Rekordauktion im Neubau von Van Ham Der Reigen der Eröffnungsauktionen im Neubau von Van Ham wurde mit den Auktionen der Moderne und Zeitgenössischen Kunst erfolgreich fortgesetzt. Das Gesamtergebnis von rund 7,5 Mio. Euro bedeutet nicht nur das höchste Ergebnis in diesen Bereichen, sondern auch das beste Auktionsergebnis in der Geschichte des Hauses. Insbesondere deutsche Privatsammler waren hochmotiviert und setzten sich z.B. bei den Werken von Baumeister, Lyonel Feininger und Ernst Wilhelm Nay gegen die internationale Konkurrenz durch.Moderne KunstWilli Baumeisters Gemälde „Amenophis“ ist ein leuchtendes Beispiel aus dessen früher Schaffensphase, in der sich Baumeister intensiv mit afrikanischer Kunst auseinandersetzte. Die eindringliche Kraft, die von dieser Darstellung mit ihren rätselhaften Hieroglyphen ausgeht, zog einen süddeutschen Privatmann in den Bann, in dessen Sammlung dieses spannende Werk nun für 230.400 Euro wechselt. Ebenfalls in eine süddeutsche Privatsammlung gelangt Max Ernsts Gemälde „Les Canards“ aus dem Jahr 1954. Das Ergebnis für dieses Werk, welches 1965 und 67 in London und München ausgestellt wurde, liegt bei 74.240 Euro. Eine bemerkenswerte Provenienz und Ausstellungsgeschichte weist Lyonel Feiningers Arbeit „Thüringisches Dorf“ auf. Aus der Tiefe seiner Erinnerungen schildert Feininger hier einen Schauplatz, der an eine raumlose Traumsequenz denken lässt. Dem neuen Besitzer aus Ostdeutschland war dieses außergewöhnliche Werk 224.000 Euro wert.
Karl Hofer, für den sich Van Ham u.a. mit dem Karl Hofer Komitee und der Herausgabe des Werkverzeichnisses engagiert, war bei der Auktion mit fünf Arbeiten vertreten, die allesamt umgesetzt werden konnten. Darunter herausragend war sein Gemälde „Mädchen mit Blumen“ von 1936, welches im Werkverzeichnis bislang als verschollen galt. Es erfuhr nun eine Preissteigerung von geschätzten 180.000 Euro auf stolze 281.600 Euro, die ein deutscher Sammler bereit war zu bieten.
Sein Garten war für Max Liebermann immer Rückzugsort und Inspirationsquelle zugleich. Dort entstanden zahlreiche Gemälde, darunter die reizvolle Malerei des „Staudengartens im Wannseegarten nach Nordwesten“ um 1923, das ein Ergebnis von 256.000 Euro erzielte und nun in eine rheinische Privatsammlung gelangt. Man könnte Otto Modersohns Landschaft „Träumerei“ als typische Malerei des norddeutschen Malers bezeichnen, wäre da nicht die Figur, die eher selten aus Gemälden Modersohns anzutreffen sind. Für 70.400 Euro wir es nun Teil einer privaten Kölner Sammlung.
Zu Emil Noldes sogenannten „Ungemalten Bildern“ gehört auch das Aquarell „Paar“. So nennt Nolde selbst die kleinen Bilder, die er während seiner Verfolgung durch die Nationalsozialisten schafft. Für 76.800 Euro gelangt es nun in den deutschen Handel. In privaten Händen bleibt die kleinformatige Hinterglasmalerei „Geneigter Kopf“ von Oskar Schlemmer, die ein Ergebnis von 102.400 Euro erzielte.
Zeitgenössische KunstAn rund 20 Telefonen schaukelten sich die Gebote für Wojciech Voy Fangors Gemälde „E27“ rasend schnell hoch. Obwohl überwiegend polnische Interessenten mitboten, ließ schließlich ein deutscher Sammler bei 92.160 Euro die Konkurrenz hinter sich. Es ist zudem der deutsche Auktionsrekord für den polnischen Künstler. Eine britische Privatsammlung sicherte sich hingegen Günther Förgs rot-grüne Malerei aus dem Jahr 2000 für 87.040 Euro. Das internationale Publikum machte sich auch bei Michelangelo Pistolettos Spiegelbild „Tavolo con piatti“ bemerkbar. Der Spiegel, der den Betrachter gewissermaßen zum Motiv werden lässt, ging für 256.000 Euro an einen italienischen Bieter.
Er gilt als Shooting Star auf dem international en Auktionsmarkt und auch bei Van Ham durfte er nicht fehlen: Adrian Ghenie. Seine Arbeit „The Descent“ von 2003/04 erlaubt dem Betrachter einen Einblick in die Gemütswelt des Künstlers während der Entstehung des Gemäldes und erzielte online ein Ergebnis von 140.800 Euro.
Selten bekommt man die Gelegenheit eine sogenannte „Flügelarbeit“ von Heinz Mack auf dem Auktionsmarkt zu ersteigern. Seine „Flügel im Lichtfeld“ von 1964/84 waren dadurch umso begehrter. Ein italienischer Bieter sicherte sich das außergewöhnliche Werk für 147.200 Euro. Aus einer Nürnberger Privatsammlung stammt Otto Pienes glänzend-goldenes Rasterbild. Es ist eine frühe Arbeit des Zero-Künstlers, die eine besondere Anziehungskraft besitzt und dadurch viele Bieter anzog. Für 217.600 Euro wechselt es nun in die USA. Die weitere Offerte von dreizehn Piene-Arbeiten wurde zur Taxe oder darüber abgegeben. Aus derselben Sammlung stammt auch Ernst Wilhelm Nays Malerei „Mit gelben Scheiben und blauen Spitzen“ von 1954. Für den stolzen Preis in Höhe von 230.400 Euro bleibt das museale Werk innerhalb der deutschen Grenzen. Dass Zero momentan sehr gefragt ist war auch bei Günther Ueckers „Aggressives Objekt“ zu spüren, dass ein Ergebnis von 76.800 Euro erzielte.
Das farbenfrohe Rasterbild von Sigmar Polke von 1998 wurde vom bisherigen Besitzer direkt aus Polkes Atelier erstanden. Der Schätzpreis von 30.000 Euro wurde mit dem Ergebnis von 115.200 Euro beinahe vervierfacht. Auch die weiteren fünf Arbeiten Polkes wurden erfolgreich versteigert, teils mit enormen Preissteigerungen. Großes Interesse erregten auch die Arbeiten Gerhard Richters, darunter seine bemalte Schallplatte der „Goldberg-Variationen“ von 1984, die 96.000 Euro einspielte.
Die Warhol-Offerte umfasste diesen Herbst zwölf Graphiken des Pop-Art-Künstlers, die vollständig umgesetzt wurde. Seine von „Marilyn“ von 1967 war darunter besonders begehrt und wechselt nun für 83.200 Euro in die USA.