Die nackte Wahrheit. Gustav Klimt und sein Wien um 1900.Aus Anlass des 160. Geburtstags des großen Malers und Zeichners Gustav Klimt (1862-1918) wird dessen bedeutendes Gemälde aus dem Jahr 1899 vor dem Hintergrund radikaler künstlerischer Reformbestrebungen im Wien um 1900 in neuer Zusammenstellung gezeigt. Das Bild stammt aus dem Nachlass des Künstler-Ehepaars Hermann Bahr und Anna Bahr-Mildenburg und hat seit 1991 seine Heimat im Theatermuseum im Palais Lobkowitz.Gustav Klimts berühmtes Gemälde Nuda Veritas (1899) kam über den Nachlass Hermann Bahrs (1863–1934) in das Theatermuseum. In ungeschützter Frontalität fordert die Nackte Wahrheit den Betrachter heraus. Der vorgehaltene Spiegel wird zur programmatischen Haltung. Für kompromisslose künstlerische Wahrhaftigkeit, ganz im Sinne der Secession, deren erster Präsident Gustav Klimt war, steht auch Schillers Sentenz: „KANNST DU NICHT ALLEN GEFALLEN DURCH DEINE THAT UND DEIN KUNSTWERK – MACH ES WENIGEN RECHT. VIELEN GEFALLEN IST SCHLIMM“.
Hermann Bahr, der unermüdliche Propagator der Moderne, verstand das Gemälde als Bestätigung seines eigenen Tuns und erwarb es 1900. Es fand in seiner vom Architekten der Secession, Joseph Maria Olbrich, fertig gestellten Villa in Ober-Sankt-Veit einen prominenten Platz - in seinem Arbeitszimmer.
„Damit leb ich nun Aug in Aug seit achtzehn Jahren, und will ich einmal müd werden, so blick ich hin, da geht’s dann schon wieder.“ (Hermann Bahr)
In der Auseinandersetzung um Gustav Klimts Werke, besonders um die skandalisierten Fakultätsbilder, ergriff er leidenschaftlich für diesen Partei. Gemeinsam mit Koloman Moser publizierte er die Schrift "Gegen Klimt", eine Zusammenstellung journalistischer Schmähungen, die sich nach Auffassung der Herausgeber selbst entlarvten.
Die adaptierte Aufstellung des Raumes zeigt die Entstehungsgeschichte einer intensiven "Dreiecksbeziehung": Gustav Klimt – Nuda Veritas – Hermann Bahr.