Lange bevor ihnen Universitäten offenstanden und lange bevor ihre intellektuelle Arbeit bezahlt wurde, hat es sie gegeben: Frauen, die sich mit Kunst befassten, an Diskursen über Kunst teilnahmen und als Akteur*innen des kulturellen Lebens eine wichtige Rolle spielten. Entscheidend haben sie auch zur Disziplin der Kunstgeschichte beigetragen.Ziel derTagung ist es, einen systematischen Blick auf Lebensläufe, Wirkungsorte und Wirkungsfelder von Kunsthistoriker*innen im deutschsprachigen, wie im internationalen Raum zu lenken, nach ihren Bedingungen zu fragen, ihre Leistungen zu würdigen und die aktuelle Situation zu diskutieren. In mehr als 30 Beiträgen enthüllt die Tagung ein Kaleidoskop kreativen Schaffens, für das eine bisher männlich dominierte Wissenschaft kein Narrativ entwickelt hat.
Mit Daniela Hammer-Tugendhat und Irene Below werden zu Beginn wichtige Zeitzeuginnen der Frauenbewegung der 70er bis 90er Jahre zu Wort kommen. Errungenschaften der Emanzipation scheinen ihnen heute wieder rückläufig.
In den folgenden Sektionen werden Karrieren aus verschiedensten kulturellen Räumen seit dem ausgehenden 18. Jh. vorgestellt. Zeigt sich die Frühphase als „Experimentierfeld“ individueller Selbstfindung, wird die Zwischenkriegszeit von wachsender Professionalisierung in den institutionellen Bereichen Museum, Denkmalpflege und Universität bestimmt. Zu dem wichtigsten Rüstzeug von Kunsthistorikerinnen zählen Autonomie, Flexibilität und Resilienz und so behaupten sie sich über Grenzen, politische Systeme und Institutionen hinweg. Einen nachhaltigen Einschnitt bedeutet schließlich die Zeit des Naziterrors vorallem für Karrieren an der Universität. Emigrierten Kunsthistorikerinnen gelang eine Rückkehr viel seltener als ihren Kollegen. Teil der Tagung ist daher eine Lichkunstintervention zum Denkmal für Ausgegrenzte, Emigrierte und Ermordete des Kunsthistorischen Instituts der Universität Wien, 1933/34- 1938 – 1945, für die der Künstler Tim Schmelzer gewonnen werden konnte. Vernissage am 6.11. Sie wird bis 9.11.21 jeweils in den Abendstunden ab 18.00 Uhr im Hof 9 des Universitätscampus ausgestrahlt.
(Zugang über Garnisongasse 13)
Der Verband österreichischer Kunsthistoriker*innen und Kunsthistoriker (VöKK) versteht sich als Zusammenschluss und Interessensvertretung unterschiedlicher kunsthistorischer Berufe sowie der Studierenden der Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft oder Bildwissenschaft. Die Im Turnus von zwei Jahren stattfindenden Tagungen zählen zu den größten kunsthistorischen Fachkongressen in Österreich.
Akademie der bildenden Künste Wien, Atelierhaus (Semperdepot) Lehargasse 8 [Tor 1] 1060 Wien Die Tagung ist hybrid konzipiert. Detaillierte Informationen: http://tagung.voekk.at