Denn eines ist sicher: Kunst braucht Freiheit. (So sind beispielsweise 80 Prozent der syrischen Künstler ins Exil gegangen) Kunst stellt aber auch einen Weg in die Freiheit dar.
Eva Maltrovsky, Autorin, Vortragende und Kuratorin, schreibt zum Projekt: „Ein Austausch der Kulturen gibt der Kunst neue Impulse, führt zur Bereicherung und Weiterentwicklung. Wenn man in der europäischen Kunstgeschichte zurückblickt, wird evident, dass Phasen, in denen man sich besonders mit anderen Kulturen auseinandergesetzt hatte, fruchtbar wurden für die Weiterentwicklung der Kunst.
Die Künstler und Künstlerinnen bringen ihren kulturellen Hintergrund mit, sie müssen sich unweigerlich auch mit ihren Erfahrungen von Flucht, Gewalt, Trauma, Fremde, Verlust von Heimat, kultureller, sprachlicher und soziologischer Differenz und der Frage nach Identität und neuer Verortung auseinandersetzen.
Bei vielen Künstlern spielt neben der eigenen kulturellen Tradition auch die Auseinandersetzung mit der westlichen Kunst eine Rolle. Zum Teil erfolgte dies bereits seit dem Studium, auch die neue Lebenssituation und neue Kontexte regen zur Auseinandersetzung an.
Die weitgehend expressive Malweise erlaubt die Vermittlung von Emotionen, lässt aber auch Spielraum offen. Die Last der Erfahrung, das Trauma, die Erinnerung kann sich in den Farbschichten und Räumen verdichten und erfährt mit den Jahren eine Transformation. So bei Faek Rasul, dessen Biografie bereits Erahntem eine Erklärung gibt.“
In seinem Beitrag zum Projekt schreibt Günter Oberhollenzer, Mitglied des Südtiroler Kulturbeirats und Lehrbeauftragter und Kurator an der Landesgalerie Niederösterreich in Krems (Eröffnung 2019): „Es wäre es für uns Betrachter vermessen, wenn nicht sogar hinderlich, ...immer nur die Flucht- und Leidensgeschichte herauslesen zu wollen. Vielmehr scheint ein Reiz darin zu liegen, ohne einschränkende Kategorisierungen aber mit großer Neugierde den Werken zu begegnen und unvoreingenommen in die künstlerische Welten einzutauchen. Dabei werden wir starke Malerei, eindringliche Zeichnungen ..., mit Themen zum Inhalt, die persönlich und universell zugleich erscheinen: die Schönheit der einfachen Form, die Kraft der malerischen Expression, das Verwischen der Grenzen von Figuration und Abstraktion, aber auch die Auseinandersetzung mit Heimat und Flucht, Liebe und Verlust, Freude und Leid, Sehnsucht und Hoffnung. Wir sehen ... schmerzvoll verzerrte Körper und Köpfe, aber auch sich liebend Findende (Ramadan Hussien), auf das Wesentliche reduzierte, naive wie intensive Porträts (M. Kuty), dichte Wälder und andere Naturlandschaften, die sich in bunten Farbstrukturen auflösen (Farouk Muhammad)“
Weiters stellen wir Werke von sehr junge Künstlerinnen die in Österreich eine neue Heimat suchen und uns Ihre nahebringen. “Malen ist eine Heimat”
Verena Kienast, Journalistin und Autorin schreibt dazu: „Malen ist eine Heimat“: Nach Jahrzehnten der diktatorischen Reglementierung und einer kurzen Phase der Hoffnung, dass der vielfache Ruf nach Freiheit und Mitbestimmung gehört werden könnte, ist der Bürgerkrieg in Syrien verworren und ein Ende der Auseinandersetzungen, der Zerstörung und der Unterdrückung nicht in Sicht. Immer wieder bilden sich neue Fronten und neue Kulminationspunkte der Gewalt.
Diese einschneidenden Ereignisse, auf das Leben der Bevölkerung in einem der ältesten Hochkulturräume der Menschheit, finden ihren Ausdruck auf vielfältige Weise in der Kunst. Sowohl in den Arbeiten jener Künstler, die im Land geblieben sind, als auch der Vielzahl an Künstlern, die nun in der Diaspora leben - als Flüchtlinge weltweit.
Österreich ist für sie jetzt Heimat, denn, wie ein syrisches Sprichwort sagt: “Heimat ist dort, wo du deine Müdigkeit ablegen kannst”. Auch ein Zitat von Vincent Van Gogh nennen sie als Leitsatz: “Malen ist eine Heimat “. Manche haben schon gemeinsam an der Kunstfakultät der Universität in Damaskus studiert oder auch gelehrt, alle haben ihre Werke in verschiedenen Galerien und Ausstellungsräumen regelmäßig präsentieren können und ihre Bildsprache hat sich aus einem komplexen Zusammenspiel an Einflüssen herausgebildet. Für viele hat der europäische Expressionismus eine prägende Bedeutung, die freilich zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führt.
Die zeitgenössische Kunstszene in Syrien genoss vor dem Ausbruch des gewaltsamen Konflikts im Jahr 2011 relative Freiheiten im Ausdruck. Eingeschränkt freilich in der thematischen Bandbreite: politische, religiöse oder sexuell-konnotierte Inhalte waren nicht erwünscht. Die Fakultät der schönen Künste der Universität Damaskus bot Klassen in Malerei, visueller Kommunikation, Bildhauerei, Innenarchitektur, Graphik - auch Druckgraphik - und Wandmalerei. Darüberhinaus bestand der Anspruch der Fakultät, wissenschaftlich zu arbeiten. Nicht nur die Jahrtausende alte Kultur, sondern auch die sehr aktuelle zeitgenössische Kunst waren also in Syrien präsent.
DI. - MI. - Do.- FR.9.00 - 12.00 u. 14.00 - 18.00 UhrSamstag 9.00 - 14.00 Uhr
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