Situationsbedingt kann leider keine Vernissage stattfinden. Die Ausstellung kann während unserer regulären Öffnungszeiten besucht werden. Gerne führen wir zusätzlich auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten nach Vereinbarung eines persönlichen Termines durch die Ausstellung.Vom 26.06. bis 01.08.2020 widmet die Galerie Thomas Fuchs ihrem neuen Galeriekünstler Peter Churcher (*1973 in Melbourne, Australien) seine erste Einzelausstellung in ihren Räumen. Die Gemälde von Peter Churcher beziehen sich auf seine eigene zeitgenössische Welt und zeigen seine klare Absicht, die realistischen Malerei so lebendig wie möglich zu gestalten. Doch Churcher strebt nicht nach fotorealistischer Detailgenauigkeit, sondern vielmehr nach einer malerischen Qualität, die das Erscheinungsbild einfängt und so seine Wahrnehmung auf die Leinwand überträgt. Vor allem das Motiv des menschlichen Körpers bietet ihm eine facettenreiche Ausdruckskraft.
Dieses Bestreben lässt sich vor allem an der Werken aus seiner Duschserie festmachen. Der Künstler arbeitet hier mit professionellen Modellen, die in kurzen Sitzungen in der Dusche stehen, während er in kleinen Studien den Wasserfluss und die Gesten einfängt. In "Kaue" stellt Churcher eine Figur hinter einer beschlagenen Duschwand dar. Das fließende Wasser ändert seine Richtung entsprechend der Körperbewegung und reflektiert das Licht auf seiner Oberfläche. Churchers Gemälde wirken auf den Betrachter nicht wie Momentaufnahmen. Vielmehr hinterlassen sie den Eindruck, dass das Wasser in ständiger Bewegung ist und der Betrachter aus sicherer Entfernung hinter der Duschwand zuschaut.
Die gläserne Duschwand wird bei Churcher zu einer vielseitigen Ebene der Abstraktion. Sie verwischt die Konturen der Figur und ihre Erscheinung. Die Wassertropfen, die am Glas herunterlaufen, sowie der Dampf verstärken diese Abstraktion der Figur und der Umgebung, lassen aber bestimmte Stellen klar und dadurch deutlich hervortreten. Die teils scharfe, teils verschwommene Figur entfaltet eine dynamische Wirkung, die die Ambivalenz des Gemäldes, die sowohl auf der Bewegung als auch dem Stillstand beruht, noch verstärkt. Diese lebendige Natur des Motivs wird durch das schimmernde Licht in den Wassertropfen noch mehr verdeutlicht.
Darüber hinaus zieht sich die Spannung zwischen Unschärfe und Schärfe wie ein roter Faden durch die neuen Arbeiten von Peter Churcher. Im "Portrait Felix I" ist ein junger Mann dargestellt, dessen Gesicht nur zur Hälfte beleuchtet ist, während die andere Hälfte fast mit dem dunklen Hintergrund zu verschmelzen scheint. Sein Gesichtsausdruck ist der Hauptfokus in diesem Gemälde. Der introvertierte, melancholische Blick bildet eine Distanz zum Betrachter, der jedoch physisch nahe an der Figur steht. Churchers Verwendung von Farbe in den Werken dieser Ausstellung hat eine poetische Qualität: Weiche Farbschlieren verlaufen über die Figuren, als ob man durch eine alte Linse blickt, und bilden so eine transparente Barriere zwischen der Figur und dem Auge des Betrachters. Die Streifen, als visueller Teil der Barriere, präsentieren die Figur in einer magischen Erscheinung, wodurch sich die Szene weiter von der Realität entfernt. Besonders deutlich wird dies in "Felix ( Back )", wo die Gliedmaßen und der Kopf der Figur teilweise schemenhaft oder abstrahiert sind, während der Rücken als Hauptfokus deutlich herausgearbeitet ist. Durch die Verschmelzung von Barriere und der Form der Figur betont der Künstler nicht nur den Schwerpunkt des Gemäldes, sondern vermittelt auch das Gefühl eines antiken Gemäldes oder Freskos.
Der Betrachter sieht die Figuren von Churcher in einem intimen und verletzlichen Zustand. Auf diese Weise baut er eine emotionale Verbindung zu ihnen auf. Insbesondere seine männlichen Akte befinden sich in einem Zustand zwischen sanfter Verletzlichkeit und einer dezenten Erotik. Im Mittelpunkt seines Oeuvres steht vor allem der männliche Akt, der für ihn als Motiv weniger aufgeladen ist als der weibliche Akt. Nähert man sich den Gemälden, so zeigen sie einen präzisen, aber oft lockeren und expressiven Pinselstrich, der an die großen Meister des 17. Jahrhunderts erinnert, die Churcher selbst als seine Inspiration sieht.
Peter Churcher studierte am Victoria College (heute Deacon University) in Melbourne, AU. 2004 absolvierte er eine Atelierresidenz in Barcelona, wohin er 2006 endgültig umzog. Er beschreibt das Leben in Europa als viel förderlicher für ihn als Künstler, denn die kulturelle Vielfalt und Geschichte der Stadt ist zu einer Inspirationsquelle für seine Arbeit geworden ist.