstruktion der Kuppel des Berliner Schlosses kurz vor Fertigstellung Informationen zur Entstehungsgeschichte und dem Umgang mit Symbolen auf humboldtforum.org Wer setzte am Berliner Schloss welche Zeichen mit welchem Ziel? Und wie geht das Humboldt Forum heute mit den historischen baulichen Elementen, Inschriften und Symbolen um? Die Arbeiten an der Kuppel des Berliner Schlosses stehen kurz vor dem Abschluss: Voraussichtlich Ende Mai werden die Bauteile der Kuppellaterne montiert. Damit ist die Rekonstruktion der Fassaden des Berliner Schlosses weitgehend vollendet. Das Humboldt Forum nimmt die Fertigstellung zum Anlass, das Thema mit Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven zu erörtern, und regt mit einem Debattenforum zur Beteiligung an einem Meinungsaustausch an.
Mit der Montage der Kuppel ist die detailgetreue Rekonstruktion der Fassaden des Berliner Schlosses weitgehend abgeschlossen. Die Arbeiten an der Kupferabdeckung der Kuppel sind vollendet, und das Gerüst wird nun abgebaut. Nach aktuellem Stand der Planung erfolgt am 29. Mai frühmorgens, sofern es die Windverhältnisse zulassen, die Aufsetzung der Laterne mitsamt Kreuz auf die Kuppelspitze in zwei Hüben.
Bei der baulichen Rekonstruktion wurde ein hohes Maß an historischer Detailtreue angestrebt. So wurden sowohl monarchische und heraldische bauplastische Symbole wie Adler, Wappen und Kronen original rekonstruiert als auch Elemente christlicher Ikonografie wie das Kreuz und das umlaufende Schriftband am Fuß der Kuppel: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“
Diese textliche Montage von zwei Bibelversen (Apostelgeschichte Kapitel 4, Vers 12 und Philipperbrief Kapitel 2, Vers 10) ist im Kontext ihrer historischen Entstehungssituation zu verstehen. Sie verweist auf die wechselvolle Geschichte des Ortes und die Umstände, in denen der Bau entstand. Die Akteure des Humboldt Forums sind sich daher der Problematik bewusst, die von einer städtebaulich und baukulturell begründeten, gleichwohl politisch und religiös interpretierbaren Wiederherstellung der monarchischen und christlichen Symbolik an einem Gebäude wie dem Humboldt Forum ausgeht.
Generalintendant Hartmut Dorgerloh: „Das Humboldt Forum entsteht an einem besonderen Ort mit einer komplexen und nicht widerspruchsfreien Entstehungsgeschichte. Es versteht sich daher von selbst, dass wir uns von jeglichen Macht-, Alleingültigkeits- oder gar Herrschaftsansprüchen distanzieren, die aus diesen Zeichen oder Inschriften abgeleitet werden können. Vielmehr gehört die bauliche Ambiguität zur DNA des Humboldt Forums. Insbesondere in der Debatte um die unterschiedliche Wahrnehmung der historischen Rekonstruktion sehen wir einen klaren Auftrag für ein Programm der Vielstimmigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven.“
Die Geschichte des Humboldt Forums sowie die Rekonstruktion des Berliner Schlosses – inklusive Kuppel und Kreuz – sind ein Thema des Bereichs Geschichte des Ortes, das in unterschiedlichen Formen präsent sein wird. Unter anderem ist auf der Dachterrasse auch eine Informationstafel zur Einordnung der Kuppel mit Inschrift und Kreuz in ihrem historischen Kontext sowie zur Haltung der Akteure vorgesehen.
Im direkten Aufeinandertreffen unterschiedlicher Positionen, Kulturen und Wertesysteme entstehen neue Fragen, die einen sensiblen Umgang mit Geschichte in erweiterte, globale Zusammenhänge und damit in die Gegenwart bringen. Das Humboldt Forum lädt daher auf seiner neuen Webseite unter humboldtforum.org zu einer Debatte ein. Neben einem umfangreichen Online-Dossier zu der Rekonstruktion von historischen Symbolen am Humboldt Forum wird der interessierten Öffentlichkeit auch ein interaktives Forum zur Verfügung stehen, bei dem die Thematik von Kuppel und Kreuz diskutiert werden kann. Eine Publikation zur Debatte ist in Vorbereitung und wird im Frühjahr 2021 im Hanser Verlag erscheinen.
2002 hatte der Deutsche Bundestag die Teilrekonstruktion des Berliner Schlosses und die Gründung des Humboldt Forums beschlossen. Konkret sollte die Wiedererrichtung von drei barocken Fassaden auf der Nord-, Süd- und Westseite sowie des Schlüterhofs geplant werden. Im Zuge des 2008 vom Bundesbauministerium ausgelobten Architekturwettbewerbs wurde auch die Rekonstruktion der Kuppel vorgesehen, die der Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella als Wettbewerbssieger umsetzte. Der Bundestag hatte 2007 lediglich Mittel für eine vereinfachte Verkleidung der Kuppel vorgesehen. Mehrere Einzelspenden sicherten dann die historische Rekonstruktion seit 2017.