- Mit freundlicher Genehmigung von: gallery-weekend-berlin.de

Wann: 31.05.2025 - 28.06.2025

„Einatmen, ausatmen.“ So beginnt der Rückblick auf die 21. Ausgabe des Gallery Weekend Berlin 2025, und man spürt sofort: Diese drei Tage waren mehr als nur ein Kunstwochenende – sie waren ein urbaner Marathon der Kreativität. Mit 52 Galerien, 80 Künstler*innen aus über 20 Ländern und „so viele internationale Gäste wie nie zuvor“ bewies Berlin eindrucksvoll, dass es zu den führenden Zentren zeitgenössischer Kunst gehört. Es war ein Wochenende voller Energie, Intensität und internationaler Begegnungen – von Art Talks in der Neuen Nationalgalerie bis hin zu Schaufensterinstallationen im KaDeWe: Berlin zeigte, „was die Kunst zu bieten hat“. Jetzt kehrt Ruhe ein. Zeit, die Ausstellungen nochmal oder endlich in Ruhe zu erleben – ganz ohne Gedränge.

Noch bis 31. Mai 2025 zeigt die Galerie alexander levy die Einzelausstellung „Inhale Exhale“ der französischen Künstlerin Noémie Goudal. Goudal beschäftigt sich mit Paläoklimatologie, also der Erforschung des Erdklimas über geologische Zeiträume hinweg. In fotografischen Serien, Videos und Installationen verfolgt sie die Spuren der Vergangenheit, um Erkenntnisse über unsere Zukunft zu gewinnen. „Sie will eine Form der Realität wahrnehmbar machen, die keine starre, sondern eine Welt in Bewegung zeigt.“ Besonders eindrücklich wirkt ihre tropische Sumpflandschaft in der Videoinstallation – so dicht und lebendig, dass man meint, die Natur atmen zu hören. Doch je länger man hinsieht, desto mehr entziehen sich einzelne Elemente der Logik. Eine stille Untersuchung über Schichtungen, Umbrüche und die fragile Rolle des Menschen.

Noch bis 28. Juni 2025 ist in der Galerie Michael Werner eine Ausstellung mit Werken des britischen Malers Frank Auerbach zu sehen. 1939 wurde Auerbach, jüdischer Herkunft, von seinen Eltern nach England geschickt und entging so dem Holocaust. Seine dichten, figurativen Kompositionen – geprägt durch schwere Farbaufträge und konzentrierte Linien – zählen ihn zur „School of London“ neben Lucian Freud und Francis Bacon. „Neben Gemälden, die sich vor allem durch den dichten Farbauftrag auszeichnen, gibt es auch Vorzeichnungen mit Tusche zu sehen, die eine leichtere Seite von Auerbachs künstlerischem Werk zeigen.“ Dass dies die erste Ausstellung des weltberühmten Künstlers in Berlin ist, ist eine stille Sensation.

Noch bis 6. Juni 2025 widmet sich die Galerie Klemm’s in der Einzelschau „Spiral Diaries“ der chinesischen Künstlerin Leelee Chan. In ihren neuen Skulpturen wird die Spirale zum Leitmotiv – ein Zeichen für zyklisches Denken, organisches Wachstum und unendliche Bewegung. „Die Spirale wird in Chans Werk so zur Metapher für materielle und konzeptionelle Transformation – nicht durch Zielgerichtetheit, sondern durch schichtweise Akkumulation ohne festen Endpunkt.“ Ihre Werke laden dazu ein, Zeit neu zu begreifen – nicht linear, sondern als eine vibrierende Matrix aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Noch bis 21. Juni 2025 ist in der Galerie CRONE die Ausstellung „Double Standard“ des US-amerikanischen Künstlers Anthony Goicolea zu sehen. In melancholisch aufgeladenen Bildern erscheinen Männerfiguren, die wie zwischen Realität und Traum gefangen wirken. Neonfarbene Linien und skulpturale Faltenwürfe durchziehen die Bildflächen und erzeugen ein inneres Leuchten. Goicolea, der sich offen zur queeren Community zählt, formuliert mit seinen Arbeiten eine eindrucksvolle Reflexion über Identität, gesellschaftliche Erwartungen und emotionale Komplexität. „gesellschaftliche Normen und persönliche Identität“ – zwischen diesen Polen verortet sich seine Kunst.

Noch bis 6. Juni 2025 zeigt die Galerie Nagel Draxler die Ausstellung „WANTED“ von Nadya Tolokonnikova, Mitgründerin der feministischen Punkband Pussy Riot. Ihr politisches Engagement führte 2012 zu einem zweijährigen Gefängnisaufenthalt in Russland. Diese Erfahrung übersetzt sie in eine künstlerische Sprache von großer Intensität. Im Zentrum steht die Rekonstruktion ihrer Gefängniszelle – eine begehbare Kunstinstallation. „Es ist ein starkes Gefühl, meine frühere Gefängniszelle als Kunstinstallation nachzubauen.“ Ein Werk, das zwischen Aktivismus, Trauma und Empowerment oszilliert – und ein eindrückliches Zeugnis für Kunst als Widerstand.

Noch ohne festes Enddatum ist in der Galerie EIGEN + ART die Ausstellung „La Bocca di Berlino“ von Nicola Samorì zu sehen. Der italienische Künstler spielt mit der Legende der „Bocca della Verità“ – jenem marmornem Relief in Rom, das angeblich die Hand eines Lügners verschlingt. Samorìs Werke, gemalt mit Öl auf Onyx, erscheinen wie barocke Vanitasbilder, durchzogen von der natürlichen Maserung und den Brüchen des Steins. „Verstörend verwundet und gleichzeitig faszinierend“ – seine Körperbilder wirken wie Gleichnisse über Wahrheit, Schmerz und Zeit.

Noch ohne festes Enddatum zeigt die Galerie Neu die Ausstellung „The Rest“ von SoiL Thornton. Der Begriff „rest“ wird hier vielschichtig verstanden: als Pause, als Überbleibsel, als Stütze. Auf dem Boden verteilt liegen hunderte bunte Stoffbälle – „jede einzelne steht für einen Lebenstag von Thornton“. Die Besucher*innen bahnen sich den Weg durch diese weiche Chronik und finden schließlich eine Teppichfläche mit einem Bildschirm, auf dem nur Farben flimmern. „Hier lässt es sich herrlich gut bewusst ein- und ausatmen.“ Ein kontemplativer Raum, in dem Erinnerung, Alltag und Ritual ineinanderfließen.

Gallery Weekend Berlin 2025 war ein Triumph der Vielstimmigkeit. Jede Ausstellung eine eigene Welt, jede Galerie ein Fenster in andere Realitäten. Die Kunst spricht, die Stadt atmet – und Berlin bleibt das pulsierende Herz der Gegenwartskunst.

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Tags: Farbfotografie, Gegenwartkunst, Gemälde, Installation, Konzeptkunst, Kunst, Malerei, Schwarzweißfotografie‎, Skulpturen, Zeichnungen, Zeitgenössische Kunst
Leelee Chan, Spiral Diaries, Installationsansicht. Courtesy of the artist and Klemm's, Berlin. Leelee Chan, Spiral Diaries, Installationsansicht. Courtesy of the artist and Klemm's, Berlin. - Mit freundlicher Genehmigung von: gallery-weekend-berlin.de /

Wer: GALLERY WEEKEND

Anthony Goicolea, Stick in the Mud, 2025. Courtesy the artist and CRONE Anthony Goicolea, Stick in the Mud, 2025. Courtesy the artist and CRONE - Mit freundlicher Genehmigung von: gallery-weekend-berlin.de /

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SoiL Thornton, The Rest, Installationsansicht, 2025. Courtesy of the artist and Galerie Neu, Berlin. Foto: Stefan Korte SoiL Thornton, The Rest, Installationsansicht, 2025. Courtesy of the artist and Galerie Neu, Berlin. Foto: Stefan Korte - Mit freundlicher Genehmigung von: gallery-weekend-berlin.de /

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Nadya Tolokonnikova, RAGE - Prison installation, 2024, Ausstellungsansicht. Galerie Nagel Draxler, Berlin, 2025. Foto: Simon Vogel Nadya Tolokonnikova, RAGE - Prison installation, 2024, Ausstellungsansicht. Galerie Nagel Draxler, Berlin, 2025. Foto: Simon Vogel - Mit freundlicher Genehmigung von: gallery-weekend-berlin.de /

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