Wie in vielen anderen Ländern dominierten auch in der israelischen Architektur der 1950er- bis 1970er-Jahre der Brutalismus und ein expressiver Umgang mit Sichtbeton. Heute werden zahlreiche der Bauten aus dieser Zeit von der Allgemeinheit kritisch oder geringschätzig betrachtet. Als Folge sind viele dieser Gebäude vom Abriss bedroht. Der israelische Fotograf und Medienkünstler Eli Singalovski hat es sich zur Aufgabe gemacht, die rohe Schönheit und den Formenreichtum dieser Bauten in Münchens Partnerstadt Be'er Sheva, in anderen Städten Israels aber auch weltweit fotografisch einzufangen. Der utopische Gründergeist, der sich beim Aufbau Israels mit der Betonästhetik verband, ist in seinen Fotografien allgegenwärtig.Singalovski präsentiert die brutalistischen Bauten zentriert in dramatischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und unbelebt, ohne sichtbare menschliche Aktivität. Die lange Belichtungszeit bei Nacht lenkt den Fokus weg von der in die Jahre gekommenen Materialität des Sichtbetons hin zur futuristischen Struktur und Plastizität der Architektur.
"Ich wollte alles Unwichtige weglassen. Ich wollte den Bau in Nachtaufnahmen vor dem schwarzen Himmel aus seiner Umgebung herauslösen," führt Eli Singalovski aus. "Der Betrachter sollte sich ganz auf die baulichen Details konzentrieren können." Derart in Szene gesetzt offenbaren die einzelnen Bauten ihren höchst individuellen Charakter. "Der Grundgedanke dahinter war, den Bau möglichst wie ein Porträt darzustellen – ein in einem Studio porträtierter Bau. Wie wenn man einen Menschen im Studio vor einem schwarzen Hintergrund fotografiert."
Von Januar bis März 2023 ist Eli Singalovski Stipendiat der Landeshauptstadt München im Programm ARTIST IN RESIDENCE MUNICH – EBENBÖCKHAUS.