In der Nikolauskapelle zeigen wir neue Malerei von Robert Weber. Seine beeindruckenden, auf den ersten Blick rein abstrakten Arbeiten auf Goldgrund gehen von der Ikonenmalerei des Mittelalters aus. Seine Arbeiten sind gewissermaßen Versuche des Sichtbarmachens des Anderen, im transzendenten Raum erlebbaren, nicht darstellbaren. Weber orientiert sich dabei Inhaltlich an der Mystik und an den Gnostikern, die heute von der offiziellen Kirche als Härätiker verunglimpft werden.„Dass die modernen Künstler Gnostiker sind und Dinge praktizieren, die die Priester längst vergessen wähnen;vielleicht andere Sünden begehen,die man nicht mehr für möglich hielt.“Hugo Ball
Die Bilder Webers brauchen Zeit und Offenheit: Sie erschließen sich oft nicht sofort, sondern verlangen danach, sich auf sie einzulassen, gleichsam zu meditieren. Die Fähigkeit, angesichts der Überwältigung der Sinne durch wahrnehmungssprengende Erfahrungen von Größe, Unendlichkeit, Fülle nicht inne zu halten, sondern kreativ zu werden – und den Schock der Überwältigung zum Initial des künstlerischen Prozesses umzudeuten, kennzeichnet die ästhetische Figur des Erhabenen, die trefflich wie keine andere Kategorie die Bilder von Robert Weber beschreibt.aktuelle Arbeiten von Frau, Sohn und Tochter im Präl SEIT 1971Die bei Webers Arbeitsaufenthalt zum Franz-Josef-Spiegler-Preis 2008 entstandenen Altarbilder für die Nikolauskapelle werden an ihrem Entstehungsort als Teil der neuen Ausstellung nochmals gezeigt.Im barocken Hubertussaal zeigen wir eine Auswahl neuer und klassischer Skulpturen von Hans Scheib.
Der Berliner Bildhauer ist seit Jahrzehnten einer der wichtigsten, seine Kunstform prägenden deutschen Holzbildhauer. Seine Arbeit gründet auf der Tradition der expressiven Formensprache. Die farbige Holzskulptur hat sich im Lauf von Jahrzehnten in seinen Händen zu einer vielseitig versierten, ganz eigenen Kunst entwickelt.
Scheib lotet mit seinen mal filigranen, fein gearbeiteten, mal bestechend schlichten Holzskulpturen humorvoll die Bandbreite der Existenz seiner Figuren aus. Seine oft der Mythologie entlehnten Gestalten können von Sehnsucht erzählen, von Einsamkeit, Zerbrechlichkeit, von sexuellem Hunger, Humor oder Tragik. Jeder einzelnen von Ihnen gesteht der Künstler dabei seine ganz eigene Identität zu. Man meint fast, in dieser Ausstellung nicht skulpturalen Darstellungen zu begegnen, sondern ganz direkt den von ihm erschaffenenen individuellen Persönlichkeiten.
„Wenn man Hans Scheib fragen würde, was er für einer sei, würde er stumm in irgendeine Dorfkirche zeigen und lieber Bildschnitzer als Bildhauer heißen. Dieses Beiseitetreten hat aber nichts mit alter Kritik und modernen Verweigerern zu tun. Im Gegenteil. Scheib weiß einfach: je unmoderner die Auffassung vom Bildhauer, desto ungestörter kann man einer sein.“Michael Freitag