Sowohl das Bild Moyses van Uyttenbroecks, das Gemälde von Godefridus Schalcken wie auch das Gemeinschaftswerk von Joos de Momper und Jan Brueghel d. Ä. befanden sich einst im Besitz des niederländischen Künstlers und Sammlers Joseph Henri Gosschalk (1875 – 1952). 1940, 1941 resp. 1943 auf Veranlassung der Nazis zwangsverkauft, hingen sie vor der Restitution an die Erben Gosschalcks im Jahr 2018 im Mauritshuis (Uytenbroeck), im Bonnefantenmuseum (Momper/Brueghel) und im Noordbrabants Museum (Schalcken). Nun wurden die drei Gemälde von den Erben bei Lempertz eingeliefert und mit großem Erfolg an internationale Bieter versteigert.Höhepunkte der mit einem erfreulichen Gesamtergebnis des Wochenendes von 6,5 Mio. Euro abgeschlossenen Auktionen wurden neben dem fulminanten Weltrekord für ein Meisterwerk Moyses van Uyttenbroecks mit 372.000 Euro und einem Bild von Jan Brueghel d. Ä. mit € 360.000 ein Gemeinschaftswerk von Joos de Momper und Jan Brueghel d. Ä. (€ 248.000) und ein Gemälde von Claude-Joseph Vernet (€ 186.000); eine Landschaft von Salomon van Ruysdael kam auf € 99.000. Das 19. Jahrhunderts glänzte mit € 161.000 für eine Leinwand Joseph Karl Stielers und € 87.000 für ein Gemälde von Michael Neher. Bei den Skulpturen war eine burgundische Madonna mit Kind aus dem 15. Jh. mit € 62.000 der Höhepunkt.
ALTE MEISTERMit einer Taxe von € 80/100.000 war eines der Hauptwerke „Bewaldete Landschaft mit Salmakis und Hermaphroditos“ von Moyses van Uyttenbroeck versehen – und löste ein hartnäckiges und langanhaltendes Bietgefecht aus, das ein ausländischer Sammler erst mit dem Einsatz von € 372.000 für sich entscheiden konnte: Weltrekord für ein Gemälde des Künstlers. Dieses Meisterwerk van Uyttenbroecks, befand sich lange Zeit im Bestand des Mauritshuis in Den Haag (Lot 1230).
Ein nur 11 x 16 cm messendes, hervorragend erhaltenes Gemälde, das Ertz als „Kleinod auf Kupfer“ bezeichnet hat, wurde ein weiteres Highlight der Auktion: Jan Brueghel d. Ä. „Dorfstraße mit tanzenden Bauern“, eine große malerische Kostbarkeit voller bemerkenswerter Details, war umworben und übertraf mit € 360.000 die Taxe von € 230/300.000 (Lot 1221).
Auch eine Gemeinschaftsarbeit von Joos de Momper und Jan Brueghel d. Ä. übertraf bei weitem die Taxe. Mit € 248.000 konnte das Bild seine Schätzung mehr als verdoppeln; es wechselte in eine ausländische Sammlung. Bei dem Gemälde der beiden Antwerpener Maler war de Momper für die reich differenzierte und dennoch klar konstruierte Felsarchitektur zuständig, während Brueghel die abwechslungsreiche Figurenstaffage schuf (Lot 1222, € 80/100.000).
Bei Claude-Joseph Vernets „Küstenlandschaft am späten Nachmittag“ handelt es sich um eine Auftragsarbeit für einen Engländer, ist in Rom entstanden und weist eine interessante Provenienzgeschichte auf. Das Gemälde stammt aus einer Serie von vier Tageszeiten mit je zwei Hafen- und Landszenen. Für € 186.000 wurde es von einem russischen Sammler übernommen (Lot 1298, € 150/200.000).
Bei € 99.000 gingen die 1656 gemalten „Kühe an der Tränke (Raubzug)“ von Salomon van Ruysdael in eine deutsche Sammlung (Lot 1261, € 80/100.000). Paulus Constantijn entstammt der Haager Malerfamilie la Fargue. Seine Stadtansichten sind wegen ihrer Genauigkeit wertvolle topographische Dokumente und darüber hinaus stimmungsvolle Bilder mit reicher Staffage, die Leben und Treiben der Zeit illustrieren. Das detailreiche Gemälde weckte einiges Interesse und konnte erst bei € 67.000 von einer niederländischen Sammlung übernommen werden (Lot 1306, € 30/40.000). Willem van Aelst hat sich nach der Ausbildung durch seinen Onkel Evert auf Stillleben spezialisiert. Das vorliegende sehr dekorative Blumenstilleben aus dem Jahr 1659 ging für 74.000 in eine deutsche Sammlung (Lot, 1268, € 60/70.000). „Der junge Zeichner an einem Tisch“ von Godefridus Schalcken ging für € 56.000 in eine ausländische Sammlung (Lot 1280).
19. JAHRHUNDERTMit 161.000 Euro bildete Joseph Karl Stielers „Bildnis von Auguste Strobl“ aus dem Jahr 1828 den Höhepunkt der Offerte. Das außergewöhnliche Gemälde, das sich ehemals im Besitz von König Wilhelm II von Württemberg auf Schloss Rosenstein in Stuttgart befand, wurde von einem deutschen Sammler gegen hartnäckige Konkurrenz weit über die Taxe von € 70/90.000 emporgetrieben. Stieler hat das Porträt für die berühmte "Schönheitengalerie" des bayerischen Königs Ludwig I. im Jahr 1827 gemalt (Lot 1507).
Michael Neher verbrachte seit 1819 mehrere Jahre in Italien, dem Land der Sehnsucht vieler Künstler des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts – insbesondere deutscher Künstler von den Romantikern bis zu den Nazarenern. Ab 1823 weilte er in Rom, wo er sich als geschickter Landschafts- und Architekturmaler einen Namen machte. Selbst nach seiner Rückkehr 1825 nach Deutschland denkt Neher noch an italienische Motive wie die vorliegende „Eine Straße in Tivoli“, wie das vorliegende eindrucksvolle Beispiel seiner romantisch-narrativen Genre- malerei aus dem Jahr 1832 belegt. Nun ging das Gemälde für € 87.000 in eine deutsche Privatsammlung (Lot 1517, € 70/90.000).
Bei den Skulpturen des 13.–19. Jh. ragte mit € 62.000 eine um 1450 in Kalkstein gearbeitete „Madonna mit Kind“ aus Burgund heraus (Lot 1338, € 50/60.000).