Maria Hahnenkamp – Erste große Personale im Belvedere 21Das Belvedere 21 widmet der österreichischen Künstlerin Maria Hahnenkamp ihre erste große institutionelle Personale. Gezeigt werden Werke einer Künstlerin, die mit radikaler Konsequenz und feinsinniger Subversion den Mechanismen einer beschleunigten und oberflächlichen Bildproduktion entgegentritt und neue Perspektiven des Sehens und Denkens eröffnet.
Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: „Maria Hahnenkamps Werk zählt zu den interessantesten und zugleich widerspenstigsten der jüngeren österreichischen Kunstgeschichte. Es ist an der Zeit, diese Künstlerin, die seit Jahrzehnten konsequent gesellschaftliche und mediale Strukturen hinterfragt und mit subversiver Radikalität Bilder von Weiblichkeit analysiert, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.“
Maria Hahnenkamp, geboren 1959 in Eisenstadt, arbeitet seit über dreißig Jahren mit, durch, über und gegen das Medium der Fotografie. Im Zentrum ihres kritischen und feministischen Schaffens steht die radikale Infragestellung der Wirkmacht von Bildern. Sie greift stereotype Darstellungen von weiblichen Körpern aus Kunstgeschichte, Mode und Pornografie auf und nutzt diese als Ausgangspunkt für ihre Auseinandersetzung mit Repräsentation und gesellschaftlicher Normierung.
Als artist’s artist zählt Hahnenkamp zu den Schlüsselfiguren der österreichischen Gegenwartskunst. Ihren Zugang zur Fotografie erarbeitet sie sich autodidaktisch in den 1980er-Jahren über die Gebrauchsgrafik. Erfahrungen in Druckereien und Werbeagenturen prägen ihr Verständnis von Bildstrategien, die sie hinterfragt und umkehrt. In den 1990er-Jahren besucht sie die Schule für künstlerische Photographie von Friedl Kubelka und setzt sich in Workshops mit experimenteller Fotografie auseinander. Zeitgleich beginnt sie mit der Datierung ihrer ersten künstlerischen Werke. Hahnenkamp erinnert sich: „Am Tag die Grafik und in der Nacht die Kunst.“
Ihr vielseitiges Œuvre umfasst Fotografien, Arbeiten auf Fotopapier, Diaprojektionen, Videoarbeiten, Installationen sowie ortsspezifische Interventionen. Hahnenkamp versteht sich als Künstlerin, die mit Fotografie arbeitet – nicht als Fotografin. Ihre Werke bewegen sich im Spannungsfeld von Aneignung, Dekonstruktion und kritischer Reflexion fotografischer Bilder. Durch bewusste Distanz zur Kamera inszeniert sie ihre Sujets, weist Kompositionen an und reflektiert deren Wirkung als Künstlerin. Damit hinterfragt sie den vermeintlich objektiven Blick der Fotografie.
Zentrales Thema ihrer Arbeit ist die Inszenierung des weiblichen Körpers im Kontext konsumorientierter Bildproduktion. Hahnenkamp entwickelt künstlerische Strategien des Entzugs und der Fragmentierung: Frauenkörper werden verdeckt, ausgelöscht oder in Teilen gezeigt – ein bewusster Gegenentwurf zu etablierten Repräsentationsmechanismen. Gleichzeitig greift sie zur Übersteigerung, indem sie gefundenes Bildmaterial als Diaprojektion in schneller Abfolge an die Wand wirft und so die stetig wachsende Bilderflut sichtbar macht.
Die tägliche Konfrontation mit Werbebildern sensibilisiert Hahnenkamp früh für die Fotografie als Medium der Aneignung und kommerziellen Oberflächlichkeit. Ihre Kunst stellt diese Konventionen in Frage, untergräbt sie und legt das Verborgene hinter dem Sichtbaren offen.
Hahnenkamps Werke knüpfen an die Feministische Avantgarde der 1970er-Jahre an und entwickeln zugleich eine eigene, unverwechselbare künstlerische Position. Sie öffnet für jüngere Künstler*innengenerationen neue Wege und nutzt die Schnittstellen zwischen kommerzieller und künstlerischer Fotografie als produktiven Reflexionsraum – sowohl für ihre Werke als auch für ihre Ausstellungskonzepte.
Die Ausstellung im Belvedere 21 zeigt über 100 Werke aus rund 35 Werkgruppen und bietet einen umfassenden Einblick in das vielschichtige Schaffen von Maria Hahnenkamp. Thematisch im Zentrum stehen Leere, Raum, Handwerk und Ornament sowie deren inhaltliche Verbindungen. Gemeinsam mit der Künstlerin wurde eine Ausstellungsarchitektur von Walter Kräutler entwickelt, die Fotografien, Arbeiten auf Fotopapier, Diaprojektionen, Videoarbeiten, Installationen, ortsspezifische Interventionen und eine Klangarbeit vereint.
Kuratorin Stefanie Reisinger: „Diese Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Maria Hahnenkamp entstanden. Es war uns wichtig, ihr Schaffen anhand zentraler Interessen und künstlerischer Strategien sichtbar und erlebbar zu machen. Das Prinzip der Reduktion, die wenigen gezielten architektonischen Eingriffe und die bewussten Leerstellen schaffen Raum für eine aufmerksame Betrachtung, die über das bloße Sehen hinausgeht. Ihre theoretisch-konzeptuelle Herangehensweise etabliert sich dadurch überraschend einfühlsam und haptisch. Die Besucher*innen erwartet ein spannungsvolles Gefüge aktivierender Gegensätze.“
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König. Beiträge von Clara Bouveresse, Rainer Fuchs, Ruth Horak, Christin Müller und Stefanie Reisinger beleuchten das Werk von Maria Hahnenkamp aus kunsthistorischer, feministischer und medientheoretischer Perspektive.
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