Schön, aber sanierungsbedürftig: das Schloss auf der Berliner Pfaueninsel. Foto: SPSG / Elvira Kühn Schön, aber sanierungsbedürftig: das Schloss auf der Berliner Pfaueninsel. Foto: SPSG / Elvira Kühn - Mit freundlicher Genehmigung von: spsg.de

Was: Presse

Wann: 22.01.2018

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) setzt die Planungen für die Sanierung des Schlosses auf der Berliner Pfaueninsel fort. Nach der Schließung des Hauses im August 2018 haben Gutachter und Planer damit begonnen, das Bauwerk vom Keller bis zum Dach zu untersuchen, Schäden aufzunehmen bzw. Schadensursachen festzustellen. Dies ist die…
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) setzt die Planungen für die Sanierung des Schlosses auf der Berliner Pfaueninsel fort. Nach der Schließung des Hauses im August 2018 haben Gutachter und Planer damit begonnen, das Bauwerk vom Keller bis zum Dach zu untersuchen, Schäden aufzunehmen bzw. Schadensursachen festzustellen. Dies ist die Voraussetzung für die bevorstehenden Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen, die hauptsächlich in den Sommermonaten stattfinden müssen, um die empfindlichen, originalen Oberflächen im Inneren des Gebäudes zu schonen. Während der bis voraussichtlich 2024 andauernden Arbeiten bleibt das Haus geschlossen. Die Pfaueninsel selbst und die Meierei (in der Sommersaison) sind jedoch weiterhin für Besucherinnen und Besucher zugänglich.

Ermöglicht werden die Wiederherstellungsmaßnahmen mit Mitteln aus dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) bis 2030 für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf ca. 4,2 Millionen Euro. Für die planerische und die bauliche Umsetzung sind jeweils drei Jahre vorgesehen (2018 bis 2024).

Das HausSchloss Pfaueninsel wurde 1794 bis 1795 vom Potsdamer Zimmermeister Johann Gottlieb Brendel für König Friedrich Wilhelm II. (1786-1797) und seine enge Vertraute Wilhelmine Rietz, die spätere Gräfin Lichtenau (1753-1820), als ländlicher Rückzugsort errichtet. Das Schloss und Park Pfaueninsel sind Teil der UNESCO-Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“. Der Bau zitiert äußerlich die Form eines „römischen Landhauses“, das man sich damals als ruinenhafte Kastellburg vorstellte. Bei näherer Betrachtung zeigt sich die Fassade jedoch als hölzerne Staffage. Im Kontrast dazu birgt das Innere aufwendige, im Stil der Erbauungszeit gestaltete Schlossräume, die mit ihrer Ausstattung gleichermaßen auf die Antike wie auf ferne Südseeregionen verweisen. Dass sich eine Folge von Innenräumen aus der Zeit um 1800 bis heute nahezu unverändert erhalten hat, ist einmalig in der Berlin-Brandenburgischen Kulturlandschaft.

Die Baugeschichte1793 bis 1794       Planung des Schlosses als ein mit Borke verkleideter Fachwerkbau durch Zimmermeister Johann Gottlieb Brendel, unter Anleitung von Wilhelmine Rietz (geb. Enke), ab 1796 Gräfin Lichtenau, ehemalige Mätresse und Vertraute König Friedrich Wilhelms II.

1794 bis 1795Erste Bauphase: Errichtet wird ein Fachwerkbau mit Ziegelausfachung auf einem massiven Keller. Der besseren Fernwirkung wegen wird das Haus nicht mit Borke, sondern mit Eichenbrettern verkleidet, die mit heller Ölfarbe und Sandsteinstaub gestrichen werden. Die Brücke der Turmfront wird als Holzkonstruktion ausgeführt. Das Schloss erhält ein Dach aus grau gestrichenem Eisenblech, die Kuppel auf dem Südturm wird Kobaltblau gestrichen. Das illusionistische Gemälde eines Fallgitters vor offener Landschaft im Torbogen der Fassade stammt von dem Berliner Theatermaler Peter Ludwig Burnat (1762-1817).

1802 bis 1804       An der Beplankung der beiden Türme treten erste Schäden auf. Die Fugen werden versuchsweise mit Teer versiegelt und die Türme verputzt. Da dies nicht die erhoffte Wirkung zeitigt, erfolgt eine Neubeplankung sowie der Einbau einer Feuchtesperrschicht über dem Sandsteinsockel.

1807Die Holzbrücke wird durch eine 1806 gegossene eiserne Brücke ersetzt. Nach einem kleinen Brückensteg in Paretz ist dies der erste Großguss der 1804 gegründeten Berliner Betriebsstelle der Königlich Preußischen Eisengießerei.

1826Betonung der Südseite und der beiden Türme durch Aufbringen einer plastischen Holzquaderung.

1842Die Eisenblecheindeckung des Daches wird durch Zinkblech ersetzt.

1869Das Schloss erhält ein neues Zinkdach. Wahrscheinlich ist die Pyramidenform des Daches in diesen Zeitraum zu datieren. Zuvor war ein flaches Satteldach vorhanden.

1909 bis 1911Die Fassade erhält einen Eisenbetonputz mit plastischer Quaderteilung.

1974 bis 1976Die Betonverkleidung wird abgenommen und durch eine neue bemalte Holzverkleidung ersetzt. Neuschöpfung der Nischenbemalung im Torbogen durch den Berliner Künstler Thomas Harndt (1932-2016).

Die Nutzungsgeschichte1793König Friedrich Wilhelm II. sucht für sich einen Rückzugsort in räumlicher Beziehung zum Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten.

1794 bis 1795Der König besucht regelmäßig die Baustelle, bewohnt das Schloss jedoch nicht mehr. Mit dem Tod des Königs 1797 zerschlagen sich die Hoffnungen der Gräfin Lichtenau, das Schloss mit ihrer Familie zu bewohnen.

1798 bis 1839König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) besucht die Insel regelmäßig mit seiner Gemahlin, Königin Luise (1776-1810), und den gemeinsamen Kindern. Er bewohnt während dieser Aufenthalte das Schloss. Später nutzt die königliche Familie die Pfaueninsel und das Schloss für Familienzusammenkünfte im Gedenken an Luise.

seit 1840Das Schloss wird nach dem Regierungsantritt von König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) ausschließlich museal genutzt. Bereits seit den 1820er Jahren ist die Insel ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner.

Die SanierungAngesichts der von Anfang an nur bedingt wetterdichten Holzverschalung der Fachwerkaußenwände, die zudem immer wieder ersetzt werden musste, ist der Erhaltungszustand der Innenräume beachtlich. Doch heute, mehr als 45 Jahre nach der letzten großen Sanierung, ist die Holzverschalung durch Witterungseinflüsse so stark beeinträchtigt, dass auch das darunterliegende Fachwerk in Mitleidenschaft gezogen wird. Der Austausch der Außenhaut und die Ertüchtigung der Konstruktionshölzer unter größtmöglicher Schonung der Substanz im Inneren ist die besondere Herausforderung der anstehenden Sanierungsarbeiten.

Die Schäden

Fäulnis der Holzbohlenverschalung und an den Schaftringen der beiden TürmeRisse in der während der Sanierung von 1974 bis 1976 aufgebrachten Kunststoffbeschichtung lassen Wasser leicht eindringen, aber kaum wieder ausdiffundierenmehrfach geflickte Dachhaut mit undichten, nicht mehr reparaturfähigen NahtstellenVerdacht auf Folgeschäden wie Holzfäulnis, Pilz- und Insektenbefall an den Traghölzern der Fassaden- und Dachkonstruktion sowie an den Balkenköpfen der Deckenvon der Bauwerksgeometrie vorgegebene, wannenförmige Entwässerung hinter den Zinnen, die in ihrer Längsrichtung kein ausreichendes Gefälle aufweistfehlende Kopfbänder und Riegel, die bei früheren Sanierungen unsachgemäß aus dem Fachwerk entfernt wurdenungeeignete Ersatzmaterialien (Mineralwolle) in den Fachwerkzwischenräumen anstelle der originalen Ziegelausmauerungseitlich eindringende Feuchtigkeit im Keller, Schimmelbildung, abblätternder Putz, SalzausblühungenRisse und Abplatzungen am SandsteinsockelRissbildung im Treppenturm, Verdacht auf FundamentschädenWitterungsschäden an den Fenstern, durchfaulte Wetterschenkel, korrodierte Mechanik, nicht funktionierende Schiebe- und RolllädenRostfraß und Rissbildung an der Eisengussbrücke (die seit 2010 provisorisch notgesichert ist)Alterungs- und Abnutzungsspuren der InnenraumoberflächenDie Maßnahmen

Erneuerung der Holzbohlenverschalung der FassadeErneuerung der Dachhaut aus Zinkblech, Verbesserung des Gefälles der Regenentwässerung hinter den ZinnenInstandsetzung der Fachwerkaußenwände und der Dachkonstruktion untergrößtmöglichem Erhalt der OriginalsubstanzErgänzung fehlender Kopfbänder und RiegelKellersanierung, Einbau einer Vertikalsperre zur Abdichtung gegen seitlich eindringende FeuchtigkeitInstandsetzung der bauzeitlichen Fenster, Reparatur der Mechanik und der Schiebe- und RolllädenRestaurierung der Eisengussbrücke, Reinigung und Freilegung der Oberflächen, Entfernen der Korrosion durch Druckstrahlen mit einem nichtmetallischen StrahlgutRestaurierung der Wandfassung im TreppenhausKonservierungsarbeiten an den Oberflächen der InnenräumeDas Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent). In den kommenden fünf Jahren sollen ca. 20 von insgesamt 60 Projekten begonnen bzw. umgesetzt werden.

Ausblick: Europäischer Tag der Restaurierung auf der PfaueninselAm Sonntag, dem 13. Oktober 2019, findet der 2. Europäische Tag der Restaurierung statt. Die Restauratorinnen und Restauratoren der SPSG laden in diesem Jahr zu einer Entdeckungstour auf die Pfaueninsel ein. So wird der Beelitzer Jagdschirm geöffnet sein und in der Meierei werden Untersuchungsergebnisse zur farblichen Ausgestaltung der Räume erläutert. Im Mittelpunkt steht jedoch das Schloss Pfaueninsel. In dem seit 2018 geschlossenen Haus laufen derzeit vorbereitende Untersuchungen für die Instandsetzung und Restaurierung. Das Mobiliar ist ausgeräumt, die Bilder und Grafiken sind abgehängt. Unverstellt zeigt sich die wandfeste Raumausstattung mit hochwertigen Malereien, Holztäfelungen, Tapeten und Seidenbespannungen. Die Besucherinnen und Besucher erwarten unmittelbare Einblicke in den Bestand und den Zustand, in Werktechniken und in die mehr als 200-jährige Erhaltungs- und Restaurierungsgeschichte von Interieur und Fassade.

Das Programm im Überblick:10.00 - 17.00 Uhr   Besichtigung Meierei Pfaueninsel mit restauratorischen Erläuterungen

11.00 - 17.00 Uhr   Besichtigung Beelitzer Jagdschirm – freier Zugang, ohne Erläuterungen

Führungen im Schloss Pfaueninsel mit Ticketverkauf an der Kasse im Fährhaus(6,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro)Schloss innen: Restauratorinnen und RestauratorenAnzahl: 7 Führungen mit max. 20 TeilnehmerDauer: 50 MinutenZeiten: 10:00, 11:00, 12:00, 13:00, 14:00, 15:00, 16:00 Uhr

Schloss außen: ProjektleiterAnzahl: 2 Führungen mit max. 25 TeilnehmerLänge: 30 MinutenZeiten: 11:00, 11:45 Uhr

10.00 UhrUlrike Eichner, Restaurierung, Fachbereich MöbelEinst ein kühler HauchDer Saal im Schloss Pfaueninsel: Idee und Erhaltungsgeschichte der Täfelungen

11.00 Uhr Sigrid Gerlitz, Restaurierung, Fachbereich Textil„Die Zitzene Tapeten seind superbe und werden sich herrlich ausnehme“Konservierung der textilen Wandbespannungen im Ankleide-und Schlafzimmer

11.00 UhrMax Daiber, Architektur und DenkmalpflegeDie Instandsetzung und Restaurierung der Fassade

11:45 Uhr Max Daiber, Architektur und DenkmalpflegeDie Instandsetzung und Restaurierung der Fassade

12.00 Uhr  Wiebke Müller, Restaurierung, Fachbereich PapierDer letzte SchreiPapiertapeten: Von günstiger Ersatzlösung zum modischen Statussymbol

13.00 Uhr       Dr. Ute Joksch, Restaurierung, Fachbereich Wandbild und ArchitekturfassungVom märkischen Tahiti zum PantheonDie farbigen Fassungen auf Putz und Leinwand. Werktechnik – Erhaltungszustand – Maßnahmen

14.00 Uhr       Dr. Ute Joksch, Restaurierung, Fachbereich Wandbild und ArchitekturfassungWie original ist das Original? Restaurierungsgeschichte(n)Schloss Pfaueninsel: Restaurierungs- und Bestandsgeschichte

15.00 Uhr  Dr. Ute Joksch, Wiebke Müller, RestaurierungPigmente und Farbstoffe des Interieurs

16.00 Uhr   Wiebke Müller, Restaurierung, Fachbereich PapierDer letzte SchreiPapiertapeten: Von günstiger Ersatzlösung zum modischen Statussymbol

Tags: Dachsanierung, Kulturdenkmal, Restaurierungen, Sanierung, Schlösser

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