Im Werk des 1954 in Heiligenstadt geborenen Bildhauers Dietrich Klinge und auch bei dem 1935 in Straßburg geborenen Malers Jean Remlinger ist das Thema Kopf ein wichtiges Motiv, das sich durch das Gesamtwerk zieht. Deshalb konzentrieren wir uns in dieser Ausstellung mit Werken von zwei Künstlern unterschiedlicher Gattung gezielt auf ein Thema: Köpfe.Dietrich Klinge - Skulpturen:Wir freuen uns, Ihnen mit dieser Ausstellung eine besondere Auswahl von Arbeiten des Bildhauers Dietrich Klinge zu präsentieren. Köpfe sind im Lauf von Jahrzehnten immer wieder aufgenommenes Sujet des Künstlers.
Der besondere Reiz dieser Köpfe liegt in ihrer Verblocktheit, der immer etwas Offenes, Unfertiges anhaftet. Die geraden, horizontalen Schnitte, die Kopf und Gesicht oft unterhalb des Kinns und oberhalb der Stirn, am Haaransatz, mutwillig begrenzen, betonen das Fragmentarische, den Stamm, den Holzklotz.
Viele Köpfe, wenn man sie umdreht oder um sie herumgeht, sehen von hinten betrachtet aus wie gerade mit der Kreissäge fürs Holzhacken zurechtgeschnittene Holzklötze. Das Material erinnert ständig daran, dass das menschliche Gesicht nichts einfach Gegebenes ist, das da ist, sondern, dass es etwas Aufgegebenes ist, das nur ist, wenn es der Natur entrissen wird.
Jean Remlinger - Malerei:Wir freuen uns, mit dieser Ausstellung eine spannende Auswahl von Arbeiten des Malers Jean Remlinger zu präsentieren. Seit jeher beschäftigt er sich malerisch intensiv mit dem Menschen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Kopf, der von Remlinger oft freistehend, einzeln, quasi als autonomer Teil des Körpers, dargestellt wird.„Seit Beginn der 70er Jahre beherrscht, oft sogar ausschließlich, der menschliche Körper Jean Remlingers Gemälde. Selten ist der Körper ganz dargestellt, meistens als Torso und bruchstückhaft. Die jüngst im Atelier entstandenen Bilder zeigen nahezu gesichtslose Gestalten, oder aber die Gesichter geraten zu Masken, die losgelöst vom Körper die Bildfläche beherrschen. Die Masken, stumme Gesichter ohne jeden Gefühlsausdruck, scheinen ihre Menschlichkeit durch die sie umgebenden Gestalten zu gewinnen.
Alle Werke dieser Reihe vermitteln den Eindruck, als hätte Jean Remlinger aufgehört, noch irgendetwas erzählen zu wollen. In dem Bestreben, nichts als Malerei zu sein, verweigern sie jede Erklärung, nur hier und da lassen sie Hinweise zu.
Die dargestellten Elemente widersetzen sich jeder Bedeutung: als wäre die Gestalt nur Vorwand für die malerische Erfahrung. Auch lassen sich die Bilder weder ideologisch noch mythologisch vereinnahmen oder autobiographisch deuten. Die einzige Geschichte, die sie erzählen, ist die Malerei selber, die der Künstler immer wieder und jedesmal neu erzählt.Jean Remlingers Werk berührt verschiedene Strömungen des 20 Jahrhunderts, unter anderen die „narrative Figuration“oder in jüngerer Zeit die italienische „Trans-Avantgarde“. Remlingers jüngste Bilder mögen an Francis Bacon erinnern, dessen Gestalten - um Michel Leiris aufzugreifen - jeder epischen Dimension entbehren und kaum anders als im Ruhezustand dargestellt sind.
Aber auch Jean Remlingers zentrales Thema ist ganz offensichtlich der wirkliche, lebendige Mensch, eine Darstellung des Menschen in der Malerei, die allerdings für Abenteuer und Mythos offen ist.“Sylvie RamondKonservatorin des Beaux Art Museum von Lyon Des Beaux Arts - Lyon