Whatever You Throw at the Sea... ist ein recherchebasiertes audiovisuelles Projekt der in Johannesburg lebenden und arbeitenden Künstlerin und Researcherin Zara Julius, das im April 2023 in einer Installation im Weltmuseum Wien münden wird. Julius, die 2022 im Rahmen eines Residency-Programms im Weltmuseum Wien recherchiert und sich kritisch mit dessen Beständen und jenen des Phongrammarchivs der ÖAW ‒ Österreichische Akademie der Wissenschaften auseinandergesetzt hat, beschäftigt sich dabei mit dem Umstand, dass sich Communities in Afrika und der afrikanischen Diaspora seit langem oft buchstäblich an vorderster Front der ökologischen wie kulturellen Ausplünderung befinden.Mittels einer Klang-Collage in Form einer limitierten 12“-Vinyl-Edition und der Verwendung von Material aus der fotografischen Sammlung des Weltmuseums Wien durchdenkt die Installation ozeanische und rhythmische Logiken, die eng verschränkt sind mit Erfahrungen von Verlust, Leben, Tod und dem Möglichen.
Über die AusstellungZentral für Julius’ Arbeitsweise ist die Vielstimmigkeit. Auch Whatever You Throw at the Sea... wurdeunter Beteiligung einer Reihe von Kulturtätigen aus Johannesburg und Wien produziert, deren persönliche Geschichten mit Quellenmaterial von unterschiedlichen Orten auf dem afrikanischen Kontinent und aus der afrikanischen Diaspora verwoben werden.
Das Projekt ist sowohl eine Kritik an ethnografischen und „wissenschaftlichen“ Sammlungen im globalen Norden – an deren zeitlichen und geschichtlichen Vorgaben sowie deren Ko-Präsenz von Gewalt, kultureller Extraktion und Gatekeeping – als auch am aktuellen Klimadiskurs, der es versäumt, Kolonialität in die anhaltende Klimakrise einzubeziehen.
Die Arbeit schlägt eine ozeanische Weltsicht vor und rückt afrikanische Epistemologien ins Zentrum. Sie setzt sich mit Überlebensmethoden und subversiven Strategien auseinander, die in just jenem Material verborgen sind, das in den erwähnten Sammlungen weggesperrt wurde. Das Projekt skizziert dabei neue Zukünfte und Überlebenschancen für diejenigen, die infolge des im Siedlerkolonialismus verübten Diebstahls von der Klimakatastrophe am stärksten betroffen sind.
Zara Julius, interdisziplinäre Künstlerin, Researcherin und „Vinyl Selector“, lebt und arbeitet in Johannesburg, Südafrika. Julius praktiziert eine Arbeitsmethodik der „Entrückung“ und beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit dem Verhältnis von Performativität, Verschleierung und fugitivity („Flüchtigkeit“) in der Siedler(post)kolonie mit besonderem Fokus auf den sogenannten „globalen Süden“. Zara Julius arbeitet mit Sound, Video, Performance und Objekten und sammelt, selektiert, collagiert und erschafft durch umfangreiche Forschungsprojekte reale, imaginäre und verkörperte Archive. Sie beschäftigt sich vor allem mit den inneren Abläufen des Black sonic und damit, wie diese uns helfen können, eine neue Zukunft zu imaginieren und eine andere Gegenwart zu erleben.
Zara Julius hat einen BAHons in Sozialanthropologie von der Universität Kapstadt und einen MAFA in Bildender Kunst durch Forschung und Praxis von der Universität von Witwatersrand.
www.zarajulius.com
(Dieser Text wurde von der Künstlerin zur Verfügung gestellt)