Samuel Buri (1935, Täuffelen am Bielersee)Samuel Buris künstlerische Praxis ist eine, die den Moment des Farbereignisses feiert, und die Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Gegenwart beiseite stellt. Wie er es im Atelier ausdrückte:„Darauf hoffen, dass das, was im Bild passiert, für sich reicht.“
Die Motive, die der Künstler ins Bild setzt, wiederholen sich mit Hingabe – Blumen, Früchte, Gärten, der Ausblick aus dem Atelier, ein Landschaftsausschnitt, eine Häuseransicht, seltener mit Personal. So zeigt beispielsweise Le mandarinier, 2017, einen früchtetragenden Baum eben jener Südfrucht, auf einer mit Steinmäuerchen gefassten Terrasse über einer Meeresbucht. Das Orange der Mandarinen wird komplementiert durch ein preussischblaues Meer; das Blättergrün zeichnet sich vor einem rötlichen abendlichen Himmel ab. Ganz ausgereizt wird das Vibrieren der Farben aber erst in der violetten Horizontlinie über dem Blau, und dem ganz am oberen Rand noch aufscheinenden Rest eines zweiten, nun cöelinblauen Streifens. (…) Es ist das immer wieder neue Austreiben der Farbenpracht, der Blüten im nächsten Jahr, die es dem Maler erlauben, der zeitgenössischen Gegenwart eine andere, zweite Zeitlichkeit gegenüber zu stellen.
Editierter Auszug aus dem Katalog zur Ausstellung.
Paolo Bellini (1941, MendrisioEin Teil der Skulpturen, die ich in dieser Ausstellung präsentiere, stammen aus der Erinnerung an Stadtlandschaften und Industriebauten, die heute nicht mehr genutzt werden und sich am Rande einiger Städte oder in völlig verlassenen Industriegebieten befinden.
Andere Werke hingegen entstanden aus der Wirkung, die Fotos und Bilder der Massenmedien auf mich ausübten. Sie dokumentierten die Zerstörung von Häusern, Palästen oder ganzer Städte, deren Ursachen in Naturereignissen wie Erdbeben oder Überschwemmungen oder aber im Krieg liegen.
Bei der Realisierung dieser Skulpturen suche ich auch nach plastischen Formen, die auf möglichst harmonische Weise miteinander in Dialog treten: das Volle und das Leere, das Vertikale und das Horizontale, geschwungene Bewegungen und gerade Linien, Ähnlichkeiten und Kontraste, die diesen Kompositionen Leben einhauchen.
Paolo Bellini, Juli 2018Übersetzung aus dem Italienischen