Café Arabi (c) jmw.at Café Arabi (c) jmw.at - Mit freundlicher Genehmigung von: StalzerundPartner

Was: Ausstellung

Wann: 25.05.2022 - 19.03.2023

Am Wiener Kohlmarkt, mitten in der Innenstadt, eröffnete 1951 das Arabia. Es importierte die italienische Espresso-Kultur in die traditionelle Kaffeesieder-Metropole, was für heftige Diskussionen sorgte. Aufsehenerregend war auch sein Ende. 1999 musste es einer Boutique weichen, was sowohl von Stammgästen wie von Architekturkennerinnen und -kennern bedauert wurde.…
Am Wiener Kohlmarkt, mitten in der Innenstadt, eröffnete 1951 das Arabia. Es importierte die italienische Espresso-Kultur in die traditionelle Kaffeesieder-Metropole, was für heftige Diskussionen sorgte. Aufsehenerregend war auch sein Ende. 1999 musste es einer Boutique weichen, was sowohl von Stammgästen wie von Architekturkennerinnen und -kennern bedauert wurde. Mittlerweile ist die Geschichte des Cafés und seines Gründers, des Unternehmers Alfred Weiss (1890-1973) in Vergessenheit geraten und soll nun wieder ins Bewusstsein gerückt werden. „Arabia“ hieß bereits die Kaffee- und Teeimportfirma, die Weiss nach dem Ersten Weltkrieg übernahm und in der Zwischenkriegszeit zu einer erfolgreichen und beliebten Marke machte – der bekannte Grafiker und Freund von Alfred Weiss, Joseph Binder (Meinl-Logo u.a.), entwarf für ihn eine der ersten Corporate Identities, mit markantem „A“.

1938 wurde der Betrieb „arisiert“, die Familie Weiss musste fliehen, die Töchter überlebten in England, Alfred und seine Frau Lucie nach Irrfahrten durch Europa in Rom. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten sie nach Wien zurück. Aus Italien brachten sie mit, was sie aufblühen sahen: die neue Technik der Espressokaffeezubereitung. Es gelang Weiss, seine Importfirma zurückzubekommen. Der Name Arabia wurde in den Nachkriegsjahrzehnten wieder zu einer der großen Kaffeemarken.

Mit der Gestaltung des Espresso-Cafés beauftragte Weiss den Architekten Oswald Haerdtl, der dieses als Gesamtkunstwerk realisierte. Er erwarb zudem das Palais Auersperg 1953 und machte es – ebenfalls nach Entwürfen Haerdtls – zur Firmenzentrale „Haus Arabia“ und zu einem lebendigen Veranstaltungszentrum. Dank seiner Tatkraft und Unerschrockenheit scheute er nicht, sich den Unzumutbarkeiten und Widersprüchen im Nachkriegsösterreich zu stellen. So verkehrte er mit den Spitzen der Innenpolitik der Zweiten Republik und arbeitete sowohl mit Haerdtl, der während des Krieges auch für die Nationalsozialisten tätig war, als auch mit dem Grafiker Heinrich Sussmann, der Auschwitz überlebt hatte. Sichtbares Zentrum seines Schaffens waren und blieben für viele Jahre das Café und die Marke Arabia.

Tags: Kaffeehaus, kultur

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